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Jakob Johnson im Interview

In der Nähe von Tampa in Florida trainiert Jakob Johnson gerade für seinen großen Traum. Der gebürtige Stuttgarter gehört zu den 7 Spielern, die in diesem Jahr am NFL Pathway Program teilnehmen. Das ist ein Förderprogramm für junge und internationale Spieler. Am Ende winken 4 Plätze in der Practice Squad eines NFL-Teams und vielleicht die große Karriere. Ich habe mit Jakob über seinen Alltag, sein Trainingspensum, seinen Wunsch-Club und auch über Döner gesprochen. Hier gibt es das Interview zum Lesen und Hören.

Jakob Johnson - Brille

Jakob Johnson hat mit seinen 24 Jahren schon einiges an Football-Erfahrung. Er war vorige Saison noch Tight End bei den Stuttgart Scorpions in der GFL, dazu kommen vier Jahre College in Tennessee. Es ist sogar schon das zweite Mal, dass er am Pathway Program teilnehmen darf. Beim ersten Anlauf kam eine Verletzung dazwischen. Jetzt ist Jakob fokussiert auf den großen Traum – und ein echt sympathischer Typ ist er sowieso. Aber hört selbst:

Jakob, erkläre doch bitte mal zum Start, wie das Pathway Program funktioniert?

Das Programm wurde vor 2 Jahren gestartet – da hat die NFL ein paar Resourcen bereitgestellt. Es werden jedes Jahr weltweit Spieler gescoutet. Wir haben hier jetzt noch welche aus Mexiko, Brasilien, Australien – die werden eingeladen hier zu trainieren. Die große Chance ist eben, dass 4 Practice Squad Plätze bereitgestellt werden für Jungs, die sich besonders gut anstellen. Das heißt, dass 4 von uns 7 die hier am trainieren sind, auf jeden Fall bei einem NFL-Team unterkommen werden nächste Saison – und das ist eine einmalige Chance.

Wie bist du in all das “hineingeraten”?

Ich habe ja schon in den USA am College gespielt und da sind die Scouts auf mich aufmerksam geworden. Eigentlich bin ich schon letztes Jahr eingeladen worden, um am Programm teilzunehmen – hatte mich dann aber leider verletzt und musste absagen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass die Jungs sich noch mal melden.

Ich hab dann gegen Ende der Saison echt noch mal von denen gehört. Ich konnte mich noch einmal bei einem Probetraining beweisen, damit sie mich dieses Jahr mitnehmen. Ich hab alles reingesteckt in das Training, um mich darauf vorzubereiten – hatte dann ein relativ gutes Training – und wurde eben doch noch mal eingeladen!

Was kann Jakob Johnson besonders gut? Was ist dein Plus?

Ich glaube, was denen bei mir gefallen hat, ist meine Arbeitseinstellung. Hier in den USA freut man sich besonders bei den deutschen Spielern, dass wir eine ganz andere Einstellung haben. Viele Jungs, die hier in den USA Football spielen, denken ein bisschen mehr wie ein Superstar von sich selber. Spieler aus Deutschland dagegen kommen rüber, sind froh dabei zu sein, haben Spaß und wollen einfach arbeiten.

Das Training bei euch geht 12 Wochen – jeden Wochentag volles Programm. Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?

Wir versuchen einen normalen Tag in der NFL zu simulieren. Wir stehen auf, essen Frühstück. Danach haben wir ein Team-Meeting, schauen etwas Film (also Filme vom Training bzw. Spielen). Dann geht es weiter mit “Treatment and Recovery” – da ist eine Stunde Zeit, um sich um irgendwelche Verletzungen zu kümmern. Danach ist wieder eine Stunde Film-Arbeit mit den Positions-Coaches. Direkt danach geht es auf das Feld für 1,5 oder 2 Stunden. Dann ist eine kurze Mittagspause und wieder etwas Treatment-Zeit, um den Körper für die zweite Tageshälfte fit zu bekommen. Dann geht es weiter mit Combine-Movement, wo wir an unserer Geschwindigkeit arbeiten und an unseren Drills. Im Anschluss gibt es dann “Lifts” – also Gewichtstraining für Oberkörper oder Unterkörper. Damit ist der Arbeitstag erstmal fertig. Nach dem Abendessen gegen 19 Uhr oder 19.30 Uhr haben wir normalerweise noch eine Video-Session mit den NFL-Coaches, die uns hier betreuen. Da gucken wir uns den Film des Tages an und sprechen auch über Spielzüge. Wir bekommen hier ein Teil eines NFL-Playbooks vermittelt, damit wir eine Grundlage haben und wissen was uns erwartet, wenn wir in die NFL kommen.

Kannst du nach so einem Tag noch aufrecht gehen?

