Die Los Angeles Rams gehören zu den ältesten Teams der Liga, sind schon ein paar Mal umgezogen und haben es hinbekommen in drei verschiedenen Städten einen Titel zu gewinnen. Sie gehören auch zu den wenigen Franchises – genauer gesagt zu den zwei Teams – die in ihrem eigenen Stadion einen Super Bowl gespielt und gewonnen haben. „Die Geschichte hinter den Teams“ dieses Mal von der Westküste und mit der Frage: Warum eigentlich „Rams“?
Die Geschichte der Los Angeles Rams beginnt 1936 – aber nicht in Kalifornien, sondern fast 3.000 km weiter östlich in Cleveland, Ohio. Der erfolgreiche Rechtsanwalt Homer Marshman und der ehemalige Chicago Bears Fullback Damon Wetzel gründeten für die damalige AFL ein neues Football-Team. Der Name wurde mal nicht in einem Wettbewerb gesucht, sondern einfach von der Fordham University aus New York übernommen. Dort spielten die „Rams“ – also die „Widder“. Marshman fand das ideal, weil der Name schön kurz war und so perfekt in Zeitungsschlagzeilen passte. Die Cleveland Rams waren geboren.
In der ersten Saison in der AFL wurden die Cleveland Rams gleich Zweiter mit einer 5:2:2 Bilanz. Schon ein Jahr später begann die lange Geschichte der Wechsel und Umzüge der Rams – von der noch etwas unorganisierten AFL ging es in die NFL. Da lief es hinter den etablierten Teams aus Green Bay, New York oder Chicago allerdings gar nicht und es wurde nur ein Saison-Sieg geschafft. Die folgenden Jahre reichte es auch noch nicht für eine positive Saison-Bilanz. Schon 1941 kam mit Dan Reeves ein neuer Besitzer.
Der Krieg stoppt die Rams
Vor der Saison 1943 wurden viele Spieler der Rams zum Kriegsdienst eingezogen, so dass das Team nicht mehr antreten konnte. Die komplette Saison wurde ausgesetzt – aber schon 1944 ging es weiter. Im letzten Kriegsjahr 1945 – nicht mal 10 Jahre nach Gründung der Rams – kam es zum großen Wurf. Mit Quarterback Bob Waterfield und Halfback Fred Gehrke als große Stars, wurde das NFL Championship Game gegen die Washington Redskins erreicht – und mit 15:14 gewonnen. Fred Gehrke sorgte damals auch für ein Novum in der NFL – für den ersten bemalten Helm.
Dan Reeves, der Besitzer der Rams, hatte die NFL brav um Erlaubnis gefragt, um mit dem neuen Helm spielen zu dürfen. Der Legende nach sollen die Verantwortlichen gesagt haben: „Sie sind der Besitzer – machen sie was sie wollen!“ Fred Gehrke durfte schließlich alle Helme des Teams bemalen. Gehrke war es später dann auch, der das erste Gesichtsgitter einsetzte. Die Cleveland Rams waren also sportlich erfolgreich, bunt und innovativ. Nur wenige Woche nach dem Titelgewinn wurde aber auch der Umzug nach Los Angeles bekannt.
Cleveland Rams – Los Angeles Rams
Dan Reeves war vereinfacht gesagt zu wenig los in Cleveland. Die Zuschauerzahlen waren dürftig und ihm war es auch zu kalt in Ohio. Das Championship Game 1945 fand sogar bei Minusgraden statt. Außerdem machten sich in Cleveland gerade die Browns breit, die in der AAFC spielten. In Kalifornien sollte alles besser werden. Zur Saison 1946 fand der etwas umstrittene Umzug statt und die NFL expandierte zum ersten Mal an die Westküste der USA. Aber es gab auch Auflagen von der Liga, die erfüllt werden mussten.
