Am 4. Juni 2022 startet die zweite Saison der European League of Football. Insgesamt 12 Teams sind mit dabei. Ich habe mit dem CEO der Liga, Zeljko Karajica, über die Saisonvorbereitung gesprochen. Über Stadionbesuche mit weniger Corona-Auflagen, über die Planung für die Fernsehübertragungen, über die neue ELF-App und darüber, was ab 2023 passieren soll. Spoiler: Es soll 4 neue Teams aus 4 Ländern geben! Anders als sonst gibt es das Interview mal nicht in Video oder Audio, sondern nur in Textform.
Vor dem Interview noch etwas zur Person Zeljko Karajica: Geboren 1970 in Hamburg, Diplom-Volkswirt und Diplom-Politologe. Karajica war für Plazamedia tätig, für Sport 1 und auch ProSiebenSat1. Er ist Box-Manager und ist über seine Holding involviert in die Fußballteams Austria Klagenfurt und Viktoria Berlin. Im November 2020 wurde Zeljko Karajica CEO der European League of Football und schickte zusammen mit Coach Esume die neue Liga in die erste Saison.
BeimFootball: Herr Karajica, wie laufen die Vorbereitungen für die zweite Saison der European League of Football?
Zeljko Karajica: In Summe ist alles im Lot. Im Detail gibt es bestimmt noch 1.000 kleine Themen, die noch finalisiert werden müssen. Wir sind aber deutlich entspannter und besser aufgestellt, als vor einem Jahr. Da waren wir noch frisch und das Thema Corona war noch viel größer. Wir arbeiten jetzt alles Punkt für Punkt ab und am 4. Juni geht es dann mit dem ersten Spiel los.
Was wird denn alles anders in der neuen Saison?
Was in anderen Sportarten eine Sensation wäre, passiert bei uns: Die Liga vergrößert sich um 50%. In der vorigen Saison sind wir mit 8 Teams aus 3 europäischen Ländern gestartet. Jetzt sind es 12 Teams aus 5 Ländern. Es kommen die Vienna Vikings, Raiders Tirol, Istanbul Rams und Rhein Fire dazu. Dadurch verdoppelt sich auch fast die Anzahl der Spiele – von 43 auf 75. Wir haben auch viel mehr Fernsehpartner an Bord. In Deutschland bleibt es ProSieben MAXX. Auch in den anderen Ländern sind wir gut aufgestellt. Insgesamt können 300 Millionen Europäer unsere Spiele im Fernsehen verfolgen. Es gibt sogar TV-Partner in Ländern ohne Franchise. Etwa in Ungarn, Italien und in China. Da sind wir auf einer der größten Streamingplattformen Asiens vertreten. Außerdem wird es zum Saisonstart auch eine ELF-App geben. Da bekommen Fans News, Videos, Daten oder auch Livestreams.
Noch eine Nachfrage zu Übertragungen in Deutschland. Ändert sich da etwas am Umfang?
Das Free-TV-Spiel am Sonntag bei ProSieben MAXX wird auf jeden Fall bleiben. Am Samstag bleibt es auch beim Spiel auf ran.de. Bei More Than Sports TV laufen auch etwa 20 Begegnungen. Dann gibt es noch den European League of Football Channel bei Samsung und bei Zattoo. Die Rundumversorgung bietet schließlich der European League of Football Season Pass. Da gibt es alle 75 Spiele in HD-Qualität.
Wie voll können denn die Stadien werden? Corona-Auflagen gibt es aktuell ja keine mehr:
Wir hoffen auch, dass es so bleibt. Das Thema Corona wird wohl keine größere Rolle spielen. Wir haben das Ziel in dieser Saison etwa 350.000 Tickets zu verkaufen. Für das Auftaktspiel zwischen Frankfurt Galaxy und Rhein Fire erwarten wir rund 10.000 Kartenverkäufe*. Man hat so ein bisschen das Gefühl, dass sich die Fans nach all den Restriktionen wieder ins Stadion trauen und Entertainment sehen wollen.
Lassen Sie uns über die Istanbul Rams sprechen. Die hatten viele Fans gar nicht auf der Football-Weltkarte.
Das ist schon richtig. Aber: Istanbul hat eine unglaubliche Basis an Spielern. Das Team ist das einzige in der Türkei, das auf diesem Level spielen wird. Das heißt, alle Spieler werden zu den Rams gehen wollen. Da ist sicher niemand dabei, der einfach nur die Punkte abgeben will.
