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Wie gefährlich ist Football?

Ja, natürlich ist American Football gefährlich. Es ist eine Kontaktsportart. Es geht die meiste Zeit darum andere Mitspieler mittels Körperkraft zu stoppen. Das bringt Gefahren mit sich, die es beim Fußball oder selbst in der Formel 1 so nicht gibt. „Wie gefährlich ist Football?“ – darüber habe ich mit dem Berliner Allgemeinarzt Stephan Bernhardt gesprochen. Er war vor einiger Zeit im Medical Team der San Francisco 49ers.

Wie gefährlich ist Football

Chronische traumatische Enzephalopathie – kurz CTE. Diese Diagnose geistert seit einiger Zeit umher. Eine US-Studie hatte diese Hirnerkrankung bei 110 von 111 getesteten verstorbenen Ex-Spielern festgestellt. CTE kann Demenz, Gedächtnisverlust oder auch Depressionen verursachen. Ausgelöst wird die Krankheit u.a. durch heftige Schläge gegen den Kopf – Alltag für einen NFL-Profi.

Einen Volkssport kann man nicht verbieten

„Das Spiel muss deshalb aber nicht verboten werden“, sagt der Berliner Allgemeinarzt Stephan Bernhardt. „Einen Volkssport wie Football kann man sowieso nicht verbieten. Die Profis müssen aber natürlich entsprechend geschützt werden.“ Die Formel 1 hat es vorgemacht. Früher gehörten Unfälle und sogar Todesfälle zum „Alltag“. Mittlerweile sind die Fahrer im Cockpit fixiert, Überrollbügel schützen bei Unfällen und auch die Strecken sind so sicher, dass es seit Ayrton Senna vor 25 Jahren keinen tödlichen Unfall mehr gab. „Die Formel 1 ist demnach sogar sicherer als American Football“, so Bernhardt.

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Damit im Football schwere Verletzungen minimiert werden können, müssen die Regeln dem Spiel stetig angepasst werden. „Die Aufmerksamkeit muss hoch und die entsprechenden Strafen müssen schwer sein. Das werde zu einem Umdenken und dann auch zu mehr Sicherheit führen“, so der Mediziner. Früher wurde z.B. oft ins Gesichtsgitter gegriffen, was schwere Nackenverletzungen hervorrief. Das wird mittlerweile im Spiel sehr genau beobachtet und auch mit bis zu 15 Yards Strafe belegt. Die Folge: Die Spieler sind vorsichtiger geworden und es passiert immer seltener.

Social Media Entzug zur Heilung?

Seit einigen Jahren gibt es in der NFL auch das sogenannte „Concussion Protocol“, bei dem es um mögliche Gehirnerschütterungen geht. Offizielle Beobachter im Stadion können bei zu heftigen Zusammenstößen das Spiel unterbrechen. Betroffene Spieler werden dann untersucht und im schlimmsten Fall sogar aus dem Spiel genommen. Auch für die Erholung danach gibt es genaue Regeln – vom Social Media-Entzug bis zum überwachten Training. Wer dagegen verstößt, muss mindestens 100.000 Dollar Strafe zahlen. „Auch das wird auf lange Zeit zu einem Umdenken führen“, so Stephan Bernhardt.

Wie gefährlich ist Football für die Gelenke?

Langzeit- oder Folgeschäden am Kopf sind das eine – Knie, Beine, Füße und sämtliche Bänder werden  beim Football natürlich auch extrem beansprucht. Gerade vor kurzem musste Alan Hurns von den Dallas Cowboys unter Tränen vom Feld gebracht werden, als er sich in einer Aktion das linke Sprunggelenk und das Wadenbein zertrümmert hat. Quarterback Alex Smith aus Washington lag nach einem mehrfachen Beinbruch fast 5 Wochen im Krankenhaus und hätte wegen einer Infektion sogar fast das Bein verloren.

