Die International Series in London 2018 ist zu Ende. Zum Abschluss konnte der amtierende Super Bowl Champion, die Philadelphia Egales, mit 24:18 gegen das „Heimteam“, die Jacksonville Jaguars, gewinnen. Das Spiel hatte nicht unbedingt das Zeug zu einem Football-Klassiker. Aber in London geht es für die NFL auch darum Werbung für den Sport zu machen. Das hat geklappt und ich war wieder live dabei.
Außer mir waren noch 85.870 Zuschauer da. Das war neuer Rekord für die NFL in London. Die Spiele gibt es immerhin schon seit über 10 Jahren. Ich war zum fünften Mal dabei und es ist immer wieder ein Fest. Wie ich schon im Artikel über meinen Besuch 2013 geschrieben habe, wird London an so einem Wochenende überrannt von Football-Fans. Zwischen Flughafen, Tower Bridge, Baker Street und Wembley Stadion – überall gibt es nur eine Kleiderordnung: Football-Trikots!
Sportlich ist das Spiel schnell erzählt: Kaum Spektakel, mehr Defense als Offense, auffällig viele Verletzte und am Ende geht Philadelphia als Sieger in die Bye-Week. Jacksonville muss sich wohl so langsam von den Playoffs verabschieden und vielleicht würde auch ein neuer Quarterback helfen. Der Sport ist aber nur das eine. Bei den NFL-Spielen in London geht es auch um das Gesamterlebnis.
London in deutscher Hand
In diesem Jahr ist mir ganz besonders aufgefallen, wie viele Fans in London Deutsch sprechen. Die NFL selbst schätzt, dass etwa 7.000 bis 10.000 Stadionbesucher aus Deutschland kommen. Ich saß am Gameday in einem verschlafenen Frühstückslokal in Paddington mit ungefähr 10 anderen Gästen. Alle kamen aus Deutschland! London 2018 spricht Deutsch!
Schon um 9.30 Uhr war ich am Wembley Stadion – 4 Stunden vor Kickoff bei Weitem nicht allein. Da waren Fans, die erst am Morgen aus Köln eingeflogen gekommen sind. Da waren Reisegruppen aus Philadelphia, die mir über ihre Reise nur so viel verraten wollten: „Das hat schon ein paar tausend Dollar gekostet. Aber wir machen noch eine Europa-Rundreise. Dann gehts…“. Und immer in der Luft dieser ganz besondere Reiz der NFL.
London 2018 – Werbung für den Football
Zum ersten Mal in der Geschichte der International Series war der amtierende Super Bowl Champion in London dabei. Das ist vielleicht so etwas wie die nächste Stufe der NFL, um noch mehr Werbung für den Sport außerhalb der USA zu machen. Die Rechnung geht auch sowas von auf. Die Tickets gelten in London schon als die „gefragtesten im gesamten Entertainment-Bereich“. Das muss man erstmal schaffen in einer Stadt mit mehreren Premier League Fußball-Clubs und weltweit bekannten Theatern.
Ich glaube auch, dass die Art der Aufmachung des Spieltags eine große Rolle spielt warum das Konzept der NFL so gut klappt. Die Begegnungen der International Series sind immer ein offizielles Heimspiel. Es wird alles so gemacht, wie auch zu Hause im eigenen Stadion. Es gibt Tailgating, Fanshops in der Größe eines Flugzeug-Hangars, Burger, Hotdogs und Budweiser Bier. Das erwartet der europäische Fan, wenn er zum US-Sport geht. Ganz nebenbei ist die NFL auch extrem familienfreundlich. Es gibt keine Ultras und Chaoten, die Bengalos zünden und sich mit der Polizei zoffen.
Es ist hier wie beim Super Bowl
Philadelphia Coach Doug Pederson schwärmte nach dem Spiel in der Pressekonferenz auch von der Atmosphäre. „In London wurde etwas geschaffen, was dem Football helfen wird noch weiter zu wachsen“, sagte er strahlend – sicher auch, weil sein Team gewonnen hatte. Er verglich die Stimmung mit einem Super Bowl und wollte auch nichts vom Reisestress hören. „Alle lieben dieses Spiel. Da können wir das schon mal verkraften!“
Natürlich lassen sich bei einem NFL-Spiel in London auch die ganz wichtigen Leute sehen. Liga-Boss Roger Goodell sagte wie eigentlich jedes Jahr, dass London bereit für ein eigenes Franchise sei. Die Fans sind da, die Stadt steht hinter der Liga, der Stadion passt sowieso. Goodell hat aber Bedenken wie es mit einem Londoner Team klappen soll, wenn es in die Playoffs kommt. Dann müssten die – nennen wir sie mal „London Jaguars“ – z.B. an einem Wochenende nach Seattle reisen und eine Woche später wieder zu Hause spielen. Dieser Reisestress ist im Moment die größte Hürde auf dem Weg zu einem Team in London. Noch!
Im kommenden Jahr wird die NFL wieder in London sein. Dann nicht nur in Wembley, sondern auch im neuen Stadion der Tottenham Hotspur. Aber da kommt sicher noch mehr. Immer wieder wird Deutschland als nächstes Ziel der Liga genannt. Auf der Pressetribüne wurde das auch hitzig diskutiert. Wir waren uns alle einig, dass Berlin am besten passt. Hauptstadt, Stadion mit viel Platz – nur leider kein vernünftiger Flughafen!
Cookies für die Presseleute
Für mich war London 2018 schon fast so etwas wie ein Klassentreffen. Der Security-Mann am Presse-Eingang ist seit 2013 der selbe. Die Empfangsdame die alle Unterlagen verteilt ist auch immer da. Neu in diesem Jahr: Einer der vielen Pressevertreter hatte wohl Cookies gebacken und mitgebracht. Die standen auf den Arbeitstischen – natürlich in Footballform.
Ich habe in diesem Jahr auch für die Kollegen von ntv.de mehrere Beiträge zugeliefert. Vor dem Spiel über die NFL International Series allgemein und eine Zusammenfassung hinterher. Neben mir saß ein Kollege von Sports Byline USA, der wie ich auch zum ersten Mal erlebt hat, wie ein Reporter (!) ein T-Shirt gefangen hat, das die Cheerleader ins Publikum geworfen haben. Außerdem habe ich Martin Pfanner von DAZN kennengelernt. Ein sehr netter Kollege – und er hat auch gleich bewiesen, wie gut er in seinem Gebiet ist. Zum Abschluss des Abends habe ich ihn um ein ca. 60 Sekunden Video gebeten, in dem er das Spiel zusammenfasst. Aus dem Stand auf den Punkt genau hat er abgeliefert.
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