Endlich wieder Football live im Stadion. Die NFL ist auf Europa-Tour und macht in diesem Jahr wieder dreimal Halt in London. Ein Spiel findet im Wembley Stadion statt, zwei in Tottenham. Wir von beimFootball haben uns in diesem Jahr gleich 2 Spiele gegönnt – die beiden in Tottenham. Den Auftakt der NFL in London 2024 machte die Begegnung der New York Jets gegen die Minnesota Vikings. Matthias nimmt euch mit auf die Reise – auch hinter die Kulissen der NFL in London 2024.
Der Flug von Berlin nach London begann gleich mit 2 Überraschungen. Erstens: Wir hatten keine Verspätung und zweitens: Ich habe ein Upgrade in die Business Class bekommen. Bei so einem kurzem Flug ist das zwar nicht sonderlich aufregend. Aber das Frühstück bei der Lufthansa war ziemlich gut und weil ich in Reihe 1 sitzen durfte, war ich schnell raus aus dem Flieger und schnell in der Stadt. Am Game Day ging es sehr früh zum Stadion, denn schon um 9.30 Uhr hatte ich den ersten Termin. Der Eigentümer meiner Wohnung in Berlin lebt in London – nicht weit entfernt vom Stadion. Ich habe ihn in 18 Jahren nie persönlich getroffen. Jetzt hat es endlich mal geklappt. Kurz danach war auch schon Einlass im Tottenham Hotspur Stadium.
Mit dem Boss zusammen rein
Es war zwar nur purer Zufall, aber als ich den Pressebereich des Stadions betreten habe, kam ich zeitgleich mit Brett Gosper in die Media Lounge. Brett Gosper ist der Europa-Chef der NFL und war auch schon mal hier beimFootball im Interview. Um kurz vor 11 Uhr waren schon erstaunlich viele Presseleute anwesend. Auch Bruce war wieder da. Ein Reporter aus England mit den buntesten Hemden der Football-Bubble. Natürlich durfte ein „Hallo“ bei Alan Roach nicht fehlen. Er ist der Stadionsprecher für die internationalen Spiele der NFL und der Minnesota Vikings. Für ihn war das Spiel dadurch etwas ganz besonderes.
Ich arbeite schon seit über 20 Jahren als Journalist und habe schon einige Pressebereiche erlebt. Bei der NFL in London 2024 durfte ich genießen, wie gut die Liga mit der Presse umgeht. In der Media Lounge lief ein Techniker herum, der mich gefragt hat, ob ich ohne Probleme ins WLAN gekommen bin. Es gibt im Stadion sogar einen Support, der z.B. Computer überprüft, wenn es irgendwo klemmt. Noch besser wurde es, als ich nach dem Weg zum Media Compound gefragt habe. Da wollte ich kurz Markus Kuhn und Sebastian Vollmer treffen, mit denen ich verabredet war. Der Helfer sagte einfach „Follow me“ und nahm mich quasi an die Hand, um einmal quer durchs Stadion zu laufen. Das ist schon krass. Er hätte mir auch einfach nur den Weg zeigen können, aber er bestand darauf mich persönlich ans Ziel zu bringen.
Erster Blick ins Stadion
Einlass für das Spiel Jets vs. Vikings war um 12.30 Uhr Ortszeit – also 2 Stunden vor Kickoff. Zu dieser Zeit habe auch ich an meinem Schreibtisch Platz genommen. Die Pressetribüne ist so bequem, groß und gemütlich wie in kaum einem anderen Stadion. Es gibt sogar eine Toilette wenige Meter entfernt. Und der Blick auf die 40 Yards-Linie ist auch nicht so verkehrt. Direkt hinter dem Gjallarhorn der Vikings.
