Brett Favre, Otto Graham, Lawrence Taylort oder Peyton Manning. In 100 Jahren NFL sind viele Stars geboren worden – einige von ihnen wurden auch zur Legende. Über genau diese Spieler ist ein neues Buch erschienen: American Football: Die größten Legenden. Geschrieben hat es Adrian Franke – bekannt als Experte bei DAZN, Spox.com oder im Down, Set Talk Podcast. Mit ihm habe ich über diese 200 Seiten geballte Legenden-Geschichten gesprochen und darüber, wer aus der aktuellen NFL die Chance auf den Legenden-Status hat.
Es ist nicht das erste Buch von Adrian Franke. Im vorigen Jahr hatte er schon American Football: Alles, was man wissen muss herausgebracht. Das war quasi die Grundlage für alle NFL-Begeisterten da draußen. Jetzt geht es also um die Gesichter, die Spieler – um die Legenden. Adrian hat sich die Zeit genommen, hier im Interview über sein neues Werk zu sprechen. Das Interview gibt es wie immer zum Lesen und Hören.
Adrian, wie ist dein neues Buch aufgebaut? Sind die Legenden alphabetisch zusammengefasst oder hast du eine Reihenfolge?
Ich habe die Reihenfolge im Prinzip selbst festgelegt – sie hat sich auch mehrmals verändert, während ich geschrieben habe. Ich wollte natürlich ein bisschen durchmischen, so dass nicht alle Quarterbacks am Anfang sind. Ich wollte auch die Zeiten etwas durchmischen, so dass wir nicht chronologisch durchgehen, sondern auch da eine Abwechslung haben. Im Endeffekt hatte ich den Rahmen, dass ich mit Brett Favre einsteige und mit Peyton Manning aufhöre – diese zwei großen Quarterbacks. Dazwischen habe ich echt viel rotiert und auch darauf geschaut, dass eine Abwechslung drin ist. Dass, wenn man es am Stück durchliest, man immer mal wieder auf andere Aspekte und in andere Epochen hinein gestoßen wird.
Welche Geschichten haben dich denn am meisten selbst gepackt?
Das Kapitel, das mir am meisten Spaß gemacht hat zu schreiben, das ich auch am herausforderndsten fand und am meisten Zeit gekostet hat, war auf jeden Fall Brett Favre. Ich finde die Geschichte dahinter extrem spannend. Es ist eben nicht nur das, was auf dem Football-Feld passiert ist. Darauf habe ich auch geachtet, dass ich die Spieler versuche zu erklären – und auch was drumherum passiert ist. Die Geschichte, die ich am eindrucksvollsten insgesamt fand, war die von Lawrence Taylor. Der hat abseits des Platzes ein Leben geführt, was jenseits von Gut und Böse ist.
Dann picken wir die beiden doch mal heraus: Von Lawrence Taylor ist ja bekannt, dass er mal einen Ausflug zum Wrestling gemacht hat.
Wrestling war noch das harmloseste. Bei ihm waren es wirklich Abstürze in ganz üble Drogengeschichten, völlig von einem Tiefpunkt zum nächsten gegangen, auf der Straße sich herum getrieben und geprügelt. Aber ich hab dann seine Biografie gelesen und das fand ich schon sehr eindrucksvoll. Er spricht im Nachhinein mit einer gewissen Distanz relativ offen darüber. Wenn man sich mal versucht da hinein zu versetzen, wie er sein Leben gelebt hat, in seiner aktiven Zeit und dann kurz danach, dass kann man sich als „normaler Mensch“ kaum vorstellen.
Brett Favre ist da etwas anders sortiert. Den hast du dabei, genau wie Bart Starr. Beides Legenden der Green Bay Packers. Wie unterscheiden die sich?
