In „Die Geschichte hinter den Teams“ geht es dieses Mal um die San Francisco 49ers. Das Team gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten in der NFL – es war das Zuhause des vielleicht populärsten Quarterbacks aller Zeiten (in der Vor-Brady-Ära). Aber an den San Francisco 49ers stimmt auch so einiges nicht. All das jetzt hier im Blog.
Der Teamname der San Francisco 49ers ist eigentlich ziemlich irreführend. Das Team wurde nicht etwa 1949 gegründet, wie vielleicht zu vermuten ist. Die Geschichte beginnt 1946. Die Heimspiele werden auch nicht in San Francisco ausgetragen, sondern in Santa Clara. Das Örtchen ist etwa 80 km von der Golden Gate Bridge entfernt. Zum Vergleich: Das wäre so, als wenn ein Team aus Augsburg sich als „Münchner Team“ ausgeben würde. Aber der irreführende Name der 49ers hat seine Gründe.
Pionierarbeit bei der Gründung der 49ers
Der Name des Teams geht natürlich auf den Goldrausch an der Westküste der USA zurück. Der erreichte 1849 seinen Höhepunkt. Die Pioniere von damals werden auch „Fourty-Niners“ genannt. Die Gründung der Footballmannschaft in San Francisco war auch eine Art Pionierarbeit, denn es gab damals mit den LA Rams nur noch ein anderes Profi-Team im Westen. Also wurde das Land auf gewisser Weise wieder neu erschlossen – wie knapp 100 Jahre zuvor.
Die ersten Jahre spielten die 49ers in der AAFC – der All American Football Conference. Als die sich auflösen musste, kam es zum Wechsel in die NFL – das war 1950. Es ging langsam bergauf, bis Mitte des Jahrzehnts das sogenannte „Million Dollar Backfield“ entstand. Ein Achse aus vier zukünftigen Hall of Famern. Das waren Quarterback Y.A. Tittle, die Halfbacks Hugh McElhenny und John Henry Johnson, sowie Fullback „The Jet“ – Joe Perry. 1957 wurden dann zum ersten Mal die NFL-Playoffs erreicht.
Am 27. Oktober 1957 kam es beim Spiel der 49ers gegen die Chicago Bears zum wohl emotionalsten Moment der Vereinsgeschichte. Die Bears lagen zur Halbzeit mit 17:7 vorn. In der Pause erfuhren die Spieler, dass San Franciscos Vereinsgründer und Besitzer Tony Morabito an einem Herzinfarkt gestorben ist. Das Spiel ging weiter und San Francisco holte den Sieg mit 21:17.
Lange Durststrecke für die 49ers
Nach der Playoff-Teilnahme 1957 passierte erstmal nicht mehr wirklich viel bei den 49ers. Headcoach Red Hickey machte aber mit einer neun Spielweise Schlagzeilen. Er ließ sein Team als erstes überhaupt in der Shotgun Position starten. Heute ist das Alltag – damals eine Revolution. Zählbare Erfolge blieben aber trotzdem aus. Erst 1970 ging es wieder in die Playoffs. Es folgten Katastrophen-Jahre mit 5 verschiedenen Starting-Quarterbacks, 3 verschiedenen Trainern und einem Besitzer-Wechsel.
Im Jahr 1979 wurde Bill Walsh der neue Headcoach, auf dem Platz stand auch O.J. Simpson, der Quarterback hörte auf den Namen Joe Montana. Schon 1981 lief die Maschine San Francisco 49ers auf voller Stärke. Es kam zu einem Durchmarsch bis in den Super Bowl XVI gegen die Cincinnatti Bengals – der auch mit 26:21 gewonnen wurde. Unter Heachcoach Bill Walsh wurden noch zwei weitere Super Bowls geholt – in der Saison 1984 und 1988. Im Jahr darauf war George Seifert der Mann an der Linie, mit dem der Titel 1989 verteidigt wurde. Mittlerweile gehörte auch Jerry Rice zum Stamm den 49ers – einer der vielleicht besten NFL-Spieler überhaupt. Wer in den 1980ern über die NFL sprach, kam an San Francisco nicht mehr vorbei.
