Die NFL hat die Spieler für das diesjährige International Player Pathway Program vorgestellt. Sie alle haben jetzt die Chance sich für einen Platz bei einem NFL-Team zu empfehlen – so wie es u.a. auch Jakob Johnson geschafft hat. Unter den 8 Spielern sind dieses Mal keine aus Deutschland. Dafür ein Franzose, ein Australier und vor allem 6 Spieler aus Nigeria! In letzter Zeit liest und hört man immer wieder von talentierten Footballspieler aus dem westafrikanischen Land. Wie kommt das? Wieso ist Nigeria so eine Talentschmiede? Was muss man über den Football in Nigeria wissen? Wir sagen es euch:
Wer „Football in Nigeria“ hört, wird sicher sofort an Christian Okoye denken. Der „Nigerian Nightmare“ spielte von 1987 bis 1992 als Star-Running Back bei den Kansas City Chiefs. Aber auch andere Spieler mit nigerianischen Wurzeln sind durchaus bekannt: Nelson Agholor, aktuell Wide Receiver bei den New England Patriots; Efe Obada, Defensive End bei den Washington Commanders oder auch David Ojabo, Linebacker bei den Baltimore Ravens, um nur drei zu nennen. Es fällt auf, dass einige der genannten Spieler auch auf Skill-Positions wie Receiver oder Running Back spielen. Etwas, was z.B. deutschen NFL-Profis lange nicht gelungen ist. Jetzt haben also gleich 6 weitere Spieler aus Nigeria die Chance sich für ein NFL-Team zu empfehlen. Dabei ist doch Fußball der Sport Nummer 1 in dem Land. Auch Basketball oder Dambe – eine traditionelle Kampfsportart.
Wie der American Football nach Nigeria kam
Nigeria ist bei weitem nicht das größte Land Afrikas, hat aber mit über 200 Millionen mit Abstand die meisten Einwohner. Sport ist hier ein großes Thema. Die Fußballer sind zuletzt 2013 Afrikameister geworden, Berti Vogts war mal Nationaltrainer in Nigeria. Das Land hat sogar mal ein Bob-Team bei Olympia gehabt, Scrabble wurde Anfang der 1990er zum offiziellen Sport gemacht und auch Curling und Beachvolleyball wurde betrieben. Der American Football kam sehr spät ins Land. Erst um 2010 herum wurde das Interesse spürbar. 2011 wurde schon das Nigerian Institute of American Football (NIAF) gegründet, um den Sport in professionelle Bahnen zu lenken.
Im selben Jahr wurde auch das erste American Football Team Nigerias ins Leben gerufen: Die ABU Titans. Das waren Spieler der Ahmadu Bello University in Zaria, die am NIAF beteiligt war. Erst 3 Jahre später folgte das nächste offizielle Team: Die Lagos Marines, die sich ebenfalls aus Spielern von 2 Unis zusammengesetzt hatten. Der Mann hinter dem Team – und auch Head Coach – war ein Deutscher: Dominik Müller. Er hat einst u.a. für die Cologne Crocodiles gespielt. Es dauerte bis zum 6. März 2016, bis es zum ersten offiziellen American Football Spiel in Nigeria kam. Etwa 2.000 Zuschauer waren in Zaria dabei als Geschichte geschrieben wurde und die ABU Titans mit 26:20 gewinnen konnten.
Dominik Müller sagte damals in dieser Gründungsphase, dass in Nigeria großes Potenzial stecken würde. Denn American Football sei auch für die Kinder etwas, die für den populären Fußball zu groß oder nicht athletisch genug sind. Das sagt jeder Trainer auf der Welt. Beim Football ist Platz für die kleinen, schweren, großen, dünnen, gelenkigen, wuchtigen – einfach für alle Spieler*innen. Und ein Team funktioniert nur, wenn alle zusammenhalten. Im Jahr 2019 wurde schließlich die NAFA gegründet – die American Football Association of American Football of Nigeria. Die NAFA ist quasi der Football-Verband und hat sich zum Ziel gesetzt den Sport im Land wachsen zu lassen.
So wird in Football in Nigeria gespielt
Der Verband schiebt vor allem die Jugendarbeit in Nigeria an – auch mit Flag Football. Es wurden mehrere Liga-Systeme geschaffen, in denen sich die jungen Spieler*innen messen können. Das Interesse war schnell groß und natürlich hat auch die NFL etwas „mitgeholfen“, dass in Nigeria jeder die Profis aus den USA spielen sehen kann. Der NFL Game Pass ist ohne Probleme auch in Westafrika zu abonnieren. All das sorgt dafür, dass die Spieler*innen sich mehr und mehr in den American Football „hineinarbeiten“. Wettkampf macht stärker und das Ergebnis ist, dass sich nigerianische Spieler soweit hochgearbeitet haben, dass sie ihre Chance im Pathway Program und damit für einen Sprung in die NFL bekommen haben.
Im Sommer 2022 hat die NFL auch zum ersten Mal ein offizielles Event in Afrika abgehalten. Nicht in Nigeria, sondern in Ghana fand ein „Talent Identification Camp“ statt. Unterstützung gab es dabei auf dem Platz von NFL-Profis mit afrikanischen Wurzeln. Damani Leech, der Chief Operating Officer of International bei der NFL sagte, dass man eine Möglichkeit schaffen möchte für die nächste Generation von afrikanischen Spielern, um sich zeigen und entwickeln zu können. Das Camp in Ghana soll deswegen auch nicht das letzte gewesen sein. Weitere sind schon in Planung. Natürlich auch in Nigeria.
„We want to provide an opportunity for the next generation of African prospects to showcase and further develop their talent“
Damani Leech, NFL Chief Operating Officer of International
Wohin kann die Reise mit dem Football in Nigeria noch gehen? Weltweit ist zu sehen, dass American Football immer beliebter wird. Die Strahlkraft der NFL geht schon lange über die Grenzen Nordamerikas hinaus. Afrika ist noch sicher noch nicht so weit in der Entwicklung und Verbreitung des Sports, wie es Europa oder vielleicht auch Südamerika sind. Eines ist aber sicher: Die Begeisterung für den Sport ist auch in Afrika groß und wer weiß, ob wir in 10 oder 15 Jahren mal über ein NFL Spiel in Nigeria diskutieren. Alles ist möglich.