Die NFL Saison 2024 ist zu Ende – und was war das für ein Abschluss? Die Philadelphia Eagles gewinnen Super Bowl LIX mit einem 40:22 gegen die Kansas City Chiefs. Mit so einem deutlichen Ergebnis haben sicher die wenigsten Experten gerechnet. Ich durfte wieder in New Orleans und im Stadion live dabei sein und es war wieder ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Ein Rückblick auf eine Woche USA.

Ich bin am Mittwoch vor den Spiel in Berlin abgeflogen und war ohne nennenswerte Probleme am Abend Ortszeit in New Orleans. Die erste Nacht musste ihn in ein anderes Media-Hotel ausweichen. Das war aber nicht schlimm, weil ich sowieso nicht richtig schlafen konnte. Und es sollten noch mehr Hotels dazukommen. New Orleans ist keine große Stadt und so lag das Zentrum der NFL-Festivitäten nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt. Medien Center, Media Row, NFL Fanshop und NFL Experience. Alles leicht zu erreichen. So praktisch ist es selten.
Ein Event nach dem anderen
Die richtig großen Presse-Events hatten schon am Montag und Dienstag stattgefunden haben. Aber auch am Donnerstag – meinem ersten vollen Tag mit Super Bowl LIX – war noch genug los. Zusammen mit vielen anderen deutschen Kollegen ging es zur Pressekonferenz mit Kendrick Lamar zu seiner Halftime Show. Und immer wieder sind wir durch die Media Row gelaufen. Das ist für uns Berichterstatter und für den Fan in uns unglaublich. Alle paar Meter läuft dir ein Spieler oder ein anderer Promi über den Weg. Das wird nie langweilig und das habe ich auch am Freitag noch mal mehrere Stunden gemacht.

Ich kann mich gar nicht genau erinnern, wen ich alles getroffen habe. Darunter waren aber auf jeden Fall Joe Montana, Dan Marino, Deion Sanders, Eli Manning, Cam Newton, Pat McAfee, Kurt Warner, die AEW Tag Team Champions oder auch Claudio Pizarro. Für mich als Werder-Fan ein besonderer Moment. In der Media Row gab es auch einen Stand der Fußball Bundesliga. Die hatte die original (!) Meisterschale dabei – und ich durfte sie sogar anfassen:

Im Vorfeld des Spiels gab es auch einen Round Table der NFL Deutschland. Zusammen mit General Manager Alexander Steinforth saßen wir tatsächlich an einem runden Tisch. Gekommen waren u.a. Kollegen von RTL, der Footballerei, vom Focus, vom Huddle oder von ran. Was auffiel: Es sind nur Kollegen – Kolleginnen gibt es keine. Es wird Zeit für mehr Frauen in der deutschen NFL-Berichterstattung! Bei den US-Medien ist das ganz anders. Das sollten wir doch auch schaffen, oder?
Ich kauf‘ mir was…
Der NFL Shop bei Super Bowl LIX ist ein Paradies. Auf einer Fläche so groß wie ein Footballfeld gab es so viele Shirts, Hoodies, Caps, Trikots, Bälle und andere Andenken. Ich habe die vergangenen Jahre immer NFL-Socken gekauft. Die gab es leider nicht mehr. Stattdessen habe ich für zu Hause etwas Baby-Kleidung besorgt. Auf den Preis sollte man nicht unbedingt gucken, wenn man hier shoppt. Die Preise sind an das Großereignis angepasst. Aber wenn man zum Super Bowl fährt, kann man auch nicht mit leeren Händen nach Hause fliegen.

Nach zwei Tagen in der Stadt hört man sowieso irgendwann auf sich über die Preise zu wundern. Es hilft ja nichts. Eine Flasche Wasser für 6 Dollar ist sicher ungewohnt – aber ohne gehts auch nicht. Ich wundere mich aber immer wieder, wie wenig umweltbewusst es in den USA zugeht. Essen gibt es vom Plastikteller mit Plastikbesteck, alles ist extra eingeschweißt, Plastiktüten sind auch normal und als Beilage eine Tüte Chips ist auch nicht ungewöhnlich. Dafür gibt es überall kostenlos WLAN ohne Umstände, tausende Volunteers helfen freundlich weiter und in New Orleans war die Polizeipräsenz auch enorm. Nach dem Anschlag zum Jahreswechsel wurde das leider nötig.
Ein großes Plus für New Orleans ist das Wetter. Kurz vor Super Bowl LIX hat es noch verrückt gespielt. Es hatte sogar geschneit. Aber während meiner Zeit in der Stadt hatten wir immer um die 25 Grad und viel Sonnenschein. Das ist Anfang Februar schon etwas besonderes. So war meine Sightseeing Tour durchs French Quarter und über die Bourbon Street herrlich. New Orleans hat schon ein echt tolles Flair. Als jemand, der keinen Alkohol trinkt, sind die vielen Bars jetzt nicht so anziehend. Aber ich mag Jazz und sogar im Flughafen saßen Musiker mit Saxophon und haben gespielt. Kein Wunder, dass die NFL hier so gerne herkommt.