Montana vs. Young
Der Höhenflug der 49ers hielt noch bis Mitte der 1990er – aber es fing auch an zu bröckeln. Joe Montana verletzte sich und Steve Young sprang für ihn ein. Der spielte so gut, dass nach der Saison 1992 eine große Diskussion aufkam: Wer soll starten? Joe Montana zog schließlich den kürzeren und ging zu den Kansas City Chiefs und spielte da noch zwei Jahre. In der Saison 1994 holten die 49ers schließlich ihren fünften Super Bowl und stellten damit einen neuen Rekord auf, über den Tom Brady heute nur müde lächelt. In den Jahren danach ließ der Erfolg immer mehr nach. 1999 zog sich Steve Young eine Gehirnerschütterung zu, die ihn zum Rücktritt bewegte. Terrell Owens und Jerry Rice blühten noch etwas, zwischen 2003 und 2010 fanden die NFL-Playoffs dann ohne das Team in Rot und Gold statt.
Neu auf dem Platz: Colin Kaepernick
In der Saison 2012 kam es wieder zu einem spektakulären Quarterback-Wechsel. Alex Smith verletzte sich schwer (was ihm später noch häufiger passieren sollte) und seinen Platz übernahm Colin Kaepernick. Er führte das Team sogar wieder in den Super Bowl – oder auch „HarBowl“ oder „Brother Bowl“ genannt. Denn Trainer der 49ers war Jim Harbaugh – sein Bruder John trainierte den Gegner Baltimore Ravens. Der Titel ging damals an John.
Über Colin Kaepernick selbst muss auch noch ein Wort verloren werden. Nach guten Leistungen zu Beginn und der Super Bowl-Teilnahme, begann schon 2015 sein Stern zu sinken. In Woche 3 musste er für Blaine Gabbert Platz machen. Vor der folgenden Saison kam dann der Einschnitt in Kaepernicks Geschichte und vielleicht auch etwas in der Geschichte der NFL. In einem Preseason-Spiel blieb er nicht wie üblich bei der Hymne stehen, sondern setzte sich auf die Bank. Colin Kaerpernick hatte ein Zeichen gesetzt. Er wollte auf etwas aufmerksam machen, was in seinem Land nicht stimmt. Er protestierte gegen Rassismus, gegen Polizeigewalt gegen Schwarze. Dass das politisch ausgeschlachtet wurde, war sicher sein Ziel. Leider fokussierte sich dabei alles auf seine Missachtung von Flagge und Hymne. Seit diesem Tag im August 2016 sind in den USA viele Menschen durch rassistisch motivierte Taten gestorben. Polizeigewalt gegen Schwarze passiert auch weiter. Und Colin Kaepernick? Er wird in der NFL wahrscheinlich nie wieder einen Ball werfen.
Die 49ers heute
Nach der überragenden Saison 2019 winkte der Super Bowl – aber das Spiel in Miami ging dann an die noch überagenderen Kansas City Chiefs. Danach passierte das, was in der NFL nicht ungewöhnlich ist: Ein brutaler Einbruch. In der Corona-Saison 2020 schafften die 49ers gerade mal 6 Siege und verpassten die Playoffs komplett. Einige Heimspiele konnten wegen der Pandemie auch nicht in San Francisco ausgetragen werden. Das Team spielte stattdessen im Stadion der Arizona Cardinals – und verlor alle 3 Begegnungen. Schon in der Saison 2021 lief es wieder rund. Mit Quarterback Jimmy Garoppolo wurden die Playoffs mit einem 10:7 Record erreicht. Erst im NFC Championship Game gegen den späteren Champion LA Rams war Schluss.
In der Saison 2022 schlug mal wieder eine Verletzten-Seuche zu. Jimmy G. musste passen und der Firstround Pick 2021 Trey Lance durfte ran. Aber auch der verletzte sich schnell, so dass der dritte Mann ranmusste: Brock Purdy. Er war im Draft 2022 an letzter Stelle zu den 49ers gekommen – war also „Mr. Irrelevant“. Gespielt hat er aber deutlich besser, als seine Position im Draft. Die Belohnung: Wieder der Einzug ins NFC Championship Game. Gegen die Eagles verletzte sich dann auch noch Purdy, so dass der vierte Quarterback spielen musste – Josh Johnson. Das war zu viel Pech und das Spiel ging verloren. In der Saison 2023 sollte es besser werden. Die San Francisco 49ers zogen in Super Bowl LVIII ein und waren eigentlich der Favorit. Aber in einem der besten Finals der vergangenen Jahre waren die Chiefs in der Overtime der lachenee Gewinner.
Die erste Version dieses Artikels erschien am 5. März 2019. Dieses Update ist vom 15. Februar 2024.
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