Der Streit um den Namen „Washington Redskins“ kommt so ziemlich jedes Jahr mindestens einmal auf. In diesem Sommer hat sich die Debatte zugespitzt. In den USA wird aktuell so heftig über Rassismus, Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit diskutiert wie lange nicht. Da ist es nachvollziehbar, dass die Redskins wieder hinterfragt werden. Woher der Name eigentlich kommt, was Donald Trump dazu sagt, wie das Team künftig heißen könnte und warum ein Deutscher mitten drin steckt – darüber habe ich mir ein paar Gedanken gemacht!
Die Geschichte der Washington Redskins habe ich natürlich auch in meiner Serie „Die Geschichte hinter den Teams“ beleuchtet. Das Team wurde 1932 gegründet – damals noch in Boston als Boston Braves. So hieß auch das Baseballteam, mit dem man sich das Stadion geteilt hatte. Irgendwann wollten sich die Footballer doch abheben und suchten einen neuen Namen. Wie es zu den Redskins kam, ist nicht 100%ig sicher. Da gibt es die Version, dass man etwas suchte, was so ähnlich rüberkommt wie Braves. Die andere Version ist, dass mit „Redskins“ Trainer Lud Wray und seine indianischen Wurzeln geehrt werden sollten. 1936 waren die Boston Redskins „geboren“, ein Jahr später zog das Team nach Washington.
Der Streit um die Redskins beginnt
Im Jahr 2020 wird es die Washington Redskins nicht mehr geben – da lege ich mich fest. Zu groß ist der aktuelle Druck und zu lange wurde das Thema ignoriert. Schon seit den 1960er Jahren gibt es immer mal wieder Bestrebungen den Namen verschwinden zu lassen. Meistens kamen diese von den amerikanischen Ureinwohnern selbst und verliefen irgendwann im Sand. Es gab auch immer mal wieder Umfragen mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Ureinwohner gar kein Problem mit dem Begriff „Redskins“ im Football hat. Aber 2020 weht ein anderer Wind durch die NFL!
Vor ein paar Tagen hatten sich die Verantwortlichen zusammengesetzt, um den Fall zu beraten. Der neue Head Coach Ron Rivera sagte im Anschluss: „Wir haben uns ein paar Namen ausgedacht – zwei davon gefallen mir sehr gut“. Mehr wurde danach nicht bekannt. Außer, dass der neue Name die Kultur und Tradition der amerikanischen Ureinwohner respektieren und eine Hommage an das Militär darstellen soll. Wenn da nicht zu viel frei übersetzt wurde, dann steht der Namenswechsel also fest. Sonst würde der Coach nicht „… der neue Name …“ sagen. Ron Rivera war übrigens lange dafür, bei Washington Redskins zu bleiben.
Wann sind die Redskins Geschichte?
Das Team steht ziemlich unter Druck in der Debatte. Sponsoren wollen abspringen, wenn es bei „Redskins“ bleibt. Große Geschäfte verkaufen keine Fanartikel mehr. Auch der NFL-Boss Roger Goodell hat sich eingeschaltet – natürlich sehr diplomatisch. Er verspricht bei allen Entscheidungen so gut es geht zu helfen. Nur einer fällt in der Diskussion mal wieder aus dem Rahmen: US-Präsident Donald Trump. Er stänkert bei Twitter, weil das Team „politisch korrekt sein will“. Trump findet es gut, dass Teams Namen haben, die nach Stärke benannt sind und nicht nach Schwäche. Und ich dachte immer, er interessiert sich nicht mehr für die NFL?
Trump hat natürlich das Recht seine Meinung zu dem Thema zu sagen. Aber so ein Tweet beweist nur mal wieder, wie wenig er sich in andere hineinversetzen bzw. gänzlich verstehen kann. Letzter Stand in Washington war, dass das Team bestenfalls noch vor Saisonstart einen neuen Namen präsentiert. Natürlich gibt es deshalb auch Aluhut-Träger die glauben, dass so nur der Fanartikel-Verkauf angekurbelt werden soll. Denen ist auch nicht mehr zu helfen. Aber wie könnte das Team in Zukunft heißen?
Der neue Name für die Washington Redskins
Im Internet wird dazu natürlich wild spekuliert. „Washington Redtails“ ist wohl hoch im Kurs. Auch „Washington Presidents“ oder „Lincolns“. Ich finde den Vorschlag „Washington Americans“ ganz passend. Klingt vielleicht etwas hölzern, passt aber zu den Wünschen von Head Coach Rivera. Irgendein Witzbold hat bei einem Wettanbieter sogar den Namen „Washington Trumps“ vorgeschlagen. Das wird sicher nicht passieren. Und wenn doch, dann hat dieser Wetter hoffentlich genug Geld gewonnen, um das Team zu kaufen und nach London zu verschiffen.
Wenn es zum Namenswechsel kommt, ist die Diskussion dann zu Ende? Ich glaube nicht. Auch die Cleveland Indians aus der MLB müssen gerade mit der selben Situation wie Washington kämpfen. Auch da wird sich wohl etwas tun. Zur Saison 2019 haben die immerhin diesen kleinen Indianer aus ihrem Logo genommen. Die Basecaps damit gab es auch in Deutschland sehr oft zu kaufen. Für meinen Geschmack werden in der Diskussion ein bisschen die Kansas City Chiefs vergessen. Der Name „Chiefs“ geht zwar auf einen Bürgermeister zurück, der lange Pfadfinder war. Aber andererseits könnte „Chiefs“ auch anecken. Traut sich niemand an das beliebte Team heran? Stehen die Redskins nur im Fokus, weil da sportlich gerade wenig läuft?
Auch Deutschland ist in der Diskussion vertreten
Nach dem Trade von Tom Brady nach Tampa und dem von Cam Newton zu den Patriots, wird der Namensstreit um die Washington Redskins die kommenden Wochen der Off-Season weiter beherrschen. Ich bleibe dabei: Der Name wird definitiv geändert. Vielleicht wirklich in „Washington Americans“, um den patriotischen Amerikanern etwas an die Hand zu geben. Auch wir hier in Deutschland werden es sicher hautnah miterleben. Denn immerhin ist mit David Bada ein Deutscher gerade von den Redskins verpflichtet worden. Und er kämpft um einen Platz im Kader der…. wie auch immer das Team im September heißen wird.