Zum einen mussten die neuen Los Angeles Rams im Memorial Coliseum spielen und dafür eine Gebühr bezahlen. Außerdem musste mindestens ein afro-amerikanischer Spieler zum Kader gehören. Kenny Washington war es schließlich, was bei den anderen Team-Besitzern skeptisch beobachtet wurde. Wir sind schließlich noch in den 1940ern. Mit Woodie Strode kam noch ein zweiter Schwarzer dazu. Er spielte aber nur die eine Saison und wurde später Schauspieler. Wir sind schließlich in Los Angeles. Strode ist unter anderem in „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu sehen.
Rams nicht allein zu Haus
In Cleveland hatten die Rams noch Probleme mit den Cleveland Browns, die in der anderen Liga, der AAFC, für mehr Schlagzeilen sorgten. In Los Angeles gab es auch eine Konkurrenz – die Los Angeles Dons. Diese Rivalität blieb aber nur bis 1949, als die Dons schließlich in den Rams aufgingen. Kurz vorher hatte man als Los Angeles Rams zum ersten Mal das NFL Championship Game erreicht, aber gegen die Eagles eine deutliche 0:14 Pleite kassiert. Schon im kommenden Jahr war die Chance es besser zu machen, aber wieder ging das Finale verloren. Dieses Mal mit 28:30 – ausgerechnet gegen die Cleveland Browns. Die Los Angeles Rams überzeugten zu Beginn der 1950er mit ihrer offensiven Spielweise. Quarterback Norm van Brocklin war der gefeierte Anführer. Er wurde „The Dutchman“ genannt, obwohl er in South Dakota geboren wurde. Bis heute hält Norm van Brocklin den Rekord mit den meisten Passing Yards in einem Spiel – nämlich 554 (!!). Wegen solcher Spektakel wurden damals schon alle Spiele der Rams im Fernsehen übertragen und 1951 gab es die Belohnung. Mit einem 24:17 – wieder gegen die Cleveland Browns – wurde der erste NFL-Titel in Los Angeles gewonnen.
Wenig Erfolg – aber volle Hütte
Im weiteren Verlauf der 1950er ließ der Erfolg der Los Angeles Rams etwas nach. 1955 war noch eine Ausnahme, als man das Championship Game gegen Cleveland verlor. Danach folgten schlimme Jahre. Bis 1966 fanden die Playoffs ohne Rams statt. Es gab haarsträubende Spielzeiten mit Bilanzen von 2:10 oder 1:12:1. Den Fans war es aber offenbar einigermaßen egal. Das heimische Memorial Coliseum knackte 1957 den damaligen NFL-Zuschauer-Rekord mit über 102.000 Zuschauern. Auch in den Jahren danach kamen mehrfach über 100.000 Fans. Der NFL-Schnitt lag damals bei rund 40.000!
Mitte der 1960er war die Durststrecke überwunden. Mittlerweile hatte sich die Defensive der Rams einen Namen gemacht. Die „Fearsome Foursome“ sorgten 1967 wieder für einen Playoff-Einzug. Eine große Rolle spielte aber auch Coach George Allen, der für seine Motivationskünste bekannt war. Er installierte auch die ersten Special-Team-Coaches. Es wuchs eine Einheit zusammen, die die nächsten Jahre überaus erfolgreich Football spielen sollte. Zwischen 1973 und 1989 wurden nur 3 Mal die Playoffs verpasst.
Endlich wieder ein Titel
Die Los Angeles Rams dominierten in den 1970ern ihre NFC West. Nahezu jedes Jahr ging es von Platz 1 in die Playoffs. Da fehlte aber doch einige Male das Glück. Innerhalb von 5 Jahren wurden gleich 4 NFC Championship Games verloren. Zwischenzeitlich war sogar der große Joe Namath Teil der Rams. Er machte aber wegen seiner kaputten Knie nur 4 Spiele. 1979 lief es dann etwas besser und der erste Super Bowl wurde erreicht. Es war fast ein Heimspiel, denn gespielt wurde in Pasadena, Kalifornien – etwa 20 Minuten Autofahrt vom eigenen Stadion entfernt. Die Pittsburgh Steelers waren hier schließlich eine Nummer zu groß und gewannen mit 31:19.
