Sie tanzen an der Seitenlinie, machen Stimmung im Stadion – und haben ein ziemlich schweres Leben – die Cheerleader in der NFL. Für viele Fans gehören die leicht bekleideten Frauen zum American Football ohne Zweifel dazu. Andere finden die Idee der Cheerleader etwas überholt. Was wie ein Traumjob aussieht, hat aber auch Schattenseiten. Ein Blick hinter die Kulissen der Cheerleader – plus: Ein US-Präsident, der dabei eine ganz besondere Rolle spielt.
Zu Beginn ein Blick in die Geschichte: Die ersten Cheerleader in der NFL hatten die damaligen Baltimore Colts. Das war 1954. Die Idee mit den tanzenden Frauen ist aus der damaligen Tradition gewachsen mit einer Marching Band im Stadion für Stimmung zu sorgen. Nach und nach zogen andere NFL-Teams nach. Stand 2020 haben von 32 Teams aber nur 26 auch Cheerleader an der Seitenlinie. Nicht dabei sind die Buffalo Bills, Chicago Bears, Cleveland Browns, New York Giants, Green Bay Packers und Pittsburgh Steelers.
Von Bikini-Kalendern und Wrestling-Karrieren
Viele Cheerleader in der NFL bringen gemeinsame Bikini-Kalender heraus, treten bei anderen großen Events auf und für einige ist der Job sogar der Sprung zu einer anderen Karriere. Vielleicht erinneren sich Wrestlingfans noch an Stacy Keibler. Sie tanzte einst für die Baltimore Ravens, war dann in der WCW und WWE als Wrestlerin aktiv und schließlich mit George Clooney verheiratet. Stacy Keibler hat den „Absprung“ geschafft. Aber so richtig glitzernd ist das Leben der Cheerleader nicht, wenn man diversen Backstage-Berichten glauben darf.
Vor ein paar Jahren packte eine Cheerleaderin der New Orleans Saints in einem Zeitungsinterview aus. Die Insider-Infos sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, aber sie sorgten für Aufsehen. Die Tänzerin hatte sogar geklagt, wegen „Verletzung der Frauen- und Menschenrechte“. Sie schildert in dem Interview, dass sie bei Wind und Wetter Bikini tragen muss, dass sie nur auftreten darf, wenn mindestens 20 ihrer Kalender verkauft werden oder das sie sich in ihrer Freizeit nie als Cheerleader in der NFL zu erkennen geben darf. Kontakt zu Spielern sei auch verboten.
Unwürdige Klauseln für Cheerleader
Weiter sah der Arbeitsvertrag vor, dass ein Restaurant sofort verlassen werden muss, wenn ein Spieler des eigenen Vereins hereinkommt. Auch für Social Media gab es demnach Einschränkungen. Spieler und Cheerleader dürfen sich nicht gegenseitig folgen! Make-Up und Kleidung müssen zum Teil selbst bezahlt werden. Natürlich wird sehr viel Wert auf das Äußere und das entsprechende Training gelegt und die Bezahlung ist auch eher dürftig: Bis zu 150 Dollar gibt es pro Spiel – wenn es gut läuft. Bei den Summen die sonst so in der NFL fließen, ist das wirklich lächerlich.
Ich will den Job der Cheerleader nicht allgemein verteufeln. Ich kenne selbst jemanden, die im Basketball aktiv war und viele schöne Dinge aus ihrem Job erzählt hat. Tanzen, Musik, Sport, Reisen, Zusammenhalt, Freundschaften untereinander – das kann schon ganz schön sein. Keine Frage. Aber wenn Cheerleader zur reiner Fleischbeschau werden, sie ausgebeutet und Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden, dann hat das nichts mit dem Leben im Jahr 2020/2021 zu tun! Tolle Shows und Choreographien sind neutral gesehen unterhaltsam. Aber wenn es darum geht möglichst viel Haut und gespreizte Beine zu zeigen, dann ist das zu stoppen! Meine Meinung!
Ein US-Präsident als Cheerleader
Eigentlich ist es schon merkwürdig, dass in den prüden USA noch so viel Wert auf die tanzenden Frauen am Spielfeldrand gelegt wird. Immerhin tritt eine Entwicklung ein, dass auch immer mehr Männer in den Teams aufgenommen werden. Vor ein paar Jahren gab es ein großes Medienecho, weil im Super Bowl auch männliche Cheerleader dabei waren – bei den Los Angeles Rams im Super Bowl LIII war das. Aber wer wusste, dass auch ein ehemaliger US-Präsident sich mal als Cheerleader versucht hat? George W. Bush war das – zu seiner Zeit an der Yale University – damals beim Baseball.