In diesem Jahr habe ich beim Super Bowl auch zum ersten Mal direkt für die NFL Deutschland gearbeitet. Wir haben zusammen Radio-Beiträge produziert, die Sender in Deutschland senden konnten. Das hat diese Reise für mich noch mehr besonders gemacht. Radio und Football sind die beiden Dinge, die ich (beruflich) am liebsten mache und das bei Super Bowl LIX ausleben zu dürfen, macht mich glücklich und sehr dankbar.
Super Bowl LIX beginnt
Die Tage vor dem Spiel gehen immer rasend schnell vorbei. Und dann war er da – der Game Day. Super Bowl LIX im Superdome in New Orleans. Schon morgens um 8 Uhr liefen die ersten Vorberichte im Fernsehen – auch schon direkt aus dem Stadion. Für mich war Einlass um 13 Uhr und ich staune immer, wie gut das alles organisiert ist. Da tauchen tausende Journalisten auf und trotzdem ist man in wenigen Minuten durch alle Kontrollen und Dank einer cleveren Beschilderung im Stadion. Mein Platz war im 6. Stock – mit einem herausragenden Blick aufs Feld.

Als ich da ankam, musste ich erstmal für einen Moment durchatmen. Auch wenn ich schon ein paar Mal einen Super Bowl im Stadion erleben durfte, ist es immer wieder besonders da zu stehen. Da denke ich an die Nächte zurück, in denen ich als Fan vor dem Fernseher saß und zugeguckt habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann live dabei bin. Dafür bin ich überaus dankbar. Und außerdem musste ich immer wieder an Günter Zapf denken. Er war bei meinem ersten Super Bowl dabei und die Jahre danach auch immer wieder. Jetzt fehlt er – mir und sicher auch vielen Fans da draußen. Aber irgendwie ist er auch immer bei uns…
Über 4 Stunden bis Kickoff
Obwohl ich knapp 4 Stunden vor dem eigentlichen Spiel im Stadion war, wurde es nicht langweilig. Es gab so viel zu gucken und zu probieren. Wir Medien-Vertreter bekommen immer ein Catering, aber trotzdem habe ich die Verpflegungsstände abgeklappert, um das Angebot zu sichten. Es gab so viele leckere Dinge. Vom einfachen Hotdog bis hin zum typischen New Orleans Seafood. Dass ein Bier hier 14 Dollar kostet, finde ich okay. Die Cola für 5 Dollar ist schon fast günstig. Es gibt im Super Bowl so viel zu essen. Richtig voll war es da eigentlich nie, soweit ich es beobachten konnte.

Bei meinem Rundgang sind mir noch Schmiso und Coach Esume aus dem RTL-Team über den Weg gelaufen. Auch NFL Deutschland-Chef Alexander Steinforth hat „Hallo“ gesagt. Nach einem kurzem Treff mit meiner ARD-Kollegin habe ich mich dann hingesetzt. Wir hatten eine komplette „deutsche Reihe“ auf der Pressetribüne. Gefühlt werden wir in jedem Jahr mehr. Einige Gesichter sieht man immer nur beim Super Bowl und sonst gar nicht im Jahr. Das Wiedersehen ist immer wieder nett und voller Respekt. Das mag ich!
Jubel, Trubel, Heiserkeit
Dann war Kickoff! Das Gefühl das alles live im Stadion erleben zu dürfen, ist unbeschreiblich. Zugegeben, manches bekommt man auch gar nicht mit, wenn man kein Fernsehbild hat. Ich habe zum Beispiel nicht gewusst, dass Serena Williams in der Halftime Show zu sehen war. Dafür habe ich die Buhrufe gegen Taylor Swift deutlich wahrgenommen. Das lag aber wohl daran, dass deutlich mehr Eagles-Fans im Stadion waren. Bei Donald Trump war ich mir nicht sicher, ob es nur Jubel war. Aber der Präsident war auch nur einmal kurz während der Hymne zu sehen.





Direkt nach dem Spiel habe ich noch an meinem Platz die Radio-Beiträge für die Sender in Deutschland produziert. Das ging auch wunderbar, trotz der Lautstärke und leichter Heiserkeit. Auch das WLAN war die meiste Zeit stabil, wenn man bedenkt, dass 65.000 Zuschauer da waren und sicher jeder am Handy rumgespielt hat. Auch das mag ich so an der NFL. Als das WLAN kurz unterbrochen war, kam sofort ein Techniker vorbei, um sich darum zu kümmern. Wenn der Laptop Probleme gemacht hätte, würde es auch einen Support geben. Traumhaft.
Dann ist es plötzlich vorbei
Nach dem Sieg der Eagles und der Übergabe des Pokals war das Stadion ziemlich schnell leer. Ein paar Kollegen haben um mich herum ihre Artikel getippt, andere waren bei den Pressekonferenzen. Ich habe mein Material nach Deutschland überspielt und war knapp eine Stunde nach Spielschluss wieder im Hotel. Mein Rückflug sollte am nächsten Tag schon am Mittag gehen. Er sollte…

Ich war um 9 Uhr am Flughafen – vorbildlich 2 Stunden vor Abflug. Geflogen sind wir aber erst um kurz vor 17 Uhr! Dadurch habe ich meinen Anschluss in Newark verpasst und musste noch eine Nacht in New Jersey bleiben. Gut, dass ich immer etwas „Not-Kleidung“ im Rucksack habe. Diesen Artikel schreibe ich am Dienstagnachmittag am Flughafen. Erst am Abend geht es zurück nach Deutschland. Dann beginnen 7 Monate ohne NFL. Die Saison 2025 wird aber auch wieder groß. Mit Spielen in Madrid, Dublin und bei mir zu Hause in Berlin. Ich freue mich drauf!