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Super Bowl LIII – ich war dabei

Der Super Bowl LIII ist in den Geschichtsbüchern und auch dieses Mal wird viel darüber diskutiert: War das 13:3 der New England Patriots gegen die Los Angeles Rams eine spannende Defensiv-Schlacht oder einfach langweilig? Brauchte es Maroon 5 in der Halbzeit wirklich? Und wie habe ich es geschafft exakt am Morgen nach dem Spiel krank zu werden? Zum dritten Mal in Folge durfte ich live bei einem Super Bowl dabei sein. Hier mein Erlebnisbericht:

Super Bowl LIII - ich

Auch wenn es schon mein dritter Super Bowl in Folge war, man wird doch jedes Mal von dem Gigantismus vor Ort weggebügelt. Kaum hatte ich in Atlanta das Flugzeug verlassen, war ich umringt von Super Bowl Plakaten, die Security begrüßte alle mit „Welcome to the Host City of Super Bowl LIII“. Selbst der Mann an der Passkontrolle wollte einen Tipp fürs Spiel – und erst dann wissen, was ich alles in die USA schmuggeln werde.

Erfreulicherweise hatte sich das Wetter in Atlanta erholt. Zu Beginn der Super Bowl Woche lag sogar noch kurz Schnee. Als ich das erste Mal ins Freie kam, war es mit etwa 17 Grad frühlingshaft warm.  An der Hotelrezeption dann wieder die Frage nach dem möglichen Gewinner des Spiels. Im Zimmer den Fernseher angemacht – und schon laufen Vorberichte. Im Gegensatz zu manchen Vorberichten im deutschen Fernsehen, wurde es aber nie langweilig. Selbst wenn das NFL-Network bis zu 11 Stunden am Tag die Zuschauer warm machte.

Rund 1,5 Millionen Gäste zum Super Bowl LIII

Dann war auch schon Gameday – der Sonntag der Sonntage in den USA. Mein Tag begann am Team-Hotel der Patriots, direkt in Downtown Atlanta. Kamera-Teams standen hier schon morgens um 9 Uhr bereit, sollte sich ein Spieler auf dem Balkon zeigen. Das Cafe gegenüber machte den Umsatz des Jahres. Geschätzt wurde, dass etwa 1,5 Millionen Gäste in die Stadt gekommen sind – nur für Super Bowl LIII. Also quasi einmal fast ganz Hamburg zu Besuch.

Super Bowl LIII - Hotel Pats

Die Hotels der Mannschaften, das Stadion, das Fanfest und alle Events drumherum lagen fußläufig erreichbar mitten in der Stadt. Wobei: Der Amerikaner fährt die 500m von A nach B natürlich mit dem klimatisierten Shuttle-Bus. Ich kam mir schon etwas blöd vor den Fußweg zu benutzen. Etwas schade war, dass die „Super Bowl Experience“ am Gameday schon geschlossen hatte. Ich hätte gerne ein paar Bälle geworfen oder gefangen. Das Fanfest war in diesem Jahr nur bis zum Samstag vorher. Einen Fanshop gab es natürlich trotzdem noch.

Super Bowl LIII - Socken

Neben Trikots, Kappen und T-Shirts, waren besonders Socken (!) der 32 NFL-Teams gefragt. Sehr interessanter Trend. Mal sehen, wann sich das in der Bundesliga breit macht. Mein Tipp an alle, die demnächst zu einem Super Bowl fahren: Kauft die Fanartikel am Tag danach, dann gibt es 20 bis 30% Rabatt! Bei 40 Dollar für ein T-Shirt macht sich das dann schon bemerkbar.

Da werden sie geholfen…

Das Gelände rund um das Mercedes-Benz Stadium war dann etwas größer und unübersichtlicher als gedacht. Aber es laufen dort so extrem viele Volunteers herum, die niemanden umherirren lassen. Mir hat dann ein junger Mann namens Pat gezeigt, wo mein Eingang zum Stadion ist. Als er hörte, dass ich aus Berlin komme, flippte er total aus. Er kam nämlich gebürtig aus Berlin/Georgia. Und dann bist zu plötzlich da:

Super Bowl LIII - Stadion

Das Mercedes-Benz Stadium ist schon gewaltig. Gebaut wurde es direkt neben dem alten Georgia Dome, von dem mittlerweile nichts mehr zu sehen ist. Wo vor rund 20 Jahren Bill Goldberg Hulk Hogan bei WCW Monday Nitro besiegt hat, ist heute ein Parkplatz. Der Ausflug zum Wrestling musste jetzt mal sein – auch, weil sogar Ric Flair ins Stadion zum Super Bowl LIII gekommen war. Wooooooo. Aber zurück  zum Football.

