Bei den New England Patriots wird wieder Deutsch gesprochen. Der 24jährige Jakob Johnson hat sich einen Platz in der Practice Squad beim Super Bowl Champion sichern können! Wie der Stuttgarter davon erfahren hat, was er Tom Brady als erstes fragen wird und welche Chancen er sich ausmalt – das alles hat er mir in einem Interview höchstpersönlich erzählt. Lest und hört rein in den Weg von Jakob Johnson zu den Patriots.
Der Weg von Jakob Johnson zu den Patriots begann diesen Januar. Zusammen mit 6 anderen internationalen Sportlern konnte er sich im NFL Pathway Program beweisen – in einem Trainingscamp in Tampa. Über den Alltag dort hatte ich schon mit Jakob hier gesprochen. Die 4 besten Sportler bekommen eine Platz in der Practice Squad eines NFL-Teams und können sich so für den 53-Mann-Kader beweisen. Wohin es gehen könnte war lange ein Geheimnis. Um so größer war die Überraschung für Jakob:
Jakob, erstmal herzlichen Glückwunsch!
Du hattest mir in unserem ersten Interview gesagt, du würdest am liebsten zu den Jaguars gehen. Die Patriots sind aber auch ok, oder?
Auf jeden Fall. Ich bin einfach nur froh, dass ich einer der jüngsten bin, die jetzt ausgewählt wurden und ich die Chance bekomme für ein NFL-Team zu spielen. Da ist es eigentlich auch ganz egal wohin man geht. Aber die New England Patriots – der amtierende Super Bowl Champion – das ist natürlich nicht das schlechteste was hätte passieren können.
Erzähl mal, wie du von all dem erfahren hast?
Am Tag bevor wir wieder nach Deutschland zurückgeflogen sind, wurde uns mitgeteilt wer in dem Programm ausgewählt wurde – und das uns die NFL-Teams anrufen werden – um 16 Uhr deutscher Zeit. Da sollten wir erfahren, welches Team uns ausgewählt hat. Dann saßen wir hier in Stuttgart, meine ganze Familie war da – das ganze Haus war voll. Die Patriots haben uns dann aber zappeln lassen. Ich glaube, die Nachricht ging raus auf Instagram um 17 oder 18 Uhr raus. Ich habe das Ganze erst um 20.30 Uhr erfahren, als der Anruf endlich gekommen ist. Da war ich natürlich froh, dass es geklappt hat.
War das dann so wie beim Draft? Mit vielen Tränen nach dem Anruf?
In Tränen ausgebrochen bin ich nicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich das Ganze noch nicht realisieren kann. Mir ist aber auch bewusst, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst anfängt. Nur weil ich ausgewählt bin heißt es nicht, dass ich irgendwas erreicht habe. Aber natürlich waren wir alle super happy und es war auch schön die ganze Familie noch mal zu sehen, bevor ich wieder zurück in die USA fliege.
Du fliegst dieses Wochenende (14.04.2019) schon nach Boston. Wohnst du da in einem Patriots-Wohnheim oder wie geht das?
Ein Wohnheim gibt es nicht. Aber bis der Kader feststeht, bis das Trainings-Camp vorbei ist, werden wir sicher alle in einem Hotel untergebracht. Ein Hotel, das in Laufweite zu den Facilities ist. Das heißt, um ein Auto muss ich mich auch nicht kümmern. Ich denke mal, dass ich da bleiben werde, bis ich weiß wie es weitergeht und wie meine Rolle während der Saison aussehen wird.
Du wirst bald Bälle von Tom Brady fangen! Was wirst du ihn am ersten Tag fragen?
Ich glaube, wenn ich ihn zum ersten Mal sehe, frage ich gar nichts. So einer NFL-Legende stelle ich erst eine Frage, wenn ich etwas zu sagen habe und zum Team etwas beitragen kann. Aber ich bin echt gespannt darauf mit solchen großartigen Spielern auf Augenhöhe reden zu können, wenn das Training richtig anfängt.
Der Medien-Druck wird natürlich auch enorm sein – du bist immerhin beim Champion. Habt ihr sowas auch trainiert?
Die letzten Tage haben wir ja viel über Dirk Nowitzki gehört. Wenn es um das ganze mediale und den Trubel geht, dann ist das jemand, den ich als Vorbild benutzen kann. Das ganze Drumherum ist ja eigentlich nicht das, weshalb ich zu den Patriots gehe. Ich gehe dort hin, um Football zu spielen. Jemand wie Dirk Nowitzki ist da sicher ein gutes Vorbild dafür, wie du dich als Sportler verhalten kannst. Also wenn du zwar polarisierst, viele Medien mit dir reden wollen, aber du auf dem Teppich bleiben möchtest.
Dirk ist das Vorbild dafür, wie du das machen kannst, wofür du bezahlt wirst und weswegen du überhaupt diesen Weg gehst. Also den Sport zu machen, den du liebst. Das ist für mich der Football. Das heißt: Ich mache mir über diese Medien-Geschichten eigentlich keinen Kopf.
Welche Chancen malst du dir denn eigentlich aus? Kannst du den Gronk ersetzen?
Es ins Team zu schaffen ist natürlich mein Ziel. Die Patriots sind schon dafür bekannt ein Team zu sein, das Spieler nehmen kann die nicht so bekannt sind – die keine großen Stars waren am College. Spieler, die sich durch das Coaching und die Kultur im Team hocharbeiten – und dann eine Chance haben, etwas im Team beizutragen und sich so weiter zu entwickeln. Da male ich mir schon größere Chancen aus, als ich in jedem anderen Team gehabt hätte – also wirklich Spielzeit zu bekommen und mir eine Rolle zu erkämpfen.
Jakob Johnson zu den Patriots nach Boston. Du hast zuletzt in Florida trainiert. Kannst du auch im Schnee spielen?
Ich glaube für die Spiele im Schnee haben mich die Stuttgart Scorpions in der Jugend-Zeit gut vorbereitet. Bei uns gab es keine Indoor-Anlagen oder andere Möglichkeiten drinnen zu trainieren. Wir haben viele Trainings auf einem komplett verschneiten Platz gehabt. Da wurde manchmal auch richtig schön in Schnee oder Eis hinein getackelt. Darauf bin also vorbereitet. Außerdem versuche ich so viele Winterjacken wie möglich mitzunehmen. Dann passt das schon.
Ich wünsche dir viel Erfolg. Wir sehen uns hoffentlich bei einem Spiel deiner Patriots hier in Deutschland oder beim Super Bowl in Miami?
Auf jeden Fall. Ein Super Bowl in Miami… das ist natürlich ein Traum!
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