Die ersten Wochen war es schwer – das war wirklich eine Umstellung. Hartes Training kannte ich zwar schon aus dem College, aber das ist hier natürlich noch einmal ein anderes Level. Jeden Tag muss man auch so viel wie möglich in die Recovery investieren, damit man am nächsten Tag wieder richtig arbeiten kann.

Jakob Johnson - Flasche

Jeder Tag an dem du im Training nicht Vollgas geben kannst, weil du irgendeine kleine Verletzung mit dir schleifst, ist ein verlorener Arbeitstag. Wir sind hier “nur” für 12 Wochen. Das heißt, du willst natürlich das meiste aus jedem Training herausholen. Um das machen zu können, musst du einfach stretchen. ausrollen, ins Eisbad gehen – du musst versuchen deinen Körper topfit zu halten!

Der 1. April ist dann so etwas wie “Tag X” für euch. Dann entscheidet sich, wer die Plätze in den Teams bekommt. Wie läuft der Tag ab?

Das Ganze nennt sich “International Player Pro Day” – das läuft ähnlich ab wie an einer Universität. Am Anfang werden unseren ganzen “Measurables” genommen – also die Werte für den 40 Yards Lauf, Cone Drill, Shuttle Lauf, Hoch- und Weitsprung aus dem Stand, Bankdrücken. Danach hat sich das ganze dann erledigt.

Die NFL wählt immer eine Division aus, deren 4 Teams für euch in Frage kommen. Jetzt während wir sprechen ist noch nicht klar wohin es für dich gehen könnte. Hast du denn einen Wunsch-Club?

Wenn du die Chance hast zu einem Team zu kommen, dann ist es egal ob es die New England Patriots sind oder die Arizona Cardinals. Egal wo, du freust dich, dass du da bist und versuchst dir einen Rosterplatz zu erarbeiten. Idealerweise würde ich gerne im Süden der USA bleiben.

Ich habe Familie in Florida – in Jacksonville. Während meiner Highschool-Zeit dort habe ich ab und zu auch bei den Spielen der Jaguars mit meinem Schulteam einen Burger-Verkaufsstand gehabt. Die Jaguars wären also schon ein Team über das ich mich freue, wenn ich da hinkomme.

Wir wollen es nicht hoffen, aber es kann auch sein das dein Traum von der NFL platzt. Was macht Jakob Johnson dann?

Ich bin noch nie in meinem Leben in einer besseren körperlichen Verfassung gewesen. Es wäre also zu Schade mit dem Football komplett aufzuhören. Allein, weil ich in den letzten Wochen so viel trainiert habe und hineingesteckt habe. Da muss ich eigentlich für ein paar weitere Jahre Football spielen. Aber die Tendenz ist schon wieder nach Deutschland zu gehen.

Aber doch nicht sofort am 2.April?

Ich würde mich natürlich noch ein bisschen umschauen. Es gibt hier in den USA mittlerweile auch ein paar mehr Möglichkeiten – gerade mit der AAF, mit der CFL in Kanada oder der XFL, die im nächsten Jahr startet. Es gibt noch ein paar Möglichkeiten mit Football Geld zu verdienen. Ich müsste mir aber auch gleichzeitig überlegen, ob ich in Deutschland dann etwas studiere oder wie es dann weitergeht.

Jakob Johnson - Platz

Kommen wir mal weg vom Sport. Du bist 24, lebst in Florida. Wenn du mal nicht trainierst, was passiert dann?

Es ist eigentlich so, dass von Montag bis Freitag eigentlich keine Zeit bleibt etwas anderes zu machen. Wir fahren manchmal abends zu einem Smoothie-Laden um die Ecke. Samstags waren wir auch schon mal am Strand. Aber ich muss ehrlich sagen, die letzten 3 Wochenenden waren wir alle zu müde um etwas zu machen. Da ist es eher so, dass wir den kompletten Tag schlafen oder ein paar Mal Play Station spielen. Aber ansonsten geht da nicht mehr viel.

Zum Abschluss eine ganz klassische Frage: Was vermisst Jakob Johnson als Deutscher in den USA – außer Schwarzbrot?

Da gibt es auf jeden Fall viel. Brot allgemein ist das allererste. Oder ein guter Döner! Fastfood hier geht nur ungesund. Da gibt es nicht was ähnlich ist wie ein Döner oder ein Lahmacun – was einigermaßen gesund ist. Dann vermisse ich öffentliche Verkehrsmittel – kennt man hier drüben nicht! Leitungswasser ist auch etwas. Wir kaufen jede Woche für 20 oder 30 Dollar für Wasser aus. Das sind so Sachen, die es mir dann immer klar machen: Irgendwann geht es vielleicht doch wieder zurück nach Deutschland. Ich habe keine Lust für den Rest meines Lebens immer zum Wal-Mart zu laufen, um einen 32-Pack Wasserflaschen zu kaufen!

Das Interview ist über skype aufgezeichnet worden. Dadurch sind hier und da kleine technische Aussetzer in den Antworten zu hören.

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6 Antworten

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