Eigentlich steht das „N“ in NFL bekanntlich für „National“. Seit mittlerweile 13 Jahren spielt die Nation Football League aber auch international. Dieses Wochenende geht die NFL International Series in London mit dem dritten Spiel in Folge zu Ende. Auch wenn Hardcore-Fans in den USA nicht viel davon halten – dem Football in Europa tut diese Expansion mehr als gut!
Die NFL hat in ihrer fast 100jährigen Geschichte zwar schon einige Male Teams für Spiele ins Ausland geschickt – auch nach Deutschland. Das waren aber alles Vorbereitungsspiele. Das erste richtige Ligaspiel außerhalb der USA fand erst im Oktober 2005 statt. Im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt trafen die Arizona Cardinals auf die San Francisco 49ers – und gewannen deutlich – vor über 100.000 Zuschauern. Die NFL International Series war geboren.
London als Zweigstelle der NFL
In den folgenden Jahren zog es die NFL dann regelmäßig nach London – ins frisch umgebauten Wembley Stadion. Den Anfang machten 2007 die Miami Dolphins und die New York Giants. Wieder vor über 80.000 Zuschauern. Das war das erste Spiel der NFL außerhalb Nord-Amerikas.
Bis 2012 gab es jeweils ein Spiel dieser NFL International Series in der eigentlichen „Kathedrale des Fußballs“ – 2013 waren es dann schon zwei Spiele. Danach drei, dann sogar vier. Neben dem Wembley Stadion ging es auch nach Twickenham. Das war eine neue Premiere, weil in dem Stadion vor den Toren Londons sonst ausschließlich Rugby gespielt wird.
Auch nach Mexiko zog es die NFL immer wieder – in diesem Jahr sollte dann noch ein neues Stadion in London dazukommen. Aber in Tottenham wurde die neue Arena nicht rechtzeitig fertig. Da soll es die Premiere erst nächstes Jahr geben. Die NFL hat mit den Tottenham Hotspur einen Vertrag über zwei Spiele pro Jahr abgeschlossen. Das Stadion ist sogar extra dafür vorbereitet. Der Boden ist aus Kunstrasen für die NFL. Für Fußballspiele kann ein echter Rasen hinein gefahren werden!
Wer schon mal ein NFL-Spiel live erlebt hat – egal wo – weiß, wie einmalig die Stimmung ist. Es gibt schließlich nur 8 Heimspiele pro Mannschaft in der regulären Saison und dementsprechend spektakulär läuft es auch ab. Bei den Spielen in London wird diese Stimmung noch getoppt. Fans aus ganz Europa kommen in die Stadt, um einmal ganz dicht dran zu sein – ohne den teuren Trip in die USA zahlen zu müssen. Überall sind Menschen in Trikots zu sehen. Dabei müssen es nicht mal Trikots der Mannschaften sein, die an dem Tag spielen. Ganz billig ist der Spaß in London nicht. Tickets kosten mindestens 100 Euro.
Fans aller Teams bevölkern London
Es geht schon am Flughafen los. Da stehen Menschen im Patriots-Trikot an der Gepäckausgabe. In der U-Bahn kommen dann erste Gruppen von Giants-, 49ers- oder Colts-Fans zusammen, um zu fachsimpeln. Später tauchen an der Tower Bridge bunt gemischte Gruppen von Texans-Fans, Raves- und Packers-Anhängern auf. Am Piccadilly Circus machen Rams- und Chargers-Liebhaber Selfies und es hör nicht auf. Überall sind Football-Fans – und das in einem Land, das den Fußball erfunden haben will.
Vor dem Wembley Stadion wird es dann richtig amerikanisch – beim Tailgating. Riesige Burgerbuden, Getränkestände und Action-Spielplätze sind aufgebaut. Es kann selbst Football gespielt werden. Cheerleader-Gruppen bitten zum Tanz. Dazu gibt es einen Fanshop mit 32 Verkaufstresen – für jedes NFL Team einer. Mitten drin Ex-Spieler, Promis, US-Fernsehreporter – oder auch gerne mal der Chef der NFL – Rodger Goodell.
Im Stadion hat sich sicher noch kein Fan, Spieler oder Funktionär über zu wenig Stimmung beschwert. Wenn über 80.000 Fans Alarm machen, dann brennt die Luft – und das über die vollen 3 Stunden Spielzeit. Die Spiele der NFL International Series sind auch keine Begegnungen auf „neutralem“ Platz. Es ist immer ein offizielles Heimspiel einer Mannschaft und die bringt auch alles mit, was es zu Hause auch gibt. Ob Einlaufmusik, Maskottchen oder Fähnchen für die Zuschauer.
NFL International Series bald in Deutschland?
Die Spieler sehen die Auftritte in London mit etwas gemischten Gefühlen. Die Anreise ist extrem weit und die Zeitumstellung muss erstmal verkraftet werden. In diesem Jahr waren unter anderem die Oakland Raiders, die LA Chargers und die Seattle Seahawks zu Gast in Wembley. Alles Teams von der US-Westküste. Zwischen ihrem Zuhause und dem Spielfeld liegen immerhin 8 Stunden Zeitunterschied.
Wenn man sich aber nach dem Spiel in der Kabine umhört, dann schwärmen eigentlich alle von der unglaublichen Stimmung in Wembley. Für manche Spieler ist der Trip auch die erste Reise ins Ausland überhaupt. Viele haben bis dahin noch nie vorher die USA verlassen. Allein deswegen sind sie schon aufgeregt. Die NFL hat auch eine Regelung geschaffen, damit alle Teams mal nach Übersee kommen. Von den 32 Mannschaften haben schon 30 ein Spiel der International Series absolviert. Nur die Green Bay Packers und die Carolina Panters standen noch nie in Mexiko oder London auf dem Platz. Vielleicht kommen sie im nächsten Jahr – oder sie sind bei einem regulären Spiel in Deutschland dabei. Das ist bei der NFL gerade das nächste große internationale Projekt.
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