Am 9. November 2025 kommt die NFL nach Berlin. Die Indianapolis Colts treffen auf die Atlanta Falcons. Schauplatz ist das Berliner Olympiastadion. Einige Fans können mit dem Stadion nicht so viel anfangen und jammern darüber, dass die Laufbahn stört, man zu weit weg sitzt und über ähnliche Dinge. Aber ist das wirklich so schlimm? Auch wenn das Olympiastadion schon einige Jahre alt ist, die Arena ist innen hochmodern und die Umgebung bietet auch jede Menge Platz.
Eröffnet wurde das Berliner Olympiastadion am 1. August 1936. Es wurde für die Olympischen Spiele 1936 errichtet und der Bau hat nicht mal 3 Jahre gedauert. Das alles passierte bekanntlich auf Anweisung von Adolf Hitler, der für seine Propaganda-Spiele eine vorzeigbare Arena wollte. Damals passten über 100.000 Zuschauer hinein. Das ist mittlerweile etwas anders. Nach einigen Umbauten zur Fußball-WM 1974 und zur WM 2006 fasst das Stadion jetzt rund 74.000 Plätze. Das gilt für Fußballspiele. Beim American Football könnte die Zahl leicht darunter liegen, weil in den untersten Reihen meist niemand sitzt. Da würde man nur die vielen Spieler an der Seitenlinie von hinten sehen.
Das Olympiastadion hat schon viel gesehen
In fast 90 Jahren Geschichte hat das Olympiastadion schon viel gesehen: Jesse Owens lief hier bei Olympia 1936 zu Gold, seit 1985 wird hier der DFB-Pokalsieger gekürt, Hertha BSC ist in der Arena mehrfach auf- und abgestiegen. Zinedine Zidane beendet 2006 hier mit einem Kopfstoß seine Karriere als Fußballer. Usain Bolt lief auf der blauen Laufbahn zum 100 Meter-Weltrekord. Die 9,58 Sekunden sind bis heute unerreicht. Dazu unendlich viele Konzerte und Shows – von ACDC und Helene Fischer über Depeche Mode und Bruce Springsteen, bis Mario Barth und U2. In der NFL Europa war Berlin Thunder im Berliner Olympiastadion zu Hause und brachte es auf dreistellige Zuschauerzahlen. Und fast jeden Tag ziehen Touristen durchs Stadion, um es sich einfach nur anzugucken.

Im Inneren des Stadions steckt deutlich mehr Luxus, als man erahnen kann. Von der UEFA hat es die höchste Klassifizierung bekommen. Das berechtigt das Olympiastadion u.a. ein Fußball Champions League Finale austragen zu dürfen – was auch 2015 passiert ist. Es gibt über 70 VIP-Logen mit schicken Möbeln, teilweise mit eigener Bar und bestem Blick aufs Feld. Wer dort sitzt, kann einen separaten Eingang durch eine Tiefgarage nutzen, ein 5-Gänge-Menü genießen oder auf einem Sofa die Füße hochlegen. Abseits davon sind im Stadion Eventräume versteckt, in denen bis zu 2.000 Gäste Platz haben. Wem nach Beistand ist, kann in einer Stadion-Kapelle beten – oder sogar heiraten. Wer es schlichter mag, kann in den etwa 100 Imbiss-Ständen zuschlagen – oder ein Bierchen trinken.
Sitzt man wirklich so weit weg?
Ein Kritikpunkt, den man immer wieder hört: Im Berliner Olympiastadion sitzt man viel zu weit weg vom Platz. Klar, alle übrigen NFL-Stadien sind anders gestaltet. Eine Laufbahn gibt es eigentlich nirgendwo mehr. Dafür ist die Arena aber nicht so sehr in die Höhe gebaut. In Berlin gibt es nur 2 Ränge. Im SoFi Stadium in Los Angeles sind es dagegen 8 übereinanderliegende Ränge – Logen und Suites mitgerechnet. Sitzt man in Berlin ganz oben in der obersten Reihe, dann ist die Entfernung von der Südtribüne bis zum Feld schon ungewohnt groß. Man spricht hier von etwa 80 bis 100 Meter, je nach Winkel. Zum Vergleich: In Los Angeles sind es auch um die 80 Meter. So schlimm ist es in Berlin also gar nicht.

