Dem langjährigen Football-Fan ist sicher bekannt, dass z.B. der Quarterback in der NFL per Funk mit seiner Seitenlinie verbunden ist. Er bekommt also direkt in den Helm hinein die nächsten Spielzüge angesagt. Natürlich ist diese technische Hilfe mit einigen Regeln verbunden. Die Idee mit dem Funk im Helm ist eigentlich schon sehr alt, wird aber noch gar nicht so lange genutzt. Seit einigen Jahren haben sogar zwei Spieler eines Teams einen „Mann im Helm“. Wie das alles funktioniert – jetzt:
Zunächst ein Blick in die Geschichte – und der Blick geht ziemlich weit zurück. 1956 ist das Geburtsjahr des Funks im Helm im Football. Damals waren die Cleveland Browns mit ihrem Coach Paul Brown für Innovationen für den Sport bekannt. Zwei Tüftler aus Cleveland hatten die Idee, wie der Coach in einem vollen und lauten Stadion mit dem Quarterback kommunizierten könnte. George Sarles und John Campbell hießen die beiden. Sie haben Paul Brown ihren Plan vorgestellt, der war dafür offen und so zogen sich die beiden zurück, um an der Technik zu arbeiten.
Wie wurde der Funk im Helm entwickelt?
George Sarles und John Campbell bauten einen Prototypen und probierten den in einem Wald bei Cleveland aus. Dumm nur, dass George Sarles mit dem Helm auf dem Kopf einem Polizisten in die Arme lief. Es war 1956 – kalter Krieg – die USA und die Russen wollten das Weltall erobern – Spione überall. Wurde also hier im Wald spioniert? Waren sogar Aliens am Werk? Die beiden Tüftler konnten den Polizisten aber beruhigen und ihm alles erklären. Dabei half auch, dass dieser ein Cleveland Browns-Fan war! Der Test lief erfolgreich und Paul Brown nutzte die neue Technik in einem Preseason-Spiel gegen die Detroit Lions. Die waren davon natürlich gar nicht begeistert.
Das erste Mal in der Regular Season war der Funk im Helm beim ersten Saisonspiel der Browns 1956 gegen die Chicago Cardinals im Einsatz. George Ratterman war der erste Quarterback der Geschichte, der die Ansagen in seinen Helm bekam. Notiz am Rande: Es hat nicht viel geholfen. Die Browns haben mit 7:9 verloren. Ratterman war auch nicht sonderlich glücklich. Denn er hörte über den Funk nicht nur den Coach, sondern auch den Funkverkehr der Taxifahrer in der Stadt! Die anderen NFL-Teams waren auch nicht glücklich über diese Neuerung. Commissioner Bert Bell stoppte den Funk im Helm dann auch schon nach 3 Spieltagen! Die Technik von damals kann heute übrigens in der Pro Football Hall of Fame in Canton/Ohio bestaunt werden.
Fast 40 Jahre später…
Erst zur Saison 1994 wurde der Funk im Helm wieder eingeführt. Die Liga fühlte sich reif für die Technik, die übrigens in den Jahren zuvor in der World League of American Football noch einmal ausgiebig getestet wurde. Im NFL Rule Book ist inzwischen genau festgehalten, wie der Funk im Helm genutzt werden darf. Offiziell heißt das alles „Coach-to-Player System“. Die wichtigsten Punkte aus „Rule 5 – Article 3“ sind:
- Je ein Spieler von Offensive und Defensive (das wurde erst 2008 erlaubt) darf Kontakt mit den Coaches haben. In der Regel sind das der Quarterback und der Middle Linebacker
- Die Kommunikation ist nur einseitig möglich – nur von der Seitenlinie zum Spieler. Antworten geht also nicht
- Der Funk ist möglich, sobald der Schiedsrichter ein neues Down angezeigt hat
- Die Funkverbindung wird automatisch unterbrochen, wenn die Play Clock nur noch 15 Sekunden zeigt oder der Snap gespielt wird
- Spieler mit Funk im Helm sind zu erkennen an einem grünen Punkt auf der Rückseite des Helmes
Die Regeln gehen natürlich noch viel genauer ins Detail. So muss z.B. ein Spieler, der etwa als Wide Receiver und auch als Quarterback eingesetzt wird, für das Spiel zwei Helme haben – also einen mit und einen ohne Funk. Gibt es Wechsel bei den Spielern mit „Knopf im Ohr“, muss das den Schiedsrichtern gesagt werden. Wird das nicht gemacht, gilt das als „Illegal Substitution“ und das Team verliert 5 Yards! Außerdem müssen alle verkabelten Helme vor dem Spiel angemeldet werden.