Als Opelfahrer im Mercedes-Benz Stadium

Mit dem Gedanken im Kopf, dass zu Hause ein Opel in der Garage steht, betrat ich den Spielort des Super Bowl LIII – das Mercedes-Benz Stadium. Sofort ist man gepackt von der Begeisterung, dem Hype, dem Wirbel und Trubel. In dem Moment waren es zwar noch 4 Stunden bis zum Kick-Off. Aber die Zeit war auch nötig, um das alles aufzusaugen. Für mich ging es in den dritten Stock in die Reihe 20. Fast unter dem geschlossenen Dach. Aber dafür gab es diese Aussicht:

Super Bowl LIII - Aussicht

Und dann war es wieder da, dieses erhabene Gefühl: Seit fast 25 Jahren verfolge ich die NFL und dann sitzt du im Stadion des Super Bowl LIII. Ich glaube, die Sitze sind deshalb etwas eng gebaut, damit man ständig vom Nebenmann einen Stoß in die Seite bekommen kann, um zu merken: „Ja, das hier ist wahr! Du bist dabei!“ Um mich herum dann extrem viele deutsche Reporter. Auch da merkt man, dass der Hype immer größer wird. Kollegen von ntv.de, der Süddeutschen, vom Spiegel und auch Martin Pfanner von DAZN war da:

Super Bowl LIII - Pfanner

Martin hatte für DAZN schon die gesamte Super Bowl Woche mitgemacht. Der Wahnsinn geht ja schon am Montag vorher los mit unzähligen Presseevents. Ich saß zwar während des Spiels hinter Martin, aber ich glaube er war noch sprachloser als ich von dem, was da geboten wurde. Und ja: Er trug wieder schwarz.

Günstig essen beim Super Bowl LIII

Voriges Jahr hatte ich noch gestaunt, wieso eine Dose Pepsi 8 Dollar kosten muss, genau wie ein Hotdog. Dieses Jahr war das etwas anders. Der Eigentümer des Stadions hatte die Preise gedrosselt und das ist auch gut so. 2 Dollar für einen Hotdog ist auch völlig okay. Dagegen aber 9 Dollar für ein amerikanisches Bier? Möglicherweise ist da eine Gefahrenzulage mit einberechnet…

Super Bowl LIII - Essen

Jetzt aber zum Spiel. Es ist immer so, dass ein Moderator unten auf dem Feld die Zuschauer im Stadion auf alles heiß macht. Das war in diesem Jahr Scott Hanson, der Moderator der NFL RedZone. Ich hatte so das Gefühl, dass er von den Zuschauern mehr bejubelt wurde, als die LA Rams. Das Stadion war ganz eindeutig in der Mehrheit hinter den Patriots. Es gab sogar extrem laute „Brady, Brady“-Sprechchöre – auch eher ungewöhnlich in einem Footballstadion. Sobald der Goat oder auch Coach Belichick auf der riesigen 360-Grad-Videoleinwand zu sehen waren, brandete ein enormer Jubel auf. Ich würde sogar sagen: Lauter als die vergangenen beiden Jahre.

Super Bowl LIII - Einlauf

Der Kick-Off rückte näher, das Dach ging auf und dann ging es endlich los mit Super Bowl LIII. Man spricht hier gerne vom größten Einzelsport-Event des Jahres. Aber man muss auch das ganze Entertainment mit einrechnen. Das fängt mit den Hype-Videos an, die unglaublich gut die Stimmung transportieren. Manchmal reichen auch einfache Formulierungen, um Gänsehaut zu fabrizieren. Wie etwa vor der Nationalhymne:

„The Empress of Soul“ hat wirklich kaiserlich abgeliefert. Ich hab nun schon ein paar Hymnen gesehen und gehört, aber das was Gladys Knight hier abgeliefert hat, steht mit Abstand ganz oben! Für den traditionellen Flyover wurde sogar kurz das Stadiondach aufgemacht. Vielleicht war das der Moment, in dem ich mich erkältet habe? Schließlich saß ich da nur im T-Shirt…

… und dann beginnt die Defensiv-Schlacht

Die Meinungen zum Spiel selbst gehen extrem auseinander. Die Hardcore-Fans loben die Defensiv-Leistungen der Mannschaften. Der Anfänger-Fan hat dagegen vergeblich auf das Spektakel gewartet. Aber trotzdem findet die NFL noch Superlative und es wurden auch Rekorde geknackt: Johnny Hekker von den Rams schaffte z.B. mit 65 Yards den längsten Punt der Super Bowl Geschichte. Ich denke aber, den Pokal hätte er lieber. Zur Halbzeit stand es dann nur 3:0 für die Patriots. Das zweit-niedrigste Ergebnis der Geschichte!