Brett Favre ist für mich DER Quarterback gewesen und auch DIE Quarterback-Figur seiner Zeit gewesen. Und Bart Starr? Da habe ich das Kapitel „Aus einer anderen Zeit genannt“, weil ich den Unterschied so eklatant fand. Er war aber trotzdem ein Spieler, der mit einer unheimlichen Konstanz gespielt hat, er ist immer da gewesen, hat immer alles fürs Team gegeben. Genau so hat er auch zu einem Teil sein Leben gelebt. Seine Geschichte ist so auch total eindrucksvoll. Auch spannend ist, wie anders die Leute damals getickt haben. Bart Starr hatte mit so einigen College-Ritualen noch später lange zu kämpfen, weil sie ihm riesige Rückenprobleme beschert hatten und all solche Sachen.
Geht es bei Brett Favre auch um seinen Auftritt in „Verrückt nach Mary„?
(lacht) Ich glaube, dass ich den nicht mit drin habe. Aber was bei Favre auch eine Säule ist, wenn wir vom Football weggehen, dann ist es seine Frau. Brett Favre ist mit einer Jugendliebe verheiratet, die für ihn so unfassbar wichtig war. Wichtig auch, für seine ganze Entwicklung. Er ist ja zwischendurch schon etwas abgestürzt und man kann sehr sicher sagen, dass er ohne seine Frau nicht das geschafft hätte, was er geschafft hat. Sie war diejenige, die ihn quasi wieder eingefangen hat, als er auf schiefen Bahnen unterwegs war.
Dein Buch heißt „American Football: Die größten Legenden“. Wie wird man denn deiner Meinung nach zur Legende?
Klar, du hast einmal das Spiel selbst geprägt, eine Ära geprägt zu deiner Zeit. Du hast zu einen gewissen Grad auch Erfolg gehabt. Wobei das nicht zwangsläufig gegeben sein muss – siehe Dan Marino, der nie einen Titel gewonnen hat. Da gibt es einige Kandidaten. Für mich sind es die Personen, die herausstechen wenn man über eine Franchise spricht und wenn du über die Liga sprichst. Also gewissermaßen: Kannst du die Geschichte dieser Liga oder dieser Franchise erzählen, ohne diesen Spieler zu nennen?
Wie hast du für das Buch recherchiert? Hast du auch mal Legenden persönlichen sprechen können?
Das leider nicht. Da ist es echt schwer Zugänge zu finden. Ich habe viele Biografien gelesen oder auch zeitgenössische Sachen – also Zeitungsartikel oder auch Bücher über die jeweilige Ära. Also wenn wir etwa über Otto Graham und die alten Browns sprechen, dann Bücher über Football aus dieser Zeit. Eine Zeit, wo der Sport generell noch ganz anders war, die Berichterstattung über den Sport ganz anders war, die Spieler noch völlig anders mit der Öffentlichkeit umgegangen sind, als es heute der Fall ist. Das heißt, ich habe immer versucht ein Gefühl für die Zeit zu bekommen und für die Umstände – was mitunter auch schwierige Umstände waren. Und dann eben habe ich versucht über jeden Spieler etwas wie eine Biografie in die Hände zu bekommen.
Blicken wir zum Schluss in die Zukunft: Wer sind die Legenden von Morgen?
Gut, die offensichtliche ist natürlich Tom Brady. Da wird es eigene Bücher geben und an einem gewissen Punkt werden wir auch sagen, dass ist der Spieler der NFL überhaupt. Ich denke aber auch an Drew Brees. Bei Verteidigern sicher so jemand wie J.J. Watt oder ein Aaron Donald vielleicht. Wenn wir auf die jungen Spieler schauen: Ich bin extrem gespannt, was wir von Lamar Jackson noch bekommen werden in den nächsten 10-12 Jahren. Und dann gibt es ganz viele, die jetzt so Richtung Karriere-Ende gehen, die aber auch diese Ära mitgeprägt haben: Wenn wir an Larry Fitzgerald, Philip Rivers oder Ben Roethlisberger denken, also diese Spieler, da wird es einiges geben. Oder natürlich noch ein Packers Quarterback mit Aaron Rodgers, der sicher auch in solchen Geschichten vorkommen wird.
Vielen Dank an Adrian Franke.
*** Sämtliche Links zu dem Buch sind sogenannte Affiliate-Links ***