Die NFL ist das Nonplusultra im weltweiten Football – keine Frage. Aber wo es eine Nummer 1 gibt, muss es auch eine Nummer 2 geben. Wenn es nach der Wichtigkeit der Ligen geht, dann folgt ohne Zweifel die CFL – die Canadian Football League. Aber irgendwie bekommt man von der Liga kaum etwas mit. Mal abgesehen davon, dass sie diese Woche ihre Saison abgesagt hat. Die CFL ist aber irgendwie schon immer weniger sichtbar als die Versuche der XFL oder AAF. Ein Blick nach Kanada und die Antwort auf die Frage: Wo kann ich die CFL sehen – wenn es wieder eine Saison gibt? Das alles gibt es hier.
Zu Beginn ein paar Worte zur CFL allgemein: Die Canadian Football League in der jetzigen Form wurde 1958 gegründet und besteht aktuell aus 9 Teams in 2 Conferences. Da spielen die Hamilton Tiger-Cats, Alouettes de Montréal, Ottawa RedBlacks und Toronto Argonauts in der Eastern Conference. Im Westen sind es die BC Lions, Calgary Stampeders, Edmonton Football Team, Saskatchewan Roughriders und Winnipeg Blue Bombers. Die Saison läuft normalerweise von Juni bis November – jedes Team spielt dabei 18 Mal – also etwas mehr als in der NFL. Die beiden besten Teams der Divisionen sind sofort für die Playoffs qualifiziert. Die bestens Teams dahinter spielen die jeweiligen Gegner aus. Die Divisions Champions kommen schließlich ins Endspiel der CFL – das heißt Grey Cup. Albert Grey ist der Namensgeber – ein Generalgouverneur Kanadas zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
So funktioniert die CFL
Der Pokal war ursprünglich mal für Hockey-Teams gedacht, dann wurde er aber Rugby-Spielern in Kanada überreicht. Mittlerweile ist es die Trophäe für den CFL-Champion – und war es auch schon vor der Ligagründung. Das erfolgreichste Team in Kanada sind die Toronto Argonauts, die schon 17 Mal den Grey Cup gewonnen haben. Die Hamilton Tiger-Cats standen am häufigsten im Endspiel – 31 Mal – gewannen aber „nur“ 14 Titel. Jedes aktive Team in der CFL hat den Grey Cup mindestens 1 Mal gewonnen – eine Statistik, die es in der NFL mit dem Super Bowl noch nicht gibt. Amtierender Titelträger 2019 sind die Winnipeg Blue Bombers, die im vergangenen November die Hamilton Tiger-Cats mit 33:12 besiegt haben.
Die CFL gilt als die fünftgrößte Profi-Liga in Nordamerika und in Kanada ist der Zuspruch auch beachtlich. In einem Land, das eigentlich vom Eishockey lebt, hat die CFL lange den Allzeit-Einschaltquotenrekord gehalten. Den Grey Cup von 1983 hatten über 8,1 Millionen Kanadier im Fernsehen verfolgt – knapp 33% der Bevölkerung. Das wurde erst 2002 und 2010 von den Olympischen Eishockey-Finals übertrumpft – kein Wunder! Die CFL-Stadien sind auch gut gefüllt. Im Schnitt kamen 2019 rund 23.000 Fans zu den Spielen. „Zuschauer-Krösus“ waren die Saskatchewan Roughriders mit über 30.000 Fans im Schnitt.
Gemeinsame Sache mit der NFL
Bis in die 1960er gab es zwischen der CFL und der NFL noch gemeinsame Preseason-Spiele. Damals mussten schon die unterschiedlichen Regeln beider Ligen angepasst werden. Auch heute gibt es noch einige große Unterschiede. In Kanada wird z.B. mit 12 Mann pro Team gespielt. Es gibt nur 3 Versuche für ein neues First Down. Das Spielfeld ist etwas größer und auch die Endzone ist mit 20 Yards größer als in der NFL. In der CFL dürfen sich mehr Spieler vor dem Snap bewegen und es gibt die Möglichkeit mit einem „Rouge“ oder auch „Single“ einen Punkt zu erzielen.
Bevor es gleich endlich um die Frage geht „Wo kann ich die CFL sehen?“ – also in Spielzeiten ohne Corona – noch schnell ein Blick auf die größten Stars der CFL. In so ziemlich jeder Statistik dazu wird Quarterback Doug Flutie genannt. Der Hall of Famer und Heisman Trophy Gewinner hat 3 Mal den Grey Cup gewonnen – mit Calgary und Toronto. Danach ging er zu den Buffalo Bills in die NFL, zu den Chargers und war zum Ende seiner Karriere sogar Quarterback bei den New England Patriots – das war 2005 – er spielte also noch zusammen mit Tom Brady!
Johnny Football in Kanada
Der bekannteste Spieler in der jüngeren CFL-Geschichte dürfte sicher Johnny Manziel gewesen sein. „Johnny Football“ hat allerdings bis 2018 nur 16 Spiele für Hamilton und die Montreal Alouettes gemacht. Dann flog er raus, weil er gegen seinen CFL-Vertrag verstoßen haben soll. Das ist die offizielle Version. Mittlerweile ist der 27-jährige Football-Rentner. Auch deutsche Spieler haben es schon nach Kanada geschafft. In der Saison 2019 waren es mit Max Zimmermann und Thiadric Hansen gleich zwei. Sie kamen über die Kooperation mit der GFL. Die beiden Ligen kooperieren seit 2019, um Spielern den Weg nach Nordamerika zu ebnen.
Wenn die CFL so groß im Geschäft ist und der Football in Europa und vor allem in Deutschland boomt, dann ist es schon verwunderlich, dass wir hier gar nichts davon mitbekommen. Also: Wo kann ich die CFL sehen? Einen TV-Partner gibt es aktuell nicht, wie mir die CFL bestätigt hat. Dafür gibt es auch keine Eile, weil die Saison 2020 sowieso ausfällt. Die Spiele der CFL wurden in Kanada auf jeden Fall bei TSN gezeigt – einem Sportsender, der u.a. auch die Fußball-Bundesliga überträgt. In den USA läuft die CFL bei ESPN. In Großbrittanien bei BT Sports. Es gibt auch einen Game Pass, ähnlich wie der NFL Game Pass.
Der CFL Game Pass verspricht hier einen kostenlosen Zugriff auf die Spiele. Es gibt aber ein paar wenige Länder, in denen es nicht geht. Dazu gehört leider auch Deutschland! Schade. Aber bis zum nächsten CFL-Spiel dauert es sowieso mindestens ein Jahr. Wenn alle Stricke reißen: Der YouTube-Kanal der Kanadier ist auch ganz gut bestückt! Aber die Frage bleibt leider offen: Wo kann ich die CFL sehen? Jedenfalls noch!