Super Bowl LIII - Halbzeit

Danach folgten dann die vielleicht schlechtesten 30 Minuten des Abends. Was sich die NFL nur dabei gedacht hat Maroon 5 in die Halbzeitpause zu stecken?! Okay, Bruce Springsteen, Madonna, die Rolling Stones, U2 oder Paul McCartney waren schon mal dran und irgendwann ist es Zeit für Neues. Aber das es dann so schlimm wird? Auch die Sponge Bob-Petition wurde nur lieblos eingebaut. An der Show war einfach nichts gut. Bei YouTube wurde das Video sogar zwischenzeitlich gelöscht und neu hochgeladen. Die Kritik war wohl zu groß.

Wenn ich an dieser Stelle Vorschläge fürs kommende Jahr machen darf? Will Smith vielleicht – würde wenigstens mit einem Song zu Miami passen. Oder warum nicht Queen mit Adam Lambert? Die Band wurde 1970 gegründet und dann ein Auftritt 50 Jahre danach? Freddie würde es sicher mögen…

Super Bowl LIII – Rekorde mal anders

Angeblich haben die Werbespots in den USA in diesem Jahr sogar 7,5 Millionen Dollar pro 30 Sekunden gekostet. Im Stadion ist davon nichts zu sehen. Stattdessen werden Ex-Spieler auf dem Platz interviewt oder Promis in den Logen gezeigt: Formel 1-Weltmeister Lewis Hamilton war z.B. da. Oder auch Jon Bon Jovi, Danny DeVito, Kevin Hart, Tracy Morgan oder Oliver Bierhoff. Den hat aber niemand gezeigt, das habe ich nur bei Twitter mitbekommen.

BeimFootball aus Instagram

An dieser Stelle vielleicht auch mal ein Ausflug in die Technik. Die NFL hat für das gesamte Stadion ein kostenloses WLAN angeboten – und das hat trotz der Menschenmenge störungsfrei funktioniert. Die Handynetze hatten keine Funklöcher. Wenn ich das mit einem Besuch bei der Hertha im Berliner Olympiastadion vergleiche: Da fällt jedes Netz aus, sobald mehr als 1.000 Leute anwesend sind. WLAN gibt es nur mit Betteln und für die Einrichtung ist ein Grundstudium der Informatik nötig.

Super Bowl LIII - Ende

Insgesamt 70.081 Zuschauer waren offiziell beim Super Bowl LIII im Stadion. Das klingt zwar viel, ist in der Geschichte aller Spiele dann noch der 8-schlechteste Wert. Mir war auch so, dass einige Plätze auffällig lange leer waren. Ich selbst musste auch zwischendurch mal „wohin“ und war erstaunt, wie viele Fans während des Spiels zum Klo, zum Verpflegungsstand oder Fanshop gegangen sind. Andererseits: War kann heute noch 4 Stunden stillsitzen?!

Der erste Touchdown 7 Minuten vor Schluss

Es war Mitte des vierten Viertels, als die New England Patriots dann in Person von Sony Michel den ersten und auch einzigen Touchdown geschafft haben. So gering war die Ausbeute in allen 52 Super Bowls vorher noch nie. Auch das Endergebnis 13:3 für New England war das niedrigste überhaupt – der bisherige Rekord lag immerhin noch bei 21 Punkten insgesamt. Tom Brady hat sich mit seinem sechsten Titel „noch unsterblicher“ gemacht. Mein liebster Rekord mit dem Goat übrigens: Er hat in 17% aller Super Bowls gespielt! Und ich habe so das Gefühl, er will noch mehr.

Für mich fing nach dem Spiel die Arbeit erst an. Insgesamt 8 Radiostationen wollten mit Inhalten beliefert werden. Immerhin war das Spiel nach deutscher Zeit gegen 5 Uhr zu Ende und damit pünktlich für alle Morgenshows. Bei den Schalten merkte ich dann schon, wie meine Stimme so langsam verschwand. Dann ging auch noch das Mikrofon kaputt. Aber gegen Mitternacht Ortszeit saß ich dann auch in der Bahn nach Hause. Ein Andenken habe ich mir aber auch noch besorgt. Das fasst Football und den Spielort Atlanta, dem Geburtsort von Coca Cola, ziemlich gut zusammen:

Super Bowl LIII - Cola

Jetzt sitze ich hier mit Halsschmerzen und laufender Nase und fasse diesen unglaublichen Trip in Worte. Was bleibt vom Super Bowl LIII sonst noch? In den USA die schlechteste Einschaltquote seit 10 Jahren – etwas unter 100 Millionen. Dafür bei ProSieben neue Rekorde mit einem Marktanteil von über 47% in der Spitze. Es bleibt auch die Frage, welche Spieler der Patriots den obligatorischen Besuch beim US-Präsidenten boykottieren werden und: Es bleibt die Vorfreude auf die neue Saison. Die beginnt am 5. September 2019. Der nächste Super Bowl ist dann die Nummer 54. Gespielt wird in Miami und das Datum ist leicht zu merken. Kick-Off ist am 02.02.2020! Ich werde da sein…

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