In knapp 2 Monaten soll die European League of Football starten. Über die meisten der 8 Teams ist schon vieles bekannt geworden. Nur in Berlin dauert alles mal wieder etwas länger. Immerhin ist bekannt, dass das Team „Berlin Thunder“ heißen wird, es gibt einen Head Coach und auch eine Gesellschafter-Gruppe. Das bekannteste Gesicht darunter ist ein Ex-Fußballer: Marko Rehmer. Früher Herthaner und Vize-Weltmeister von 2002. Da ich in Berlin wohne und mich doch einigermaßen in der Sportwelt der Stadt auskenne, habe ich den Stand der Dinge rund um Berlin Thunder zusamengefasst.
Das ist einer der 4 Männer, die Berlin Thunder in der European League of Football in die Spur bringen soll. Neben Marko Rehmer sind noch ein ehemaliger TV-Manager, ein Münchner Unternehmer und ein Berliner Konzertveranstalter im Pool der Geldgeber für das Franchise. Sie halten sich alle im Hintergrund und schicken aktuell den Ur-Berliner vor. Bekanntlich ist es schon der zweite Anlauf in Berlin ein Team für die neue Liga an den Start zu bringen. Der erste – mit Roman Motzkus an der Spitze – scheiterte, weil sich Team und Liga nicht über die vertraglichen Details einig wurden. Was genau da im Hintergrund schief lief, dringt nicht nach außen. Das ist vielleicht auch besser so.
Nur wenige Details aus Berlin
Den Footballfans sind mögliche Machtspiele im Hintergrund wahrscheinlich sowieso egal. Viele freuen sich darauf, dass mit Berlin Thunder ein alter Name aus der NFL Europa reaktiviert wird und das noch mehr Live-Football im Fernsehen läuft. Ich habe mit Marko Rehmer über sein Engagement bei Berlin Thunder gesprochen. Er betonte dabei immer wieder, dass es darum gehe den Football wieder groß zu machen. Seine Aufgabe solle vor allem sein, Sponsoren zu suchen und Kontakte zu knüpfen. „Football soll attraktiver und populärer werden“, sagte er mir im Interview für meinen Radio-Arbeitgeber.
Wo Berlin Thunder trainieren wird und wo die Spiele der European League of Football ausgetragen werden, wird immer noch nicht verraten. Das ist schon etwas seltsam – aber viele Optionen gibt es hier in Berlin auch nicht. Bei den Adlern wird Berlin Thunder sicher nicht unterkommen, nach dem Theater um das erste Franchise. Bei der Hertha oder bei Union auch nicht. Stadien gibt es nicht viele in Berlin. Es wird sicher auf eine Lösung hinauslaufen, die dann aber vielleicht in Anbetracht der Corona-Situation auch egal ist. Dass Zuschauer zu den Spielen kommen dürfen, halte ich für unwahrscheinlich. Der CEO der European League of Football, Zeljko Karajica, sagte allerdings kürzlich in einem Video, dass auf jeden Fall gespielt werden soll – zur Not auch vor leeren Rängen.
Während andere Teams der European League of Football schon reihenweise Spieler vorgestellt haben, ist bei Berlin Thunder in diese Richtung noch nicht viel passiert. Ich habe gehört, dass Yannic Landfried zum Team gehören wird. Der Ex-Adler hatte vor 2 Jahren am NFL Combine in Deutschland teilgenommen und sich leider verletzt. Viele andere Spielernamen wurden noch nicht kommuniziert. Aber immerhin gibt es einen Head Coach. Auch der ist in der Region kein Unbekannter: Jag Bal. Natürlich auch früher mal bei den Berlin Adlern aktiv.
„Wir arbeiten seit Dezember am Team“
Auch mit Jag Bal konnte ich die vergangenen Tage über seinen neuen Job sprechen. Er hat mir verraten, dass schon seit Dezember am Team von Berlin Thunder gearbeitet wird. „Wir haben die besten Spieler aus Berlin zusammengesammelt“, so seine Worte. Wie Jag Bal sagt, kommen Spieler aus ganz Europa den USA und von den Adlern, Rebels, oder auch den Berlin Bears oder den Potsdam Royals – einem anderem GFL-Team aus der Region. Man sei bereit für die European League of Football, auch wenn es nur noch wenigen Wochen bis zum ersten Spiel sind. Jag Bal sagte wörtlich: „We gonna raise some eyebrows“. Der 37-jährige Kanadier stahlt pure Zuversicht aus – und lässt sich von allen „Nebenkriegsschauplätzen“ offenbar wenig beeindrucken.
Wenn man bei Social Media die Posts und Kommentare zu den Entwicklungen in der European League of Football liest, dann gehen die Meinungen sehr auseinander. Da gibt es das Lager, das Commissioner Coach Esume überall hin folgt. Andere zweifeln, ob die Spiele wirklich ansehnlich seien werden. Dass bei der Gründung einer Liga auch viel im Hintergrund passiert und nicht kommuniziert wird, ist vielen egal – oder unbekannt. Dieses Verhalten ist schade, aber in Zeiten von Social Media leider normal. Ich gehe schwer davon aus, dass das Team um Commissioner Esume weiß was es tut und nicht blind ins Verderben rennt.
Believe the Hype!
Ein Hype um die European League of Football und Football in Deutschland ist auf jeden Fall da, egal wie er entstanden ist. Ich bin gespannt, welche Auswirkungen die Liga auf andere Teams haben wird – etwa auf die Adler, Rebels oder Royals im Großraum Berlin. Der lokale Verband hält sich im Moment ungewöhnlich zurück. Hoffentlich bleiben alle Seiten sachlich, egal was passiert. Manche Dingen wirken rund um die ELF vielleicht etwas unglücklich in der Vorbereitung – u.a., dass Teams kommen und gehen. Aber mal im Ernst: So einfach wie vor über 100 Jahren die NFL gegründet wurde, ist es heute nicht mehr.