Wer über deutsche Spieler in der NFL spricht, kommt nicht um ihn herum: Sebastian Vollmer. Es gab vor ihm viele andere Deutsche in der Liga, nach ihm auch. Aber niemand stand so sehr im Rampenlicht wie die Nummer 76. Sebastian Vollmer wurde hier im Blog auch zum „besten deutschen NFL-Spieler“ gekürt. Grund genug mal seine Karriere etwas genauer zu betrachten.
Bei der Geburt getrennt? Nicht ganz. Die einzige Gemeinsamkeit von mir und Sebastian Vollmer ist die 76. Für ihn war es die Rückennummer bei den New England Patriots – für mich ist es das Geburtsjahr. Vollmer ist rund 8 Jahre jünger as ich – er kam am 10. Juli 1984 in Kaarst zur Welt – also nicht weit weg von Düsseldorf. Hier hat er auch 1998 mit dem Football angefangen. Football war eigentlich nur seine zweite Wahl. Erste Erfolge hatte Sebastian Vollmer mit Schwimmen. Nach 5 Jahren im Footballdress probierte er es dann in den USA und bekam tatsächlich ein Stipendium an der University of Houston. Hier spielte Vollmer Dank eines Red-Shirt-Jahres insgesamt 5 Jahre.
Ohne Combine in die NFL
Normalerweise empfehlen sich Nachwuchsspieler über ein NFL Combine für den Sprung in ein Team. Vollmer hat das nicht gemacht. Seine Leistungen als Offensive Tackle hatten sich auch so schon herumgesprochen. Beim NFL Draft 2009 wurde Sebastian Vollmer als 58. Pick von den New England Patriots gezogen. Wie das alles genau abgelaufen ist, kann man auch sehr gut nachlesen in „German Champion – Die Geschichte meiner NFL-Karriere“. Das Buch liefert wirklich tolle Einblicke und Rückblicke.
Insgesamt 88 Mal hat Sebastian Vollmer in der NFL gespielt – er wurde schon in seinem zweiten Jahr Stammspieler. Insgesamt erreichte er mit den Patriots 3x den Super Bowl. Wobei er einen auf dem Feld gewann, einen anderer verlor und beim dritten verletzt zugucken musste. Verletzungen hatte die Nummer 76 „genug“. Gehirnerschütterungen, Beinbrüche – 2016 konnte er gar nicht spielen, weil Hüfte und Schulter nicht wollten. Nach der Saison gab Sebastian Vollmer auch sein Karriereende bekannt – nach 8 Spielzeiten. Das ist weit mehr als es die meisten Profis in der NFL schaffen. Im Schnitt dauert eine Karriere etwas mehr als 3 Jahre. Das hat alles vielleicht auch dazu geführt, dass er hier im Blog zum „besten deutschen NFL-Spieler“ gewählt wurde.
Eine Sache muss hier noch aufgeklärt werden: Sebastian Vollmer war nicht der erste Deutsche, der einen Super Bowl gewonnen hat. Diese Ehre hat Markus Koch inne. Der hatte schon 1988 mit den Washington Redskins den Titel geholt. Das war aber zu einer Zeit, in der sich hier in Deutschland nur Hardcore-Fans mit der NFL beschäftigt haben. Auch Internet und Social Media gab es nicht. Deshalb ist Markus Koch etwas im Hintergrund der Geschichte gelandet.
Und nach der Karriere?
Sebastian Vollmers Karriereende fiel in den Beginn des NFL-Hypes in Deutschland. Bei ran Football wurde er schnell als Experte eingesetzt. In der Saison 2019 hat er zusammen mit Markus Kuhn für DAZN alle Monday Night Spiele live kommentiert. Die beiden haben auch einen gemeinem NFL-Podcast. Als Botschafter der NFL für Deutschland ist Sebastian Vollmer sowieso unterwegs – es gibt auch niemanden, der dafür besser geeignet ist. Heute lebt Sebastian Vollmer mit seiner Familie in Florida und ist ins Immobiliengeschäft eingestiegen.