Ich wohne in Berlin. Hier spielen in der neuen Saison zwei Berliner Teams in der GFL – genau wie die Potsdam Royals. Dazu noch Berlin Thunder in der European League of Football. Steht man sich da nicht irgendwann gegenseitig im Weg?
Ich sehe das anders. Ich sage eher: „Lasst uns doch die Sportart wachsen lassen!“ Ich freue mich über jeden Standort, an dem Football eine gewisse Größe erreicht. Das bedeutet doch, dass da Menschen sind, die sich für den Sport interessieren. Für die ist es wahrscheinlich egal, ob es ELF, GFL oder NFL-Football ist. Wichtig ist doch, dass wir die Zielgruppe überhaupt haben. So ist es später auch viel einfach über Sponsoren, Tickets oder Spieler zu diskutieren. Es geht doch nicht darum, wie groß mein Stück vom Kuchen ist. Es geht eher darum, dass der Kuchen überhaupt da ist. Ich würde mir so eine Situation wie in Berlin überall wünschen, wo wir spielen. Denn so könnte die Sportart noch schneller vorankommen.
Wie ist die Stimmung aktuell zwischen GFL und ELF? Voriges Jahr lag da viel schlechte Laune in der Luft
Erstmal muss man sagen, dass wir uns bei dem Thema sehr zurückgehalten haben. Wir versuchen den o.g. Kuchen größer zu machen, den Football professioneller darzustellen. Wir freuen uns auch, dass die NFL mit einem Spiel nach Deutschland kommt. Da stellen wir auch nicht die Frage, was die uns alles damit wegnehmen. Wir befinden uns in einem Korridor des Wachstums. Je mehr da passiert, desto besser. Auch die GFL wird sehen, dass sie von diesem Boom profitieren kann. Denn viele junge Leute bekommen Lust auf Football und gehen in die Vereine. Wichtig ist, dass dieser Sport auf einem Level angekommen ist, der die Sponsoren am Ende dazu bringt in den Football zu investieren – und nicht mehr in den Fußball. Dafür sollten wir grundsätzlich über Football reden. Am Schluss geht es dann darum, wer die bessere Unterhaltung bietet.
Die ELF-Saison 2022 startet nicht nur mit 12 Teams. Es gibt noch ein virtuelles 13. Team…
Rund um den Angriffskrieg in der Ukraine haben wir uns überlegt, wie wir mit unseren bescheidenen Mitteln auch eine Unterstützung leisten können. Deshalb haben wir dieses virtuelle Team geschaffen – die Ukraine Braves. Das Team haben wir gedanklich immer dabei, egal was wir machen. Das Trikot dieses Teams kann man bei allen Spielen kaufen und der gesamte Erlös wird für einen guten Zweck in die Ukraine gespendet.
Eine letzte Frage noch mit Blick auf die Saison 2023. Nach dem, was Commissioner Esume bei Social Media gepostet hat: Welche Teams – außer Mailand – werden wir im kommenden Jahr noch in der ELF sein?
(lacht) Noch haben wir keine neue Mannschaft verkündet. Es ist aber kein Geheimnis, dass wir in Mailand sehr nett aufgenommen worden sind. Wir sind dort mit dem Team und dem Verband in sehr guten Gesprächen. Unser Ziel für 2023 ist es 4 neue Teams aufzunehmen. So wie es im Moment aussieht, werden es 4 Teams aus 4 weiteren europäischen Ländern sein. So hätten wir dann in der dritten Saison der European League of Football insgesamt 16 Mannschaften aus 9 Ländern.
Vielen Dank an Zeljko Karajica für das Interview.
*In einer früheren Version des Textes stand an dieser Stelle: „Für das Auftaktspiel zwischen Frankfurt Galaxy und Rhein Fire sind schon rund 10.000 Karten verkauft worden.“ Das habe ich am 11.05.2022 korrigiert.
2 Antworten
Vielen Dank fürs Posten dieses interessanten Interviews.
Kompliment an ALLE Beteiligten im Interview und in der Erklärung zur ELF. Wünsche euch nach dem schwierigen Start letztes Jahr durch Corona, eine problemlose und spannende Saison in diesem Jahr. Ich bin zwar hauptsächlich Fußballfan, doch durch eure Berichterstattung und dem tollen Sport habt Ihr es geschafft, mich als euren Fan zu gewinnen. Kleines Handicap, die Regeln schnall ich manchmal nicht, doch das wird mit jedem Spiel a bisserl besser….
Viel Glück!!!