Ihr habt es mitbekommen: Die NFL hat weitere Marketingrechte für Deutschland vergeben. Künftig dürfen auch die Detroit Lions, New York Giants, Pittsburgh Steelers, Seattle Seahawks und Indianapolis Colts bei uns aktiv werden – sie sind jetzt also auch Teil des Global Markets Program der NFL (ehemals bekannt unter „International Home Marketing Area Teams“). Bisher haben schon die Kansas City Chiefs, New England Patriots, Carolina Panthers, Tampa Bay Buccaneers und Atlanta Falcons die Möglichkeit dazu. Aber wie werden die Rechte vergeben? Wie läuft der Prozess ab? Was dürfen die Teams genau machen? Das haben wir von beimFootball mit Romy Klaus besprochen. Sie ist bei der NFL Deutschland Club Marketing und Business Manager und zuständig für das Global Markets Program.
Das Global Markets Program wurde erst 2022 ins Leben gerufen. Seit dem werden einmal im Jahr Marketingrechte an NFL-Teams vergeben, um in unterschiedlichen Ländern aktiv zu werden. Vorher war es nicht so ohne weiteres möglich, dass ein Team den heimischen Markt verlässt, um weltweite Marketingmaßnahmen umzusetzen. Die vergangenen Jahre hat die NFL sich aber rasant weltweit ausgebreitet. Demnächst gibt es Spiele in 4 Ländern außerhalb der USA – Tendenz steigend. Um die Marken weltweit bekannter zu machen, gibt es das Global Markets Program.
BeimFootball: Romy, wie genau funktioniert die Bewerbung für das Global Markets Program?
Romy Klaus: Jedes Team kann sich zu jeder Zeit verschiedene internationale Märkte anschauen und überlegen, welcher Markt sie am meisten interessiert. Dann schreiben sie tatsächlich so eine Art Bewerbung. Darin ist aufgeführt, was man in dem ausgewählten Markt unternehmen und auf die Beine stellen möchte. Das wird im Frühjahr bei der NFL eingereicht und auch noch einmal mit der Liga besprochen. Die Bewerbung bekommt schließlich das International Committee der NFL vorgelegt und beim „Spring Meeting“ Ende März wird entschieden, wer neu dazukommt. Vergeben werden die Rechte dann immer für 5 Jahre.
Gibt es bei den Bewerbungen irgendwelche Einschränkungen? Oder ist nach oben alles offen? Die Dolphins sind ja zum Beispiel in England, Spanien und auch Brasilien aktiv…
Es wird natürlich geschaut, welches Land zu dem Team passt. Die NFL achtet bei den Bewerbungen schon auf Ausgeglichenheit und Substanz. Es ergibt für manche Teams auch Sinn in einen bestimmten Markt zu gehen. Wenn es etwa einen Bezug über Spieler gibt oder auch kulturelle Bezüge zu dem Land. Es gibt auch keine maximale Grenze, wie viele Länder ein Team bekommen kann. Man darf aber nicht vergessen, dass das alles für die Teams auch mit viel Arbeit verbunden ist.
Was dürfen die Teams genau machen, wenn sie die Marketingrechte für Deutschland haben?
Das Programm ist in erster Linie eine Unterstützung für die Teams, um mit ihren Fans besser in Kontakt zu kommen bzw. den Fans auch etwas für ihre Unterstützung zurück zu geben. Das geht bei den Spielen in Deutschland oder natürlich auch außerhalb. Wir hatten in Frankfurt das „Patriots Haus“ oder das „ChampionShip“ der Chiefs. Aber auch die anderen GMP-Teams waren vor Ort – mit Watchpartys oder Fan-Pubs. Abseits der Spiele haben die Teams aus dem Programm die Möglichkeit sich deutschsprachige Social Media Kanäle aufzubauen. Sie können auch offizielle Watchpartys veranstalten – das hatten wir in den Playoffs oder zum Super Bowl. Es gab schon einige Aktionen mit Flag Football für Kinder. Wir hatten den Season Kickoff im Eintracht Stadion in Frankfurt, wo alle Teams vertreten waren. Die Caroline Panthers sind voriges Jahr mit ihrer „Keep pounding Tour“ durch Deutschland gezogen. Die hatten auch ihre Cheerleader dabei, um Kindern Tänze beizubringen. Es gab Partys in Pubs oder Cornhole-Tournaments. Es ist einfach super zu sehen, wie die Teams ihren Fans etwas zurückgeben möchten und die Möglichkeit bieten ein Teil des Ganzen zu sein, obwohl sie sonst so weit weg sind.
Haben die Deutschland-Spiele dafür gesorgt, dass dein Telefon pausenlos klingelt und sich immer mehr Teams für Deutschland interessieren?
Das Interesse ist auf jeden Fall da. Deutschland ist den NFL-Fans in den USA mittlerweile ein Begriff. Ja, es gab schon viele Gespräche und Nachfragen. Das Interesse hat zugenommen, was auch schön ist. Aber es muss schon für das Team passen.
Du bist natürlich auch zuständig für die Teams, die schon im Global Markets Program für Deutschland sind. Wie sieht da deine Arbeit aus?
Ich habe einmal im Monat einen Call mit allen Teams gleichzeitig, wo wir alle Updates, Ideen oder auch Neuerungen von unserer Seite hier in Deutschland teilen können. Außerdem gibt es einmal im Monat – oder bei Bedarf auf häufiger – einen Call mit jedem einzelnen Team. Da sprechen wir über deren Pläne und Ideen. Wir beantworten auch Fragen, die die Teams haben. Wenn es z.B. um das Thema Karneval geht. Was ist das überhaupt? Gibt es das in ganz Deutschland? Wir versuchen also die deutsche Perspektive zu zeigen und auch einzuordnen, wie Pläne der Teams bei uns ankommen könnten.
Wenn ein Team die Marketingrechte für Deutschland hat, werden sie dann auch sicher mal in Deutschland spielen?
Wenn ein Team Teil des Programms ist, heißt es nicht automatisch, dass sie bei einem Spiel dabei sind.