Kurz vor dem Start der NFL-Saison 2021 haben die Teams ihre 53-Mann Kader bekanntgegeben. Unter diesen 1.696 Profis befinden sich aktuell „nur“ 2 deutsche Spieler! Jakob Johnson bei den New England Patriots und Amon-Ra St. Brown bei den Detroit Lions. Alle anderen, die im Rennen waren, sind nicht, noch nicht oder nicht ganz dabei. Wieso ist das so? Warum klappt es gerade so selten mit dem großen Sprung? Oder sind 2 deutsche Spieler in der NFL schon ein großer Erfolg?
Gucken wir mal auf die anderen deutschen Spieler, die in diesem Jahr im Rennen waren bzw. es noch sind: Equanimeous St. Brown ist von den Green Bay Packers entlassen worden. Der Deutsch-Amerikaner hatte in der Vorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen, die Konkurrenz im Team wurde immer größer und so ganz überragend war seine Saison 2020 – trotz seines ersten Touchdowns – nicht. Ich hatte mich schon auf das „Bruder-Duell“ mit Amon-Ra bei den Lions gefreut. Das fällt nun vorerst aus. Aber für EQ ist die Reise natürlich noch nicht zu Ende. Möglicherweise schnappt sich noch ein anderes Team seine Dienste – vielleicht sogar die Lions direkt? Dann hätten wir die Brüder vielleicht gemeinsam auf dem Feld.
David Bada – ein Sonderfall
Beim Washington Football Team war David Bada eine feste Größe in der Preseason. Der Defensive Lineman hat die Spiele gut genutzt, sich aber dummerweise verletzt. Er hängt jetzt etwas in der Luft. David ist nicht im 53-Mann Kader, aber auch nicht entlassen. Er genießt eine Art Sonderstatus, auch weil er Teil des NFL Pathway Programs ist. Hier sind wir wohl klüger, wenn die Verletzung überstanden ist und die Saison begonnen hat. Der große Sprung für ihn kann noch kommen. Auch ein Platz im Practice Squad ist möglich.
Dann fehlt noch Aaron Donkor. Er hat es aktuell (noch) nicht geschafft, sich in den 53er-Kader der Seattle Seahawks zu kämpfen. Weil der Linebacker auch über das Pathway Program kommt, hat er aber einen zusätzlichen Platz im Practice Squad sicher. Von da kann Aaron Donkor im Laufe der Saison in den Kader hochgezogen werden. Das ist neu in diesem Jahr. Das Team würde aber den zusätzlichen Practice Squad Platz dadurch verlieren.
Das ist die Ausgangslage. Mark Nzeocha und Dominik Eberle sind außerdem noch „auf dem Markt“. Aktuell stehen also 2 deutsche Spieler fest in einem Kader. Mein erster Eindruck war: Wieso sind es „nur“ 2? Setzen die NFL-Teams doch noch lieber auf Einheimische? Sind Spieler aus Europa immer noch eine Art „Exot“? Oder fehlt den Profis aus z.B. Europa das gewisse Etwas, um ganz oben mitzuspielen? Die NFL entwickelt sich seit einiger Zeit in Richtung Internationalität. Spiele in London, vielleicht bald ein Spiel in Deutschland, immer umfangreichere TV-Deals. Ich finde, da müssen sich die Teams auch trauen auf mehr internationale Spieler zu setzen!
Fast nur US-Amerikaner
An anderer Stelle hatte ich hier im Blog mal aufgeschlüsselt, wie viele internationale Spieler in der NFL in etwa unterwegs sind. Grob gesagt: Nicht viele. Etwa 95-97% der Profis sind in den USA zur Welt gekommen bzw. haben einen US-Pass. In der gesamten NFL-Geschichte kommen aber tatsächlich die meisten Nicht-US-Spieler aus Deutschland – mit rund 80. Daran sollte sich in den kommenden Jahren etwas ändern, wie ich finde. Vielleicht hilft die European League of Football dabei. Sie hat bewiesen, dass auch in anderen Ländern guter Football gespielt werden kann. Das N in NFL steht zwar für „National“, aber wenn das Produkt internationaler auftreten will, braucht es meiner Meinung nach auch mehr Local-Heros!