In 100 Jahren NFL gab es einige herausragende Spiele. Den „Ice Bowl“ – das kälteste Spiel der Geschichte. Oder die „Miracles at the Meadowlands“, das „Music City Miracle“ oder natürliche diverse Super Bowls mit viel Spektakel. In der Saison 2019 erinnert die NFL an solche Highlights der vergangenen Jahrzehnte. In dieser Woche geht es um ein Spiel zwischen den Oakland Raiders und den New York Jets aus dem Jahr 1968. Das Spiel ist als „Heidi Game“ in die Geschichte eingegangen. Wieso das Mädchen aus den Schweizer Alpen die NFL-Fans in den Wahnsinn getrieben hat, das erzähle ich euch hier.
Es war der 17. November 1968. NBC übetrug in den USA das Duell der Raiders und Jets ab 16 Uhr Ostküstenzeit. Alles soweit normal. Zu der Zeit damals gehörten beide Teams zur Spitze der NFL und untereinander bestand auch eine gewisse Rivalität. Bei den Jets war der große Joe Namath der Quarterback. Bei den Raiders war der legendäre John Madden Teil des Trainer-Teams. Das Spiel hatte also Potenzial für ein Spektakel. NBC erhoffte sich dadurch auch ein gutes „Lead-In“ fürs Abendprogramm. Also, dass möglichst viele Football-Fans sitzen bleiben, nicht umschalten und weiter NBC gucken. Entsprechend wurde ein Heidi Film promotet, der ab 19 Uhr geplant war.
Das Heidi Game nimmt seinen Lauf
Das Spiel zwischen den Raiders und Jets hielt auch was es versprach. Viele Punkte, lange Spielzüge, einige Strafen und dann noch die Timeouts. So zog sich die Partie in die Länge. Damals war es noch nicht die Regel, dass ein NFL-Spiel mindestens 3 Stunden dauert, so wie heute. Dieses Spiel brauchte aber seine Zeit. Knapp eine Minute vor Schluss gingen die Jets mit 32:29 in Führung und die Geschichte des Heidi Games nahm ihren Lauf. Es wurde nämlich so langsam 19 Uhr und der Film sollte beginnen. Die NBC-Verantwortlichen im Hintergrund versuchten telefonisch das Problem zu lösen. Man bedenke, es ist das Jahr 1968. Also keine Handys etc.
Gleichzeitig versuchten aber auch viele Fernsehzuschauer bei NBC zu erfahren, ob das Spiel bis zum Schluss gezeigt wird. Andere wollten wissen, ob der Heidi-Film pünktlich anfängt. So glühten im wahrsten Sinne des Wortes die Leitungen und am Ende ging gar nichts mehr. Die Leitungen brachen zusammen. So kam auch beim „Mann am Knöpfchen“ die Anweisung nicht an, dass das Spiel bis zum Ende gezeigt werden soll. Also war 1.01 Minuten vor Schluss das Bild weg und der Heidi-Film ging los. Während sich ein Shitstorm hochschaukelte, passierte im Stadion so etwas wie ein Wunder. Innerhalb weniger Sekunden drehten die Raiders die Partie, schafften 2 Touchdowns und gewannen mit 43:32! Dumm nur, dass es kaum jemand sehen konnte. Das Spiel war schließlich um 19.07 Uhr zu Ende.
Die Nachwirkungen des Heidi Games
Die NBC-Bosse versuchten noch das Spiel wieder auf Sendung zu bringen, aber das war mit der Technik damals nicht so einfach. Football-Fans im Land drehten zum Teil durch – riefen sogar bei der Polizei und Feuerwehr an, um Dampf abzulassen. Volle 20 Minuten nach Ende des Spiels blendete NBC im laufenden Heidi-Film das Endergebnis ein. Internet, Twitter und Co. gab es nicht und sonst hätte es mindestens einen Tag gedauert, bis das Ergebnis in der Zeitung stand. Der NBC-Chef entschuldigte sich später öffentlich und die verpasste Minute des Spiels lief in allen Nachrichtensendungen rauf und runter. Aber das war nur ein schwacher Trost.
Der Zorn der Fans war sogar so groß, dass die Heidi-Schauspielerin mit Hassbriefen zugeschüttet wurde. Die New York Jets haben sich wohl am allerbesten von dem Spiel erholt. Sie gewannen später den Super Bowl. Das Heidi Game landet heute in vielen NFL-Rankings mit Kuriositäten immer ganz weit oben und schließlich wurden auch einige Fernseh-Regeln danach geändert. Die NFL hat in ihre Verträge aufnehmen lassen, dass Livespiele in den USA immer bis zum Ende gezeigt werden müssen. Außerdem wurde ein – nennen wir es mal – Heidi-Phone in der NBC-Zentrale aufgestellt, über das alle Verantwortlichen wichtige Entscheidungen treffen können. Diesen Sonntag spielen die Jets und die Raiders in der NFL wieder gegeneinander. Mal sehen, was sich die NFL dazu einfallen lässt. Dank GamePass werden wir aber sicher keine Sekunde verpassen! Hoffentlich!
Eine Antwort
Technische Störungen (meist Stromausfall) können ja immer noch passieren. Wie zuletzt in Woche 1 bei Chiefs @ Jaguars.