Am 13. November wird in München deutsche Football-Geschichte geschrieben. Dann wird die NFL zum ersten Mal in Deutschland ein Regular Season Game austragen. Die Tampa Bay Buccaneers treffen auf die Seattle Seahawks. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat Sebastian Vollmer, Ex-Profi und sicher der bekannteste und erfolgreichste Deutsche, der bisher in der NFL unterwegs war. Er ist so etwas wie der „Deutsche Botschafter der NFL“ geworden. Ich habe mit Sebastian Vollmer über das Deutschland-Spiel gesprochen – also wie es zu diesem historischen Tag gekommen ist. Dabei erzählt er spannende Dinge über die Planung, die wir Fans gerne mal vergessen UND: Sebastian Vollmer deutet noch weitere Schritte der NFL in Deutschland an! Wie immer auch im Video:
Vielleicht ist der 13. November 2022 der bisher größte und wichtigste Tag im American Football auf deutschem Boden. Klar, es gab schon einige Auftritte der NFL in Deutschland. Über die American Bowls im Berliner Olympiastadion Mitte der 1990er Jahre wird hier in der Stadt noch immer gerne gesprochen. Das erste Regular Season Game in Deutschland ist aus Sicht von Sebastian Vollmer mehr als nur ein wichtiger Tag. Das Spiel sei ein weiterer großer Schritt bei der Entwicklung des Sports hierzulande. Es bleibe ja nicht nur bei dem einen Spiel. Das Ziel der NFL sei es, Football bei uns noch bekannter zu machen – das ganze Jahr über – in ganz Deutschland und nicht nur an einem Herbst-Wochenende in München. Dann sagt Sebastian Vollmer noch etwas ganz spannendes – hört selbst (ab etwa der Mitte des Videos):
„Wer weiß – vielleicht gibt es noch mehrere Spiele!“ Da hört natürlich jeder Fan genauer hin. An der Nachfrage soll es nicht scheitern. Für das Spiel in München gab es rund 3 Millionen Ticketanfragen. Da kann auch ich mir vorstellen, dass im NFL Headquarter in New York ein paar Dollar-Zeichen (oder auch Euro-Zeichen) in den Augen der Chefs aufgeblitzt sind. Laut Sebastian Vollmer ist noch nicht entschieden, ob im Jahr 2023 das NFL Deutschland-Spiel in Frankfurt stattfindet oder doch noch mal in München. Das soll geklärt werden, wenn nach dem München-Spiel Bilanz gezogen wurde.
So ist die NFL nach Deutschland gekommen
Laut Sebastian Vollmer gibt es den Plan für ein NFL-Spiel in Deutschland schon seit etwa 10 Jahren – also aus einer Zeit noch vor ran Football und DAZN. In unserem Interview hat der „Deutsche Botschafter der NFL“ auch darüber gesprochen, was alles für so ein Spiel organisiert werden muss: Die 32 Owner mussten erstmal grundsätzlich zustimmen. Vor allem auch die Kosten müssen beachtet werden. Schließlich kommen die Teams mit 2 Flugzeugen, bringen alles mit – vom Röntgengerät, über Wasser bis zum Klopapier. Passende Hotels sind nötig. Sowas zu planen dauere eben seine Zeit, so Vollmer:
Als Fan würde man sich die Planung so eines Spiels vielleicht etwas zu einfach vorstellen, sagt der zweimalige Super Bowl-Champion. Auch die Auswahl des Stadions sei nicht einfach gewesen. Die meisten Arenen bei uns seien (natürlich) für den Fußball gebaut. Beim Football kommen die Teams aber mit 53 Spielern plus Trainer, Ärzte und anderem Staff. Presse und Marketing würden viel Platz brauchen. Selbst über die Busse der Teams musste nachgedacht werden. Wie Sebastian Vollmer sagt, fährt allein ein NFL-Team mit 6 Bussen ins Stadion – die brauchen mehr Platz als die 1-2 Busse beim Fußball. Wegen dieser Planungen hat es mit dem NFL-Spiel in Deutschland so lange gedauert:
Sebastian Vollmer ist selbst 2 Mal mit den New England Patriots für ein Spiel in London gewesen. Ich habe als Reporter auch schon fast 10 Spiele in London erlebt und dabei immer wieder mitbekommen, wie Spieler und Trainer doch ganz unterschiedlich auf diese lange Reise reagieren. In den meisten Fällen wurde die großartige Stimmung in London gelobt – das der Spieltag mal etwas anders ist, als sonst. Wenn es kritisch wurde, ging es um die weite Anreise, die fremden Trainingsplätze und die lange Zeit, die man aus dem gewohnten Umfeld weg ist. Also habe ich Sebastian gefragt, wie gerade die Stimmung in den USA zu dem Spiel in München ist? Vorfreude auf etwas Neues – oder Bedenken wegen den Unbekannten?
Laut Vollmer haben viele Spieler erkannt, welche Chancen ein Spiel in Deutschland hat. Chancen in der Vermarktung der Liga oder auch beim Merchandise-Verkauf. Probleme wegen des langen Fluges aus den USA nach Deutschland seien aber nicht wirklich ein Thema. Schließlich müssten beide Teams den Weg auf sich nehmen. Die Spieler seien Voll-Profis und könnten das wegstecken. Die Trainer würden es vielleicht etwas anders sehen, sagt Vollmer, wenn sie auf fremdem Grün ihre Anweisungen geben müssen. Unterm Strich könnte eine Reise nach Deutschland aber sogar ein Vorteil sein, so der Ex-Patriot: Die Mannschaft könnte noch enger zusammenrücken, weil sie rund eine Woche in einem Hotel fernab der Heimat zusammen ist. Familie, Freunde oder andere Ablenkungen seien dann weit weg.
Wann ist das NFL-Spiel in München ein Erfolg?
Aus Sicht der Fans ist das NFL-Spiel in München sicher schon jetzt ein enormer Erfolg. Seit Monaten wird über den 13. November gesprochen. Die Tickets waren ruckzuck ausverkauft. Die mediale Aufmerksamkeit wird sich kurz vor dem Spiel in ungeahnte Höhen schrauben. Aber es gibt auch noch einen 14. November und die Zeit danach. Aus Sicht von Sebastian Vollmer kann man das NFL-Spiel in München als Erfolg verbuchen, wenn die Begegnung gut war und die Fans glücklich nach Hause gehen. Und: Wenn sich neue Fans finden, die sich mit dem Sport anfreunden und erkennen, dass Football auch ein Familien-Event sein kann:
Wenn Sebastian Vollmer über das Deutschland-Spiel spricht, dann spürt man die pure Vorfreude. Er wird natürlich am 13. November im Stadion in München sein und bis dahin soll es noch einige andere Events in Deutschland geben. Da geht es dann aber nicht nur um das Spiel, sondern um den großen Plan der NFL: Den Football in Deutschland noch größer zu machen. Uns Fans kann es nur recht sein.