Das Stadion war auch 1980 wieder ein großes Thema, denn die Rams zogen nach Anaheim um, eine Stadt am südöstlichen Rand von Los Angeles, wo auch das Disneyland steht. Wichtigster Grund war die Blackout-Rule der NFL. Die besagte, dass ein Spiel nur live im Fernsehen übertragen werden darf, wenn das Stadion 72 Stunden vor Kickoff ausverkauft ist. Auch wenn noch genügend Fans kamen, das riesige Coliseum mit den 100.000 Plätzen kann nicht immer voll werden. Außerdem begannen wirtschaftlich schwere Zeiten in den USA.
Los Angeles – Sport-Metropole
In den 1980er wurde LA fast zum Mittelpunkt der Sportwelt. Die Lakers holten den NBA-Titel, die Dodgers die World Series im Baseball, Wayne Gretzky spielte in der Stadt Eishockey. Da ließ das Interesse am Football der Rams etwas nach – und dann zogen auch noch die Oakland Raiders in die Stadt. Sie übernahmen sogar das Memorial Coliseum als Stadion und holten auch noch den Super Bowl der Saison 1983. Der neue Rams Trainer John Robinson ließ sich davon aber nicht beeindrucken und krempelte das Team um.
Die 1990er begannen für die Rams mit 5 negativen Spielzeiten am Stück – und dann war plötzlich Schluss in Los Angeles. Wie so oft gab es Streit um das Stadion. Die Rams wollten ein neues, die Stadt aber nicht. Das Team fürchtete sogar einen Bankrott. Also blieb nur ein Ausweg: Ein Umzug in eine andere Stadt. Erst sollte es nach Baltimore gehen. Das wollten die anderen Team-Besitzer aber nicht. Auch St. Louis war für viele keine gute Idee. Aber schließlich wurde ein Kompromiss gefunden und zur Saison 1995 sollte der Umzug kommen. Blöd für Los Angeles: Im selben Jahr zogen auch die Raiders wieder nach Oakland und die Metropole war ganz ohne NFL.
Los Angeles Rams – St. Louis Rams
In der neuen Heimat konnten sich einige Rams-Spieler einen Namen machen, die wir auch heute kennen. Jerome „The Bus“ Bettis war hier aktiv. Auch Isaac Bruce oder Quarterback Kurt Warner spielten sich warm für die Krönung im Jahr 1999. Das Jahr war die Geburt der „Greatest Show on Turf“, wie die Offensive der Rams schließlich genannt wurde. Marshall Faulk ragt hier sicher als Runningback heraus. Zusammen spielte man sich in einen Rausch und in den Super Bowl XXXIV gegen die Titans. Der 23:16 Sieg war fast nur noch Formsache.
Bei dem Spiel stand auch Tom Nütten auf dem Platz. Er wurde zwar in den USA geboren, wuchs aber in Deutschland auf. Irgendwie ist er also ein Deutscher, der einen Super Bowl gewonnen hat. Noch viel spannender an dem Sieg der Rams war, dass sie damit ihren dritten Titel geholt hatten – und jeden in einer anderen Stadt – nach Cleveland 1945 und Los Angeles 1951. Die „Greatest Show on Turf“ zauberte noch zwei weitere Jahre. Der Super Bowl XXXVI der Saison 2001 ging dann aber gegen die New England Patriots verloren.
Harte Zeiten für die Rams
In den Spielzeiten 2002 und 2003 wurden die Playoffs erreicht, aber ohne große Erfolge. Danach begann eine neue Durststrecke über mehr als 10 Jahre ohne Postseason-Teilnahme. Coaches und Team mussten sich viel Kritik für ihr Spiel anhören, die Eigentümer waren auch nicht gerade glücklich und die Fans wurden sogar in einer offiziellen Umfrage als „die schlimmsten der NFL“ beschrieben. Große Namen gaben kurze Gastspiele in St. Louis, wie die Quarterbacks Sam Bradford oder auch Nick Foles. Außerdem schwebte immer wieder ein neuer Umzugs-Gedanke umher.
