Ein Bundesligaspiel an einem Montag Abend um 20.30 Uhr? Als das in der vergangenen Saison zum Alltag wurde, war die Fußballwelt aus den Angeln gehoben. „Wer soll sich das angucken?“. „Diese blöde Kommerzialisierung!“ Wie eigentlich bei jeder Neuerung im Fußball war das Geschrei enorm. Die NFL geht da mal wieder mit guten Beispiel voran. Monday Night Football ist Kult – seit fast 50 Jahren!
Gerade in der vergangenen Nacht gab es ein herausragendes Monday Night Football Game zu sehen. Die 49ers waren zu Gast bei den Green Bay Packers. Aus deutscher Sicht war es sogar das Duell unseren beiden Spieler in der NFL – Mark Nzeocha gegen Equanimeous St.Brown. „EQ“ hat kurz vor Schluss auch einen grandiosen Catch gemacht. Mark Nzeobacha war nur mit den Special Teams auf dem Platz. Gewonnen haben die Packers und das ganze Land war live dabei. Dank Monday Night Football. Mittlerweile seit 48 Jahren.
Seit 1970 wird am Montag Abend gespielt
Der damalige NFL-Commissioner Pete Rozelle wollte den Höhenflug seiner Liga nutzen, um noch mehr Menschen vor den Fernseher zu bekommen. Ein Spiel am Freitagabend ging nicht, weil dann an den High Schools gespielt wird. Samstags ist College Football. Also blieb nur noch der Montag. Am 21. September 1970 trafen dann die New York Jets auf die Cleveland Browns – und verloren 21:31. Übertragen wurde das Spiel damals von ABC, die eigentlich gar nicht wollten, dann aber das Sportfernsehen neu erfunden haben.
Mit dem Monday Night Football wurde das Kommentatorenteam von zwei auf drei Personen vergrößert, es wurden doppelt so viele Kameras aufgebaut, spezielle Grafiken kamen zum Einsatz und ganz neu: Zeitlupen! Nach und nach gab es Show-Acts wie beim Super Bowl, Promi-Interviews, aufwendige Analysen – und wir sind noch immer in den 1970ern! Die Quoten gingen in die Höhe, die Amerikaner passten ihr Leben dem Football an. Angeblich gab es in einigen Krankenhäusern sogar die Regel: „Keine Geburten am Montagabend!“
Natürlich gibt es auch für Monday Night Football diverse Statistiken: Die San Francisco 49ers haben vor 2 Jahren den Rekord aufgestellt mit dem 48. Sieg an einem Montagabend. Die häufigste Paarung war bisher die zwischen den Broncos und den Raiders (dieses Jahr das 18.Mal). Die meisten Spiele an einem Montag fanden in Miami statt. Das könnte aber natürlich am Wetter in Florida liegen.
Etwas kurios waren zu Anfang die Kick Off-Zeiten der Spiele. In den USA gibt es bekanntlich mehrere Zeitzonen. So kam es tatsächlich vor, dass ein Spiel an der Ostküste live gezeigt wurde, an der Westküste aber mit teilweise mehreren Stunden Verzögerung. Aber das war lange vor dem Internet und wenn man ein Spiel nicht im Fernsehen gesehen oder im Radio gehört hat, gab es die Ergebnisse sowieso erst am nächsten Morgen in der Zeitung zum Nachlesen.
Die Monday Night Football Titelmusik auf CD
Über die Jahre ist ein Kult um Monday Night Football entstanden, dass es sogar die Titelmusik zu kaufen gibt. Davon kann die Fußball-Bundesliga am Montagabend nur träumen. Ich glaube, dass es heutzutage auch nicht mehr so leicht ist die Fans an neue Begebenheiten zu gewöhnen. Meckern geht auch immer schneller als loben – über Social Media sowieso.
Wahrscheinlich waren aber auch damals nicht alle glücklich, als die NFL plötzlich am Montag Abend lief. Heute sind die Spieler aber besonders motiviert, weil die Spiele landesweit gezeigt werden. Da ist ein Monday Night Game eine Ehre! Was in der Bundesliga los ist, wenn an einem Montag gespielt wird, sehen wir dann wieder am 3. Dezember…
Wobei man erwähnen muss, dass die Traumquotenzeiten für MNF auch vorbei sind. Deswegen rutschte es vor ein paar Jahren von ABC zu ESPN ins Pay-TV. Nur noch regional in den TV-Märkten der beiden beteiligten Teams kann man es freiempfangbar sehen. Zudem leidet die Begegnung am Montag auch darunter, dass deren Ansetzung schon im April festgelegt wird. Da kann man Glück haben wie nächste Woche mit Chiefs@Rams und zwei 9-1-Teams, aber eben auch wie letzten Montag bei Giants@49ers eher weniger Interesse landesweit finden, wenn die Teams eher von der Tradition leben als dem momentanen Erfolg.
Stimmt. Da ist die Bundesliga etwas cleverer mit der kurzfristigen Ansetzung. Aber insgesamt sind die Zeiten von Traumquoten sowieso vorbei. Netflix und Co graben den großen Stationen schon viele Zuschauer ab…