Beim Thema Gehirnerschütterungen ist die NFL in den vergangenen Jahr sehr vorsichtig geworden. Während es früher doch sehr robust auf dem Feld zuging, guckt die Liga mittlerweile sehr genau hin, wenn es knallt. Dabei aktuell besonders im Fokus: Tua Tagovailoa, der Quarterback der Miami Dolphins. Er musste in der laufenden Saison 2022 schon zweimal das Concussion Protocol durchlaufen. Das sind die Maßnahmen, die die NFL beim Verdacht einer Gehirnerschütterung vorsieht. Aber was genau passiert da? Welche Tests werden gemacht? Wir erklären es euch:
Wirklich lang gibt es die aktuellen Regelungen noch gar nicht. Das sogenannte „NFL Game Day Concussion Diagnosis and Management Protocol“ wurde 2011 auf den Weg gebracht – ist seit dem aber schon mehrfach angepasst worden. Mittlerweile ist es so, dass bei jedem NFL-Spiel unabhängige medizinische Beobachter im Stadion sind. Die haben genau im Blick, wenn ein Spieler einen zu heftigen Schlag gegen den Kopf abbekommt. Diese Spotter können dann den Coaches, Schiedsrichtern oder auch den Teamärzten den Hinweis geben, dass ein Spieler zu hart getroffen wurde. Auch „Medical Timeouts“ können so ausgerufen werden. Wird jemand auf diese Weise aus dem Spiel genommen, wird auch der letzte Spielzug noch einmal reviewed, um die Szene genau zu analysieren.
Das passiert beim Concussion Protocol auf dem Platz
Muss der Spieler vom Feld, kommt er in ein kleines blaues Zelt am Spielfeldrand. Da wird der Helm abgenommen und der Betroffene untersucht und befragt. Hat er Gedächtnislücken, weiß er nichts über das laufende Spiel, läuft er wackelig, ist sein Blick unnormal, spricht er ungewöhnlich oder gibt es sogar Zeichen einer sichtbaren Verletzung, müssen weitere neurologische Untersuchen in der Kabine gemacht werden. Auch hier wird der Spieler weiter befragt. Sind dabei weitere Auffälligkeiten sichtbar, ist das Spiel für den Betroffenen sofort zu Ende. Das gilt auch, sollten sich z.B. auf dem Weg in die Kabine die anderen Symptome verschlechtern. Sollten aber alle Tests negativ ausfallen, könnte der Spieler auch wieder zurück auf den Platz. Am nächsten Tag muss er aber sicherheitshalber noch einmal untersucht werden.
Sind die Zeichen eindeutig und die Gehirnerschütterung bestätigt, muss einiges passieren, bis der Spieler wieder aktiv werden darf. Eine festgelegte Zeit gibt es nicht, wie lange ein Spieler pausieren muss. Das wird individuell entschieden. Jeder Betroffene muss aber 5 Stufen durchgehen, die im Concussion Protocol festgehalten sind. Nur wenn es keine Rückfälle, Verschlechterungen oder andere Probleme gibt, kann die jeweils nächste Stufe angegangen werden. Diese Stufen sind:
1.) Ausruhen
Etwa ein bis zwei Tage sollte der Spieler so wenig wie möglich machen. Kein Training, keine Team-Meetings, kein Handy, kein Internet – maximal ein paar Dehnübungen sind okay
2.) Leichte Fitness-Übungen
Der Spieler kann unter Aufsicht ein paar Minuten Ausdauer- oder Gewichttraining machen
3.) Mehr Fitness oder Kraft
Das Pensum in Sachen Ausdauer- oder Gewichttraining kann erhöht werden, sofern es die Aufsicht in Ordnung findet
4.) Leichtes Football-Training
Erste Übungen auf dem Platz sind möglich – aber alles ohne Körperkontakt
5.) Volles Training
Gibt es keine Probleme oder Verschlechterungen, kann der Spieler zurück ins eigentliche Mannschaftstraining
Dieser Prozess kann unterschiedlich lange dauern. Manche Spieler sind nach einer Woche frei von Symptomen und dürfen wieder auf dem Platz stehen. Andere haben noch Wochen oder Monate Probleme. Die NFL hat das alles genau im Blick und verhängt auch saftige Strafen, sollte jemand zu früh aufs Feld geschickt werden. Das können rund 150.000 Dollar Strafe für den Spieler sein. Seinem Team kann aber sogar auch ein Draft-Pick weggenommen werden.