In der NFL werden Milliarden Dollar umgesetzt. Der Liga geht es finanziell blendend. Jedes Jahr zum Super Bowl wird über die Preise der Werbespots gestaunt. Was es in 100 Jahren NFL aber noch nicht gab – ist Trikotwerbung. Wie kommt es, dass auf dieses Geschäft verzichtet wird und wie lange kann das noch gutgehen? Ich habe mir das mal genauer angeguckt, denn auch ich habe mich schon oft gefragt: Wieso gibt es keine Trikotwerbung in der NFL?
Im Grunde ist die Frage leicht zu beantworten. Trikotwerbung ist in der NFL verboten! Nur warum? Es gibt 32 Mannschaften, diese sind weltweit bekannt, sie sind pro Spiel rund 3 Stunden live im Fernsehen. Wenn es hier um Fußball gehen würde, hätten einige Werbeagenturen vor lauter Freude glasige Augen. Die NFL verzichtet hauptsächlich aus Tradition auf Trikotwerbung. Aber auch der Aufbau und die Vermarktung der Liga spielen eine große Rolle.
Wer ins Regelbuch der NFL guckt, findet dort ganz spezielle Vorschriften, wie mit Werbung und Schriftzügen umzugehen ist. So ist es Spielern am kompletten Gameday z.B. verboten Kleidung zu tragen, die nicht von der Liga „approved“ ist. Das gilt auch für Shirts, die ein Spieler unter dem Trikot tragen will, falls er etwa friert. Da darf kein Schriftzug auftauchen, der nicht zu einer Kooperation der Liga gehört. Passiert es doch, hagelt es Straften.
Kooperationen ohne Ende
Wieso gibt es keine Trikotwerbung in der NFL? Weil das Geld auch anders verdient wird. Trikots und Shirts sind alle von einem Ausrüster – aktuell von Nike. Die Tablets der Trainer an der Seitenlinie sind alle von Microsoft und niemand darf ein iPad benutzen. Die Bälle sind schon seit Menschengedenken von Wilson. Das alles lässt sich die Liga natürlich auch gut bezahlen. In den Stadien gibt es zwar auch lokale Werbepartner. Davon bekommt der Fernsehzuschauer – und die sind immer in der Überzahl – nur so gut wie nie etwas mit.
Auch die Verpflegung der Zuschauer ist an feste Marken verkauft. Das sorgte gerade beim Super Bowl in Atlanta für kuriose Szenen. Die Stadt ist das Zuhause von Coca Cola. NFL-Sponsor Pepsi hatte viele Straßen zuplakatiert, um auf die eigenen Exklusivrechte hinzuweisen. Achja: Gespielt wurde im Mercedes Benz Stadium. Solche Namensrechte bringen auch noch mal ein paar Milliönchen in die Kasse.
Weniger ist mehr
Wieso gibt es keine Trikotwerbung in der NFL? Weil die Liga trotz aller Größe nicht größenwahnsinnig wird. Die Liga ist seit 2002 nicht mehr erweitert worden, obwohl es sicher genug Möglichkeiten gab. Es gibt 256 Spiele und dabei bleibt es auch. Kein Aufblähen wie bei der Fußball-Champions League, Europa League oder Europa League 2. Bei einer Fußball-Weltmeisterschaft haben bis 1994 nur 24 Mannschaften mitgemacht. Jetzt sollen es 48 werden. Das verwässert. Die NFL bündelt lieber ihre Kräfte und hat auch die Zahl der Kooperationspartner immer weiter zurückgefahren. Die zahlen dafür jetzt umso mehr.
Außerdem gibt es in der NFL nur 16 Saisonspiele bis zu den Playoffs. Das steigert den sportlichen Wert jeder Partie – und natürlich auch die Eintrittspreise. Das Interesse ist dementsprechend groß und so kann man sich die Werbung gut bezahlen lassen. Außerdem kann ein Football-Spiel auch in den letzten Sekunden einer 3-Stunden-Übertragung noch spannend sein. Was der Fan nicht verpassen will, lässt sich gut vermarkten.
Etwa 24 Stunden Werbung pro Saison!
Die NFL verdient mit der Werbung während der Spiele mehr als 3 Milliarden Dollar – Tendenz steigend. Studien zeigen, dass der Ball in einem NFL-Spiel maximal 15 Minuten in Bewegung ist. Im Schnitt läuft aber mehr als 60 Minuten Werbung. Hochgerechnet auf eine ganze Saison lassen Fans in den USA also etwa 24 Stunden Werbung über sich ergehen – ein ganzer Tag also! Wer braucht da noch Trikotwerbung? Oder auch Bandenwerbung! Die gibt es in der NFL auch nicht so, wie wir sie etwa aus der Bundesliga kennen. Außer bei den Spielen in London – wohl Macht der Gewohnheit.
Ein Blick noch auf die Werbung beim Super Bowl. 30 Sekunden kosten hier etwa 5 Millionen Dollar. Wenn es also während des Spiels ungefähr eine Stunde Werbung gibt, werden hier schon 600 Millionen Dollar eingenommen. Zum Vergleich: Hertha BSC hat zuletzt mit Erlösen von rund 130 Millionen Euro im Jahr (!) kalkuliert. Die NFL hat sich also in ihrer Vermarktung und Positionierung so gut aufgebaut, dass auch so „genug“ Geld fließt.
Kommt irgendwann doch Trikotwerbung in der NFL?
Ich denke ja. Immerhin hat sich die Liga vorgenommen in den kommenden Jahren die Umsätze auf 25 Milliarden Dollar zu steigern. Das wären dann rund eine Milliarde pro Jahr mehr. Sicherlich wird dann nicht jede Mannschaft mit bunt beklebten Trikots herumlaufen. Die NFL wird hier ihrer Linie „weniger ist mehr“ treu bleiben und eher Logos von den dicken Fischen der Branche zulassen. Die NBA ist vor kurzem auch weich geworden. Da sind kleine Aufnäher mittlerweile auf dem Trikot erlaubt. So etwas könnte ich mir in der NFL auch vorstellen. Vielleicht wird es aber überhaupt keine Trikotwerbung, sondern Helm-Werbung?
Was meint ihr? Sollte mit der Tradition gebrochen werden und Werbung auf Trikot oder Helm zugelassen werden? Diskutiert gerne auf der BeimFooball.de Facebook-Seite – oder auch in der neuen Facebook-Gruppe.
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