Dieses Mal war es das Stadion in St. Louis, das Ärger machte. Da kamen die Pläne für den Großraum Los Angeles gerade recht, wo ein neuer Entertainment-Komplex inklusive moderner Sport-Arena entstehen sollte. Die Rams, die Oakland Raiders und die San Diego Chargers waren als mögliche Teams im Gespräch. Schließlich winkten die Eigentümer den Umzug der Rams und der Chargers zurück nach Los Angeles durch – und das auch ziemlich schnell. Das neue Stadion war damals noch lange nicht fertig. Also ging es für die Los Angeles Rams wieder ins „alte Coliseum“.
Wir sind wieder hier…
Mit der Saison 2016 war die Rückkehr der NFL nach Los Angeles also perfekt. Mehr als 10 Jahre wurde der riesige Markt der Stadt vernachlässigt. Die Rams bezogen erstmal ein provisorisches Camp – bauten aber auch schon ein Team auf, das die Fans in LA begeistern sollte. Unter Head Coach Jeff Fisher trainierten damals Todd Gurley, Aaron Donald und für die Quarterback-Position wurde Jared Goff gedraftet. Wie das alles 2016 ins Rollen kam, ist in der Amazon Reihe „All or nothing“ festgehalten und wirklich sehr sehenswert.
Die Serie endet (SPOILER) mit dem Rauswurf von Jeff Fisher. 2017 wurde Sean McVay der Headcoach. Er war bei Dienstantritt gerade mal 30 Jahre alt und brachte eine neue Philosophie und Grundeinstellung in die NFL, die wir auch schon in anderen Sportarten gesehen haben. McVay formte die Los Angeles Rams zu einer Macht und schon in seiner zweiten Saison – also 2018 – winkte der Titelgewinn. Die Rams waren nicht wiederzuerkennen und erreichten schließlich sogar den Super Bowl LIII. Gegner in Atlanta waren die New England Patriots – wie schon 17 Jahre vorher.
Ein Super Bowl zum Vergessen
Der Super Bowl in Atlanta hätte ein so tolles Spiel werden können. Mit „Oldie“ Tom Brady gegen „Sunny Boy“ Jared Goff. Mit dem Trainer-Duell Bill Belichick gegen Sean McVay. Rob Gronkowski gegen Todd Gurley… und dann erlebten Millionen Fans auf der ganzen Welt ein Taktik-Gegurke, das wohl nur die Hard-Core-Zuschauer begeistern konnte. Die Patriots gewannen das Spiel mit 13:3. Weniger Punkte gab es noch nie in einem Super Bowl. Und dann auch noch diese Halbzeit-Show mit Maroon 5. Der Abend war nun wirklich keine Werbung für den Football.
Die Los Angeles Rams spielten auch die Saison 2019 noch einmal im mittlerweile fast 90 Jahre alten Memorial Coliseum. 2020 wurde die neue Arena in Inglewood im Großraum Los Angeles bezogen – zusammen mit den Los Angeles Chargers – auch wenn wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer reindurften. In der Saison 2021 gingen die Rams dann „All in“. Das Team wurde u.a. mit Von Miller oder OBJ verstärkt. In einem Quarterback-Tausch ging Jared Goff nach Detroit und von dort kam Matthew Stafford. Die Rechnung ging auf und die Los Angeles Rams erreichten Super Bowl LVI im eigenen SoFi Stadium – und schlugen die Cincinnati Bengals knapp mit 23:20. In der Saison danach wurden die Playoffs verpasst – und das als Titelverteidiger. 2023 gab es zwar Playoff-Football. Aber die Rams waren nach einem Spiel gegen die Detroit Lions schon wieder raus.
Die erste Version dieses Artikels erschien am 25. Juni 2019. Dieses Updates ist vom 01. Februar 2024.
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