Auch wenn man schon fast 30 Jahre American Football guckt und verfolgt, es gibt bis heute noch Begriffe und Fachausdrücke, die nicht ganz geläufig sind. So ging es mir die vergangenen Wochen, als über die Zukunft von Odell Beckham Jr. spekuliert wurde. Da war immer wieder der Satz zu hören: „Wenn er das Waiver Wire durchlaufen hat, dann…“. Mittlerweile wissen wir, dass OBJ bei den Los Angeles Rams gelandet ist. Wer aber nicht weiß was „Waiver Wire“ bedeutet, der bekommt jetzt die passende Portion Angeberwissen.
Im Grunde ist es ganz simpel: Waiver Wire – oder einfach nur Waiver – ist eine Liste auf der Spieler geführt werden, die ein Team nicht mehr haben möchte. „To Waive“ ist der englische Begriff für „verzichten“. Da es in der NFL keine Transfers wie beim Fußball gibt und immer alles darauf ausgelegt ist die Liga so ausgeglichen wie möglich zu halten, gibt es dieses Waiver System. Das ist von der NFL und über das CBA ausgehandelt und festgeschrieben worden. Wer sich den exakten Wortlaut geben möchte, der guckt einfach ins NFL Rulebook. Aber wie genau geht das alles nun?
Waiver Wire – eine Art Wechselbörse
Ein Teamwechsel in der NFL ist einerseits bis zum Ablauf der Trading-Deadline möglich. Das ist immer nach Woche 8 der Saison. Ein Wechsel über Waiver Wire ist länger möglich. In der Regel beginnt die „Waiver Period“ nach dem ersten „Business Day nach dem Super Bowl“, so die genaue Definition. Sie endet mit dem Ende der Regular Season. Wenn ein Team jetzt z.B. Spieler „Klaus Dieter“ nicht mehr haben möchte – aus welchen Gründen auch immer – kann dieser auf die Waiver Liste gesetzt werden und alle anderen 31 Teams könnten Klaus Dieter verpflichten. Jetzt beginnen aber die spannenden Details.
Wenn nur ein anderes Team Interesse an dem Spieler hat, dann kann dieses die Verhandlungen aufnehmen. Wichtig dabei: Der Spieler würde seinen Vertrag vom Ex-Team „mitbringen“. Der Vertrag gilt also weiter. Laufzeit und Gehalt inklusive. Haben mehrere Teams Interesse an Klaus Dieter, darf aber trotzdem nur ein Team verhandeln. Bis einschließlich der Woche 3 der Regular Season darf dies das Team machen, das im vorangegangenen Draft am weitesten oben stand – also anders gesagt: Sehr schlecht war. Ab Woche 4 geht es nach einem extra Waiver Ranking, das auf der aktuellen Sieg-Quote in der NFL basiert. Bedeutet also: Klaus Dieter darf nur von dem Team zu Gesprächen eingeladen werden, das die schlechteste Siegquote zu dem Zeitpunkt hat. Ihr seht: Es geht immer darum die Liga ausgeglichen zu halten.
Wie geht es weiter?
Kann sich ein Team mit Klaus Dieter einigen, dann darf er dorthin wechseln. Gibt es innerhalb von 24 Stunden keinen „Claim“, also keine „Einigung“, wird Klaus Dieter offiziell zum Free Agent. Das alles geht natürlich nicht zu jeder Zeit und mit jedem Spieler in der Liga. Zum Waiver können nur Spieler werden, die weniger als 4 Jahre in der NFL sind. Auch das ist genau definiert: Als ein Jahr wird hier gewertet, wenn Klaus Dieter mindestens 6 Spiele pro Saison im 53er-Kader stand. Und es wird noch bunter: Nach Ablauf der Trading Deadline, also nach Woche 8, sind alle Spieler Waiver, egal wie lange sie schon dabei sind. Noch mehr Sonderregelungen gibt es für Verletzte. Aber das würde nur noch mehr verwirren!