Der NFL-Spieltag beginnt für uns Fans in der Regel am Donnerstag – oder genauer gesagt wegen der Zeitverschiebung hier in Deutschland in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Was wir heute als Thursday Night Football kennen, gibt es noch gar nicht so lang. Erst seit 2006 gehören Spiele am Donnerstag zum regelmäßigen Angebot der NFL. Warum der Schedule aufgebläht wurde, was die Fans davon halten und welche Experimente die NFL schon am Donnerstag gemacht hat, gibt es jetzt hier in einer neuen Runde Angeberwissen!
In der NFL ist der Sonntag als Spieltag eigentlich heilig. Es ist sogar per Gesetz verboten NFL-Spiele z.B. am Samstag auszutragen, wenn noch die College-Saison läuft. Der Freitag gehört dem Highschool-Football. Was also tun, um noch mehr Geld zu verdienen? Das kann die NFL ja wie kaum jemand sonst. Viele Optionen gibt es nicht. Schon 1970 wurde Monday Night Football erfunden, um noch mehr Menschen vor den Fernseher zu locken. Es könnte also maximal noch regelmäßige Spiele am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag geben. Außer der Reihe wurde schon an diesen Tagen gespielt. Aber nur, weil die Begegnungen aus welchen Gründen auch immer dahin verschoben werden mussten.
So wurde Thursday Night Football erfunden
Im Jahr 2005 legte schließlich der Sender OLN ein Angebot vor, um zusätzliche NFL-Spiele zur besten Sendezeit u.a. am Donnerstag zu übertragen. OLN gehört zu NBC, das zur Comcast-Gruppe gehört. Comcast betreibt viele große Kabelnetze in den USA. Der Deal sollte so aussehen: OLN zeigt die NFL am Donnerstag und im Gegenzug wird das NFL Network in die Kabelnetze eingespeist. Das Network wurde auch eingespeist, die NFL entschied sich aber die neuen Prime-Time-Spiele selbst im NFL Network zu zeigen. Geld floss so natürlich keins, weil es quasi eine interne Lösung war. Der TV-Vertrag mit den anderen Networks über die anderen Spiele war aber auch schon fast 4 Milliarden Dollar schwer.
Das neue Rechtepaket sah neben Spielen am Donnerstag auch einige am Samstag vor – nach Ende der College-Zeit, wo es auch wieder per Gesetz erlaubt war. Die erste Begegnung im NFL Network unter den neuen Bedingungen war am 23. November 2006 zwischen den Kansas City Chiefs und den Denver Broncos – welche die Chiefs mit 19:10 gewannen. Damals lief aber noch nicht jede Woche ein Spiel am Donnerstag oder Samstag. Es gab maximal 8 Begegnungen. Spiele am Samstag liefen außerdem unter dem Namen “Saturday Night Football”. Im Laufe der Zeit wurde der “Saturday” aus den Bezeichnungen gestrichen. Erst mit der Saison 2013 war es soweit, dass insgesamt 13 Mal das NFL Network am Donnerstag live auf Sendung ging.
Experimente am Donnerstag
Die Fernsehrechte für die NFL gehören zu den wertvollsten im weltweiten Sport. Da ist es kein Wunder, dass so gut wie jedes Network in den USA einen Teil abhaben möchte. Die folgenden Jahre war mal CBS dabei, genau wie NBC. Die Spiele waren aber parallel auch im NFL Network zu sehen. Im Jahr 2016 war dann plötzlich jemand ganz neues dabei: Twitter. Der Dienst hatte gerade seinen Streaming-Ableger Periscope gestartet und dort konnte man nun also Thursday Night Football der NFL sehen. Auch Amazon Prime stieg schon früh in die Übertragungen ein und bewies Lust zu Neuem: Im September 2018 kommentierte mit Andrea Kremer und Hannah Storm erstmals ein Frauen-Duo ein NFL-Spiel live:
Auch der aktuelle TV-Deal für Thursday Night Football in den USA ist vielfältig. Das NFL Network überträgt weiterhin. Außerdem ist Fox jetzt dabei. Amazon Prime ist ebenfalls weiter dabei und zeigt die Spiele auch beim hauseigenen Dienst Twitch. Mit der Saison 2022 wird es dann wieder anders. Dann gehört der Donnerstag exklusiv Amazon Prime. Der Deal läuft über 11 Jahre und spült etwa 1 Milliarde Dollar pro Jahr in die Kassen der Liga. Dazu kommt noch das Geld aus allen anderen TV-Verträgen. Grob gerechnet kommen insgesamt etwa 10 Milliarden Dollar pro Jahr zusammen! Nur für TV_Reechte.
Es gibt aber auch Kritik
So lukrativ Thursday Night Football auch ist, nicht jedem Fan gefällt es am Donnerstag um 20.20 Uhr US-Ostküstenzeiten NFL sehen zu können. Da wird behauptet, dass es nie die wirklichen Kracher-Spiele sind. Anderen fehlt das Feeling, was Spiele an einem freien Sonntag vermitteln. Auch einige Spieler sind nicht so glücklich. Kritisiert wird vor allem, dass die Pause zwischen den Spieltagen natürlich kürzer wird (Das sie nach einem Thursday Night Game wieder länger ist, wird dabei schnell vergessen!). Aber am Ende steht in der NFL ein Argument über vielen anderen: Das Geld fließt und dann kann es nicht so schlecht sein!