Jede Woche geht in der deutschen Football-Community die Diskussion los, warum bei uns im Fernsehen die Detroit Lions gezeigt werden und nicht etwa die San Francisco 49ers. Irgendjemand wird dann bei Social Media darauf hinweisen, dass man doch den NFL Game Pass abonnieren sollte, um diesem Theater aus dem Weg zu gehen. Andere jammern, dass RTL+ Geld kostet und das bei ProSieben damals alles viel besser war. Das alles ist Alltag bei deutschen Football-Fans während einer Saison. Aber wie läuft es eigentlich im Mutterland des Footballs? Wo kann ich die NFL live in den USA sehen und was kostet der Spaß im Vergleich zu Deutschland? Spoiler: Es ist viel umständlicher und viel teurer.
Dass die Fernsehrechte für die NFL die lukrativsten überhaupt sind, das ist allgemein bekannt. In der Top 30-Einschaltquoten-Liste der höchsten Nielsen-Ratings in den USA stehen 22 Super Bowls. In den TV-Ratings für die USA im Jahr 2023 waren unter den Top 100 gleich 93 NFL-Spiele! Auch im Streaming gehen die Zahlen durch die Decke. Das Wildcard Playoff Spiel am 14. Januar 2024 zwischen den Miami Dolphins und den Kansas City Chiefs war das „most-streamed Live-Event ever“ in den USA mit 23 Millionen Zuschauern im Schnitt!
Wo die Amerikaner die NFL sehen können
Im Vergleich zu der doch recht übersichtlichen Rechte-Verteilung in Deutschland, ist es schon etwas komplizierter die NFL live in den USA zu gucken. Denn nicht alle Sonntagsspiele sind überall im Land ohne weiteres zu sehen, so wie wir es von RTL kennen. Aber der Reihe nach: Die TV Rechte in den USA halten die großen Networks CBS, NBC, Fox und ABC/ESPN, sowie Amazon. Der Deal läuft seit 2023 und noch bis 2033. Dafür kassiert die Liga etwa 10 Milliarden Dollar pro Jahr!!! Landesweit gibt es in der Regel „nur“ 3 Spiele bei den großen Anbietern zu sehen. Thursday Night Football läuft bei Amazon, Sunday Night bei NBC und Monday Night bei ABC/ESPN. Ausnahmen gibt es aber auch – z.B. für den Season-Opener, Thanksgiving, das neue Black Friday Spiel oder für die Internationalen Spiele in London oder Deutschland. Playoffs und Super Bowl lassen wir hier mal außen vor.
Die meisten Sonntagsspiele sind in den USA nur in einigen Teilen des Landes ganz normal im TV zu sehen – CBS und Fox teilen sich dabei die Übertragungen. In den USA gibt es nicht nur „ein Fox“ oder „ein CBS“, so wie bei uns „ein RTL“. Die Städte und Regionen haben jeweils ein „eigenständiges Fox oder CBS“, das mit lokalen Inhalten „aufgefüllt“ wird. Das wird bei Nachrichten oder eben auch bei der NFL gemacht. Aktuell ist es so, dass CBS-Stationen am Sonntagnachmittag in den beiden ersten Slots Spiele zeigen, in denen das Auswärtsteam aus der AFC kommt. Fox zeigt sonntags die aus der NFC. Bei Spielen innerhalb einer Conference darf das Auswärtsteam entscheiden, welche Station die Übertragung übernimmt. Außerdem gibt es hier noch viele andere Verteilerschlüssel und Einordnungen der Teams etc. Das ist aber eine Wissenschaft für sich.
Jedes NFL-Team hat außerdem einen zugeordneten TV-Markt – der entspricht dem Einzugsgebiet der Heimatstadt. Neben diesem „Primary Market“ gibt es auch noch einen „Secondary Market“ für ein erweitertes Einzugsgebiet. Das ist wichtig für die mögliche Übertragung am Sonntag. So werden nämlich alle Auswärtsspiele eines Teams in dessen Primary und Secondary Market gezeigt. Bei Heimspielen gilt: Sie werden im Primary Market gezeigt, aber nur wenn sie 72 Stunden vor Kickoff ausverkauft sind. Das ist die besagte „Blackout Rule“. Konkretes Beispiel: Philadelphia Eagles bei den Houston Texans wird in Houston und Philadelphia bei Fox gezeigt – das sind die Primary Markets. Dazu kommt der Secondary Market im näheren Umfeld. Und dann wars das! Wer z.B. in Chicago wohnt, sieht nichts von dem Spiel bei seinem Fox.