Das Olympiastadion in Berlin wird nicht zum ersten Mal ein NFL-Spiel ausrichten. Von 1990 bis 1994 war die Liga schon mal zu Gast. Die American Bowls waren damals allerdings nur Vorbereitungsspiele. Schon bei der Premiere kamen über 50.000 Zuschauer. Wenn man heute mit diesen Besuchern spricht, bekommen sie noch immer leuchtende Augen. In den 1990ern war die Laufbahn kein Thema. Natürlich auch deshalb, weil die meisten anderen Stadien ebenfalls noch eine Laufbahn hatten und man nichts anderes gewohnt war.
Es ist nicht nur das Olympiastadion
Das Stadion selbst ist also auf alle Fälle für ein großes NFL-Fest gemacht. Es gibt genügend Platz, den nötigen Luxus, die Laufbahn kann für den Staff der Teams bequem genutzt werden, ohne das gedrängelt werden muss. Auch eine Bühne für eine mögliche Halftime Show oder Pre Game Party könnte hier stehen. Aber auch vor dem Stadion ist jede Menge Platz für Teams, Partys, Medien und Events. Das Olympiagelände ist über 130 Hektar groß. Es gibt diverse Trainingsplätze, die von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden können. Oder aber auch Plätze mit kleinerer Tribüne, um öffentlich zu trainieren. Und für die Besucher kann auch viel aufgefahren werden.

Das Maifeld im Westen des Stadions ist eine über 100.000 Quadratmeter große Rasenfläche. Wenn hier nicht gerade gebaut und renoviert wird, ist auf dem Maifeld Platz für jede Menge NFL Events, Shops, Tailgaiting, TV-Bühnen oder Live-Musik. Auf der anderen Seite – im Osten der Arena – ist der Olympische Platz. An normalen Tagen üben hier Fahrschulen mit LKW das Anfahren und Einparken. Beim NFL Spiel in Berlin könnte hier noch mehr Tailgaiting Platz finden, vielleicht ein Fanshop oder oder oder. Es ist so viel Platz den 9. November 2025 zu einem ganz großen Erlebnis zu machen.
Anreise denkbar einfach
Nach dem NFL-Spiel in München 2024 hatten sich einige Besucher über die überfüllten U-Bahnen nach Spielende aufgeregt. In Berlin dürfte das anders ablaufen – vorausgesetzt die Bahnen haben nicht ihre alltäglichen Problemchen. Der S-Bahnhof Olympiastadion hat 10 (!) Gleise. Bei großen Events fahren die Züge von hier in Richtung Kurfürstendamm oder Hauptbahnhof teilweise so, dass sie unterwegs nicht überall halten. So kommt man sehr schnell weg. Zusätzlich gibt es noch einen Bahnhof der U-Bahnlinie 2. Von hier geht es direkt zum Bahnhof Zoo oder sogar durch bis nach Prenzlauer Berg, wenn es nach dem Spiel noch anderweitige Partys geben soll.
Man kann über Berlin viel meckern – und Berliner meckern auch gerne über ihre Stadt – aber das Olympiastadion ist ideal für besondere Events, wie die NFL, geeignet. Die Arena ist groß, modern, hat viel Platz im Umfeld, ist gut zu erreichen und außerdem sind auch alle Ränge überdacht und niemand sitzt im Regen. Nur über die Laufbahn zu schimpfen ist bei all den Vorteilen etwas zu kurz gedacht. Wenn am 9. November 2025 noch das Wetter mitspielt, dann kann das NFL-Spiel in Berlin neue Maßstäbe setzen. Und so mancher träumt von einer Halftime Show mit Seeed, die „Dickes B.“ singen….