Das Spiel in London war an einem besonderen Tag – am 6. Oktober. Das ist der Geburtstag von Günter Zapf. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich nie wieder mit ihm gemeinsam in einem Football-Stadion sitzen kann, wie wir es so oft gemacht haben. Aber irgendwo da oben guckt er zu – vielleicht ja auch mit dem Fernglas, das er immer dabei hatte …
In einem NFL-Stadion vergeht die Zeit irgendwie anders. Als ich mich bequem hingesetzt hatte, stand der „Countdown to Kickoff“ bei etwa 90 Minuten. Dann übernahm die Pregame-Djane Alex Mills die Turntables, man guckt sich ein wenig um und zack – schon waren die Spieler auf den Platz. Dazu überall so glückliche und positive Menschen, die sich auf das Spiel gefreut haben. Das ist und war in dieser sonst so anstrengenden Welt echt eine Wohltat. Weil das Spiel ein Heimspiel der Vikings war, gab es natürlich auch den traditionellen Skol-Chant:
Auch wenn ich schon zum 10. Mal bei einem NFL-Spiel in London war, es fühlt sich immer wieder besonders an. All das direkt vor der Nase zu haben, was sonst abends oder nachts im Fernsehen läuft, ist toll. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich das alles machen kann und darf. Nächste Woche übrigens gleich noch mal.
Jets vs. Vikings aus allen Blickwinkeln
Auf der Pressetribüne wird nicht nur per Lautsprecher jeder Spielzug durchgegeben, es gibt es auch Steckdosen, LAN-Kabel, stabiles WLAN und auch einen kleinen Fernseher, auf dem das Spiel zu sehen ist. Weil es das Bild der Übertragung beim NFL Network ist, ist das Bild natürlich etwas verzögert. Das ist praktisch, wenn auf dem Feld etwas wildes passiert, kann man direkt danach das Ganze am TV-Bild noch einmal sehen.
Insgesamt 61.137 Zuschauer waren es diesem Nachmittag in diesem grandiosen Stadion. Egal mit wem man darüber spricht, alle loben die Arena. Die Wege sind kurz, alles ist modern, sauber und übersichtlich. Wenn man überhaupt über irgendwas meckern kann, dann über die Akustik. Die Durchsagen des Stadionsprechers oder vor allem des Schiedsrichters waren auf meinem Platz kaum zu verstehen. Positiv war dann wieder, dass der leichte London-Nieselregen nicht bei uns angekommen ist.
NFL in London 2024 fest in der Hand der Vikings
Normalerweise sind solche internationalen Spiele der NFL immer sehr ausgeglichen was die Fans auf der Tribüne angeht. Dieses Mal hat man aber deutlich gemerkt, dass es ein Heimspiel der Vikings war. Von der „Gang Green“ der Jets war wenig zu hören. Mag aber auch Spielverlauf gelegen haben. Am Ende wurde es noch mal ziemlich spannend, aber die Jets haben die Aufholjagd nicht geschafft. Der Shitstorm, der zu Hause in Deutschland über RTL hereinbrach, ist auch in London angekommen. Mal sehen, ob das schnell vergessen wird oder ein Plan B her muss, wenn ein Spiel zu lange dauert und RTL aktuell gesendet werden muss.
Mit dem 23:17 bleiben die Minnesota Vikings also weiter ungeschlagen. Nach dem Spiel war ich bei der Pressekonferenz der Jets. Vor allem, weil der Weg dahin deutlich kürzer war. Coach Robert Saleh und Aaron Rodgers waren aus nachvollziehbaren Gründen nicht in Plauderlaune. Witze machen konnte der Quarterback trotzdem noch. Angesprochen auf das womöglich rutschige Spielfeld sagte er: „Ich laufe nicht so schnell wie die anderen. Ich habe das gar nicht bemerkt!“.
Und dann war es auch schon wieder vorbei. Die NFL in London 2024 – Jets vs. Vikings. Vor der Rückfahrt ins Stadion habe ich noch eine Stunde in der Media Lounge gewartet – und etwas gegessen. Bis alle Fans in der Bahn sind, dauert es immer ziemlich lange. Und im Nieselregen draußen warten, musste auch nicht sein. Good Bye from London – und bis nächste Woche.