Ausnahmen bestätigen die TV-Regeln
Die Liste von Ausnahmen wird noch länger, wenn man an Städte wie New York oder Los Angeles denkt, die jeweils 2 NFL-Teams haben. Die Spiele von Rams und Chargers bzw. Jets und Giants laufen jeweils nie parallel. In Los Angeles gibt es außerdem Ausnahmen was die Heimspiele am Sonntag im frühen Zeitfenster betrifft – also um 19 Uhr unserer Zeit. Das wäre zum Teil 10 Uhr Ortszeit und nicht überall wird das gern gesehen, weil die Menschen um diese Zeit am Sonntag in der Kirche sind/sein sollten. Zu allem Überfluss können angesetzte Spiele auch Dank „Flexible Scheduling“ getauscht werden. Ihr seht schon, es wird immer verrückter.
So umständlich ist es also schon mal die NFL live in den USA zu sehen, wenn man einen herkömmlichen Fernseher benutzt. Es gibt dann auch noch den Streaming-Weg. Die bei uns so beliebte NFL RedZone ist in den USA ein eigenständiger Sender, der extra gebucht werden muss. Dafür gibt es einige unterschiedliche Anbieter – die etwa 15 Dollar im Monat verlangen. Angeboten wird auch das Sunday Ticket, das über YouTube zu empfangen ist. Damit können alle Spiele am SonntagnNachmittag verfolgt werden, egal wo man wohnt. Der Spaß kostet dann schon um die 73 Dollar im Monat – alles plus Steuern.
Kein Game Pass, wie wir ihn kennen
Bei uns in Deutschland schwören viele Fans auf den NFL Game Pass. Der ist denkbar einfach gestrickt: Es gibt da nämlich einfach alle NFL-Spiele des Wochenendes live zu sehen. In den USA gibt es das nicht. Da gibt es auch keinen Game Pass, sondern ein Angebot names NFL+. Der kostet etwa 7 Dollar im Monat. Damit können auch alle Spiele live verfolgt werden – allerdings nur auf dem Mobiltelefon! Das Angebot ist für den US-Markt und kann in Deutschland nicht abonniert werden, auch wenn wir z.B. in der NFL-App sehr viel Werbung dafür sehen.
Zusammenfassend muss man sagen: Wir in Deutschland sind wirklich sehr gut versorgt was die NFL im Fernsehen und Internet angeht – preislich sind wir auch im Vorteil. Klar, die rund 170 Euro für den NFL Game Pass über DAZN sind schon eine Menge Geld. Aber dafür bekommt ihr ALLES, alles im US-Originalkommentar, Archive, NFL Shows und jede Menge Dokumentationen. Das alles seht ihr auf so gut wie jedem Device und Fernseher. Es gibt keine Einschränkungen oder regionale Unterschiede. Und wer sich „nur“ für RTL entscheidet, bekommt auch eine größere Auswahl, als die US-Zuschauer.
2 Antworten
Ist es wirklich so, dass bei Intraconferencegames das Gastteam die TV-Anstalt wählen darf? Im Grunde gilt die Regel, Auswärtsspiele der AFC zeigt CBS, die der NFC werden von FOX übertragen, egal gegen welches Team.
Da es aber seit ein paar Jahren TNF gibt und diese je nach Vertrag auch schon von CBS und nun von FOX gezeigt werden, muss ein gewisser Ausgleich geschaffen werden, damit beide Sender in etwa die gleiche Anzahl von Partien über die Saison zeigen. Dabei hat dann CBS ein paar Picks frei und beide Sender, falls NBC zudem noch die Ansetzung bei SNF ändert.
Nach deiner Regel hätte so in Woche 3 Panthers @ Chargers bei CBS oder in Woche 4 Browns @ Cowboys bei FOX nie laufen können.
Wahrscheinlich gibt es mehr Ausnahmen der Regel, als bisher bekannt…