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Donald Trump und Football

„Die Hurensöhne sollten gefeuert werden!“ Das waren sinngemäß die Worte von US-Präsident Donald Trump im September 2017, als der Streit ums Hinknien während der Nationalhymne in der NFL auf dem Höhepunkt war. Ich habe mich die vergangenen Wochen genauer mit dem Thema beschäftigt – auch angeregt durch die ganz tolle ARD-Dokumentation „Halt die Klappe und spiel„. Wieso benimmt sich der „mächtigste Mann der Welt“ so? Der Mann, der selbst mal im Football-Geschäft aktiv war?

Donald Trump - Portrait
Official portrait of President Donald J Trump Friday October 6 2017 Official White House photo by Shealah Craighead

Bevor Donald Trump US-Präsident wurde, war er als Geschäftsmann ziemlich umtriebig. Er machte ein Vermögen mit Immobilien, Spielcasinos und Fernsehshows. Was aber nur selten erwähnt wird: Trump war 1982 auch Mitbegründer der United States Football League. Ähnlich wie heute die AAF oder die XFL, sollte die USFL die Pause zwischen Super Bowl und NFL-Start im Herbst überbrücken. Das lief ab 1983 auch ziemlich gut. Die Fans waren begeistert, die Liga kam an und schnell wurden die Macher übermütig. Mit der Saison 1986 sollte die USFL parallel zur NFL stattfinden. Daraus wurde nichts, weil viele Stadien nicht zur Verfügung standen. Trump und die Liga verklagten schließlich die NFL wegen Verletzung des Kartellrechts und Bildung eines Monopols. Der Streitwert lag bei fast 2 Milliarden Dollar. Trump gewann sogar den Prozess, bekam aber nur eine symbolischen Entschädigung von einem Dollar. Stadien oder Fernsehverträge gab es nicht und die Konkurrenz-Liga war Geschichte – und Trumps Zorn auf die NFL war geboren.

Donald Trump sagt mehrfach nein

Während der Zeit der USFL hatte Donald Trump sogar das Angebot die Dallas Cowboys zu kaufen – machte es aber nicht. 50 Millionen Dollar hätte er damals auf den Tisch legen müssen. Ein Schnäppchen. Heute sind die Cowboys das wertvollste Sportteam überhaupt und 4,8 Milliarden Dollar schwer. Kann mal passieren, dass man als Geschäftsmann daneben greift.

Ein paar Jahre später war Donald Trump dann auch im Gespräch als neuer Owner der New England Patriots. Auch da sagte er nein. Auch das war aus heutiger Sicht sicherlich ein Fehler. 2014 dann noch ein drittes Angebot, dieses Mal ging es um die Buffalo Bills. Trump entschied sich dagegen und zog stattdessen in den Wahlkampf. Da könnte vielleicht heute so mancher denken: „Hätte er doch zugegriffen…“. Danach wurde Trump Präsident und legte sich mit eigentlichen allen an, die anders denken als er.

Donald Trump ist ein Rassist

Eigentlich sagt man ja „der Sport verbindet“. Donald Trump nutzt aber ganz offensichtlich die Strukturen des Landes und des Footballs, um das Volk zu spalten. Was man nicht vergessen darf: Die USA sind riesig. Die wenigsten Menschen leben in Villen in LA oder in einem Penthouse in New York, so wie wir es aus Serien oder Filmen kennen. Das sogenannte „Hinterland“ oder das „vergessene Amerika“ bildet die Mehrheit. Hier leben Menschen, die verschuldet, wenig gebildet oder sozial am unteren Rand zu finden sind.

Auch dieser berüchtigte „You’re fired“-Auftritt von Trump fand in so einer Gegend statt – in Huntsville, Alabama. Ohne es böse zu meinen, werden die Menschen hier als „leicht beeinflussbar“ beschrieben. Wenn man sich Trumps Auftrittsorte anguckt, dann sind einige dieser Gegenden dabei. Es gibt eine Wikipedia-Liste dazu. Die Menschen haben in diesen Gegenden Sorgen, dann kommt jemand und verspricht mit markanten Worten alles wieder „Great“ zu machen und jemand, dem andere Länder egal sind. Das kommt an beim Volk. Da wird dann auch nicht mehr über Herkunft, Hautfarbe oder ähnliches nachgedacht.

Colin Kaepernick muss dran glauben

Zurück zum Football. 2016 war Colin Kaepernick der Hoffnungsträger der San Francisco 49ers – und Donald Trump mitten im Wahlkampf. Der Quarterback blieb in einem Preseason-Spiel während der Hmyne sitzen – was damals laut NFL-Regelbuch auch erlaubt war. Es galt nur eine Anwesenheitspflicht an der Seitenlinie. Kaepernick sagte danach, er wolle nicht aufstehen und mit Stolz auf die Flagge des Landes sehen, das Schwarze unterdrückt. Der Protest kochte hoch, national und international. Ein gefundenes Fressen für Trump.

Trump riet Caepernick das Land zu verlassen. Er nutzte eine öffentliche Diskussion für seine Zwecke, statt sie zu hinterfragen. In der ganzen Situation kam viel zu kurz, warum es eigentlich zu Caepernicks Protesten gekommen ist. Ganz offensichtlich werden in den USA Schwarze herablassend behandelt, es gibt Polizeigewalt. Aber sollte ein Präsident nicht bemüht sein dieses Problem zu beheben? Wäre ein Gespräch zwischen Trump und Caepernick nicht der erste Schritt? Trumps Verhalten hetzt die Bevölkerungsschichten gegeneinander auf.  Genau das macht ein Rassist.

Von mir aus kann ein US-Präsident darum bitten, dass bei einer Hmyne aufgestanden wird. Ein Befehl sollte sich hier aber niemand erlauben. Es ist auch ziemlich infantil, Diffamierungen los zu lassen – nach dem Motto: „Er gibt mir im Sandkasten nie die Schaufel – der ist voll doof und soll nicht mehr hier spielen!“ In der NFL sind fast 75% der Spieler schwarz, sie verdienen Millionen. Da kommt wieder der Amerikaner aus dem „vergessenen Hinterland“ ins Spiel. Der wird sich denken: „Wie können die nur!?“ und Trump hat eine Stimme mehr bei der nächsten Wahl. Nur darum gehts. Er ist Geschäftsmann im falschen Büro.

Die NFL ist in der Zwickmühle

Was macht jetzt die NFL mit diesem Präsidenten und seinen Aussagen? Die Liga ist auf alle Fans angewiesen – die aus LA und die aus dem Hinterland. Wenn das „vergessene Amerika“ das Interesse an der NFL verliert, bekommt die Liga ein Problem. Also wurden in einem ersten Schritt die Regeln für die Hymne angepasst. Spieler müssen entweder stehen oder dürfen in der Kabine bleiben. Aber das eigentliche Problem ist damit weiter nicht gelöst.  Und Colin Kaepernick ist noch immer arbeitslos…

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