„Natürlich sind ungeschützte Körperteile mehr gefährdet als geschützte“, so Bernhardt. „Wer mit dem stabilen Carbon-Helm den anderen Spieler z.B. am Arm trifft, ist zwar selbst sicher, gefährdet aber den Gegner.“ Deswegen sei auch die neue  „Helmet-Rule“ vernünftig.  Danach ist es ein Foul, wenn ein Spieler den Kopf senkt und mit dem Helm voran einen anderen Spieler trifft. Kritiker sahen schon die Grundlagen des American Footballs in Gefahr. Viel wurde zum Start der Saison diskutiert, aber heute ist der Ärger einigermaßen verflogen und die Spieler sind wenigstens ein Stück weit vorsichtiger geworden

Die durchschnittliche Karriere eines NFL-Profis dauert rund 3 Jahre. Wenig verwunderlich sind die Spieler am längsten aktiv, die mit wenig Körperkontakt auskommen. Kicker Adam Vinatieri hat sein erstes Spiel 1996 gemacht und ist heute mit 46 Jahren noch aktiv. Deutschlands erfolgreichster Football-Spieler Sebastian Vollmer musste in seinen nur 7 Profi-Jahren in der NFL einiges wegstecken. Mehrere Kreuzbandrisse, Beinbrüche, Rückenschäden, taube Finger – insgesamt 12 Operationen hat er über sich ergehen lassen. Vollmer sagte mal: „Mein Körper fiel fast auseinander“. Auch deshalb hat er seine Karriere mit Anfang 30 beendet.

Viele Spieler schaffen diesen Absprung aber nicht. Sebastian Vollmer berichtet in seinem Buch „German Champion – die Geschichte meiner NFL-Karriere„, dass Spieler Verletzungen oder Krankheiten ignorieren aus Angst aus dem Team zu fliegen. Der Druck sei immens. So gut wie jeder kann von heute auf Morgen auf der Straße sitzen oder an ein anderes Team abgegeben werden. Da wollen einige keine Schwäche zeigen.

Stephan Bernhardt dazu: „Wenn viel Geld im Spiel ist, wird natürlich über die Gesundheit weggesehen. Viele Profis können nichts anderes als Football spielen, haben maximal ein Studium hinter sich. Sie werden immer spielen wollen.“ Der gewagte Vorschlag des Arztes: „Am besten wäre es vielleicht, wenn jeder Football-Profi einen anderen Job als Backup hätte.“ Das würde etwas an Aggressivität und Selbstüberschätzung herausnehmen. In der Praxis ist das aber natürlich so gut wie unmöglich.

Die NFL selbst muss in Sachen Gesundheit auch immer wieder Kritik einstecken. Der Liga wird oft vorgeworfen mehr für ein sauberes Image sorgen zu wollen, als für gesunde Spieler. So wird z.B. der Spielplan immer mehr aufgebläht. Manchmal liegen nur drei Tage zwischen den Spielen, manche Teams müssen nach London fliegen und 8 Stunden Zeitunterschied verkraften. All das geht auch an die Substanz. „Aber so lange das Geld fließt und der Markt da ist, wird das so bleiben“, sagt Arzt Bernhardt. „Ein Umdenken bei der NFL ist vorerst nicht zu erwarten.

Mit dem richtigen Trainer ist Football für den Nachwuchs okay

Also: „Wie gefährlich ist Football?“ Der Sport ist gefährlich. Wer es als Profi übertreibt und nicht weiß wo die Grenzen sind, muss auch mit den Folgen leben. Allgemeinarzt Stephan Bernhardt rät deshalb Eltern, die Kinder zum Football schicken wollen: „Achten Sie darauf, dass der Trainer Aggressivität und Gesundheit immer im Blick hat, dass er sorgsam mit dem Nachwuchs umgeht – und, dass alle Kinder aufgeklärt werden was ihnen beim Football passieren kann.“ Am sichersten ist die NFL aber noch immer auf dem heimischen Sofa.

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